Seelsorger aus Enns kritisiert die Haltung der römisch-katholischen Kirche zum Pflichtzölibat
ENNS. Am Valentinstag beschenken sich Verliebte und Verheiratete als Zeichen ihrer gegenseitigen Zuneigung. Doch nicht jedem steht es frei, eine partnerschaftliche Beziehung einzugehen.
Harald Prinz ist verheirateter Seelsorger und leitet seit zehn Jahren die Pfarre St. Laurenz. Seine Frau und seine beiden Kinder sind ebenfalls in der Pfarre aktiv. Gattin Ulli spielt die Orgel in der Pfarrkirche. Tochter Marlies leitet die Ministrantengruppe und macht Führungen in der Basilika. Sohnemann Adrian ministriert und spielt in der Fußballmannschaft der Jungschar. „Ich erlebe Ehe und Familie in meiner Tätigkeit nicht als Hindernis, sondern als Bereicherung und Stärkung“, sagt der 47-Jährige.
Priester mit Familie
In den orthodoxen und den katholischen Ostkirchen gibt es keinen Pflichtzölibat. Prinz ist überzeugt, dass auch das Priestertum in der römisch-katholischen Kirche wunderbar in Verbindung mit Ehe und Familie funktionieren würde. „In Rumänien habe ich einen jungen Priester kennengelernt, der ein sehr guter Seelsorger war. Keiner hat sich darüber beschwert, dass er verheiratet ist“, sagt Prinz.
Keine Entscheidungsfreiheit
Schon als Student kam die Priesterweihe für ihn nicht infrage. „Mir hat die Entscheidungsfreiheit gefehlt. Die Bedingung, ehelos zu bleiben, war für mich nicht stimmig“, erklärt er. Das Argument, nur durch das Zölibat könne sich ein Priester vollständig auf seine Aufgaben konzentrieren, hält Prinz für falsch. „Dann müssten auch Ärzte und Bürgermeister ehelos bleiben“, meint er.
Angst vor Veränderung
Prinz geht es weniger um das Image der römisch-katholischen Kirche als um die Themen Menschenwürde und Ehrlichkeit. „Pfarrer, die eine Freundin haben, müssten ihre Beziehung nicht mehr geheim halten. Mehr Ehrlichkeit würde der römisch-katholischen Kirche gut tun“, ist er überzeugt. An zentralen Stellen der Kirche herrsche jedoch zu viel Angst vor Veränderung.
Sex ein Geschenk Gottes
Warum die römisch-katholische Kirche am Pflichtzölibat festhält, liege hauptsächlich an ihrem verkrampften Verhältnis zur Sexualität. Erst in den vergangenen Jahrzehnten habe sich das gebessert. „Papst Franziskus hat bei einer Audienz vor zwei Jahren gesagt: „Die Sexualität, der Sex, ist ein Geschenk Gottes. Kein Tabu“. Ich habe auch den Eindruck, dass immer mehr Bischöfe für die Öffnung des Zölibats sind“, so Prinz. Enttäuschend für viele kam daher die Absage des Papstes zur Amazonas-Synode. Diese hätte verheirateten Männern in abgelegenen Amazonas-Regionen ermöglicht, zum Priester geweiht zu werden.
Kirche anders denken
„Man kann diese Entscheidung bedauern. Der Papst löst unser Problem nicht. Aber vielleicht ist das auch die Einladung, Kirche nicht nur vom Priesteramt her zu denken und auch das Sakramentenverständnis zu weiten. Wir haben da ja tatsächlich längst schon begonnen, neue Wege zu beschreiten und diese sollten wir vertrauensvoll weitergehen, ohne immer nur ängstlich nach Rom zu blicken. Der Heilige Geist ist da, wo Menschen ihren Glauben leben, und das sollte uns Unterstützung genug sein, da, wo wir sind, Kirche zu gestalten“, sagt Prinz.
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