Wiehag baut den höchsten Holz-Hybrid-Turm der Welt
ALTHEIM. Der Altheimer Holzbauspezialist Wiehag zählt zu den führenden Unternehmen im Bau der größten Holzhochhäuser weltweit. Aktuell wird an der nächsten großen Pionierleistung gearbeitet: dem größten Holz-Hybrid-Turm der Welt.

Der 182 Meter hohe Atlassian Central in Sydney soll Ende 2026 fertiggestellt sein. Das 39-stöckige Gebäude soll den Beginn einer neuen Ära im nachhaltigen Design und im Holzbau markieren.
Das Gebäude ist ein Eigentum von Atlassian und Dexus und wird im Rahmen eines Joint Ventures von Built und der Obayashi Corporation errichtet. Nach einem mehrjährigen Auswahlverfahren wurde Wiehag mit der technischen Beratung, der 3D-Modellierung und Werkplanung sowie der Fertigung und Lieferung von Brettschichtholz- und Brettsperrholzelementen inklusive vorgefertigter Brandschutzverkleidungen beauftragt.
Ambitionierte Ziele
Beim Design wurden ambitionierte Nachhaltigkeitsziele gesetzt. Geplant ist ein Fassaden-Photovoltaiksystem und eine Kombination aus mechanischer sowie natürlicher Belüftung. Die Holzstruktur von Wiehag soll wesentlich dazu beitragen, die Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Denn die „grauen Emissionen“, die bei der Materialherstellung entstehen, sollen bei Unterbau, Tragwerk und Fassaden gegenüber einem konventionell errichteten Turm um 50 Prozent reduziert werden.
Besonderes Exoskelett
Eine Besonderheit ist auch das Design des Exoskeletts. Es umfasst sieben Holzzonen, die jeweils ein natürlich belüftetes Atrium als Parkraum im Norden integrieren.
„Atlassian Central ist ein Statement für Nachhaltigkeit und Innovation. Wir sind stolz darauf, mit unserer Ingenieurskunst und Produktionsexpertise eine zentrale Rolle in einem Projekt zu übernehmen, das die Grenzen des Holzbaus neu definiert“, sagt Erich Wiesner, der das Familienunternehmen in fünfter Generation führt.
Hochhäuser aus Holz
Wiehag wurde 1849 gegründet, ist mittlerweile einer der führenden Holzbaubetriebe weltweit und spezialisierte sich auf Holzbaulösungen für zukunftsweisende Gebäudeideen – darunter auch Holzhochhäuser. Das Unternehmen machte mit prestigeträchtigen Bauten auf sich aufmerksam.
Das erste Hochhaus aus Holz wurde in Brisbane gebaut. Viele weitere Projekte folgten, wie das höchste Holzgebäude Asiens, die Nanyang Technological University in Singapur, oder das höchste Holz-Hybridhochhaus in den USA, der Ascent Tower in Milwaukee. Weitere Vorzeigeprojekte sind etwa die Volvo World in Schweden oder die Macallan Distillery in Schottland. 2023 wurde für Edeka Deutschlands größtes Zentrallager aus Holz gebaut.
Aktuelle Projekte
Und die Nachfrage nach großen Strukturen im Holzbau steigt. Bis 2027 ist Wiehag bereits voll beschäftigt. Neben dem Atlassian Central wird unter anderem das Siemens Atrium in Berlin oder für Breuninger in Stuttgart gebaut. In den Niederlanden wird außerdem das Anna-Lindh-Haus und ein 155.000 Quadratmeter großes Logistikzentrum mit einer Länge von 557 Metern errichtet. 1.500 Sondertransporte verlassen im Jahr das Unternehmen, wie Produktionsleiter Andreas Hellinger berichtet.
Baumaterial der Zukunft
Wiesner ist überzeugt: Holz ist das Baumaterial der Zukunft. Zwischenzeitlich wurde es von vermeintlich modernen Materialien, wie Stahl und Beton, verdrängt. Jetzt spürt man aber wieder Aufwind im Holzsektor.
Während Holz früher einen preislichen Nachteil gegenüber Stahl und Beton hatte, ändert sich das jetzt. Letztere benötigen viel Energie in der Produktion. Diese wird immer teurer. In Zukunft könnte es zudem zu einer CO2-Bepreisung kommen.
Holz als CO2-Speicher
Zwölf Prozent der weltweiten CO2-Emissionen stammen laut Wiesner aus der Produktion von Baumaterial. Im Vergleich: Der weltweite Flugverkehr verursacht nur 3,5 Prozent der Emissionen.
Holz hat hierbei einen entscheidenden Vorteil gegenüber anderen Materialien. Bäume speichern CO2 über ihre gesamte Lebensdauer hinweg. Das im Gebäude verbaute Holz übernimmt diese Speicherfunktion – der Holzbau leistet so einen Beitrag zum Klimaschutz.
„Eine Tonne Stahl verursacht einen CO2-Ausstoß von 1.500 kg. Bei uns hingegen bedeutet ein Kubikmeter Holz 677 kg gespeichertes CO2“, sagt Wiesner. Für viele der von Wiehag produzierten Bauten war das Thema Nachhaltigkeit ein entscheidender Grund für die Wahl des Materials.
Wertvoller Abfall
Bei Wiehag werden außerdem auch die Abfallprodukte verwertet. Die durch die Holzvergasung entstehende Kohle wird beispielsweise als Düngemittel oder für medizinische Zwecke verwendet.
In Österreich wächst der Wald – und hat laut Wiesner im Grunde seine Kapazitätsgrenzen erreicht. Eine weitere Speicherung von CO2 sei somit nur durch eine Verjüngung des Waldes möglich. „Zielführend wäre es, daraus möglichst langlebige Holzprodukte zu machen.“
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