ENNS. Der Techniker Rainer Troppmann befuhr den Ennsfluss von Altenmarkt im Pongau bis zur Mündung in seiner Heimatstadt. Die achttägige Reise war ein Naturerlebnis der besonderen Art.
Von der Quelle in den Radstädter Tauern bis zur Mündung in die Donau in Enns sind es 254 Kilometer. Die Enns ist somit der längste Fluss, der ausschließlich auf österreichischem Staatsgebiet liegt. Auf dem langen Weg durch Salzburg, die Steiermark und Oberösterreich durchfließt sie unterschiedlichste Landschaften, ein Grund für Rainer Troppmann, sich im Sommer auf ein großes Abenteuer einzulassen. Bereits als Student packte Rainer gerne das Surfbrett ein und fuhr mit seinem Bruder in den Süden, um dort über die Wellen zu gleiten. Auf Pauschalurlaube verzichtet der Verkaufsleiter einer Solaranlagenfirma gerne, zu groß ist der Reiz, etwas Außergewöhnliches zu unternehmen. Mit dem Stand-Up-Paddle (SUP) den längsten Binnenfluss des Landes zu befahren, bot sich geradezu an.
Buch als Inspiration
„Ich habe im Winter ein Buch über eine Donaureise mit dem SUP gelesen, das hat mir Lust auf ein ähnliches Abenteuer gemacht. Die Enns verbindet meinen früheren Wohnort im Pongau mit meiner aktuellen Heimat Enns“, erzählt Troppmann. Mit der Bahn ging es von Enns nach Altenmarkt im Pongau, wo die Flussreise am Nachmittag begann. Bereits der erste Tag begann mit einem Missgeschick: die Finne brach ab und das Board lag nicht mehr stabil im Wasser. Nach 23 Kilometern war der erste Übernachtungspunkt in Schladming erreicht. Am nächsten Tag konnte auch, nach einer Rast beim Badesee Aich, eine neue Finne besorgt und die Reise fortgesetzt werden. Der dritte Tag begann mit einem weiteren Ärgernis: Am Campingplatz wurde das Akkupack samt Kabel gestohlen, dafür wurde Rainer Troppmann mit einem herrlichen Frühstücksbuffet und einem herrlichen Panoramablick ins Gesäuse entlohnt. Mit 39 Kilometern war es auch die längste Tagesetappe der Tour.
Autostopp als Alternative
Den Weg durch das Gesäuse legte Troppmann per Autostopp zurück, da die Fahrt mit dem SUP auf der Wildwasserstrecke zu gefährlich gewesen wäre. Nach der Gesäusestrecke hat die Enns viel von ihrer Wildheit verloren. Zahlreiche Stauwerke, Temperaturen bis zu 34° Celsius, Gewitter und Gegenwind erschweren die Weiterfahrt. Am sechsten Tag war Steyr erreicht, die Stadt, in der Troppmann acht Jahre die Schulbank drückte. Mit dem SUP ging es über den Stadtplatz direkt zum Steyrer Stadtfest, bevor am nächsten Tag das große Finale starten konnte.
Emotionaler Abschluss
Von Steyr waren es nur mehr 28 Kilometer, die nicht leicht zu bewältigen waren. In den Stauseen herrschte wenig Strömung und es war drückend heiß. Nach der Unterquerung der Autobahnbrücke war auch schon der Stadtturm in Sicht. „Mir drückte es die Tränen heraus, als ich das Brett direkt bei meinem Grundstück aus der Enns hob.“ Für Troppmann war es ein emotionaler Moment, als er nach 208 Kilometern und acht Tagen wieder seine Heimatstadt erreichte. „Wer ein Abenteuer vor der Haustüre erleben möchte, dem empfehle ich diese Tour unbedingt. Die Enns hat zwei völlig unterschiedliche Abschnitte. An der oberen Enns gibt es keine Kraftwerke, man kann sich in klarem Wasser von der Strömung treiben lassen. Ab Hieflau folgt ein Stausee dem anderen und man muss oft mühsam einen Weg suchen, um die Stauwerke zu umgehen“, erklärt Troppmann, der bereits das nächste Abenteuer im Kopf hat.
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