Mit Pferden Inklusion leben – Florianer Verein Rückenwind bringt alle Kinder zusammen
ST. FLORIAN. Zwischen Pferdehufen und Kinderlachen entsteht in St. Florian etwas Besonderes: Ein Ort, an dem Inklusion ganz selbstverständlich gelebt wird. Mit ihrem neu gegründeten Verein „Rückenwind“ möchte die Reittherapeutin Andrea Hörtenhuber Kindern mit und ohne Beeinträchtigung die Möglichkeit geben, ein gemeinsames Hobby zu teilen – die Liebe zu Pferden.
Wenn Andrea Hörtenhuber über ihre Pferde spricht, leuchten ihre Augen. „Die Pferde nehmen jeden Menschen so, wie er ist – egal ob jemand eine Beeinträchtigung hat oder nicht“, sagt die Reittherapeutin aus St. Florian. Ende März dieses Jahres hat sie gemeinsam mit ihrem Mann Benjamin den gemeinnützigen Verein „Rückenwind – für pferdegestützte Förderung, Inklusion und Resilienz“ gegründet.
Das Ziel: Kinder mit und ohne Beeinträchtigung zusammenbringen, ihnen gemeinsame Erlebnisse schenken – und damit Selbstvertrauen, Begegnung und Leichtigkeit fördern.
Ein Ort, an dem alle willkommen sind
Die Idee dazu entstand aus einer ganz persönlichen Erfahrung. Andreas Tochter Annika lebt mit einer schweren körperlichen und geistigen Beeinträchtigung. „Es ist unglaublich schwierig, Freizeitangebote zu finden, bei denen Kinder mit und ohne Beeinträchtigung gemeinsam teilnehmen können“, erzählt sie. „Meist heißt es dann: 'Das geht schon, aber da müssen die Eltern – Mama oder Papa – oder eine Betreuungsperson mit.' Genau das wollten wir ändern.“ Beim Verein Rückenwind werden die Angebote bewusst so gestaltet, dass alle Kinder teilnehmen können. Wo zusätzliche Betreuung nötig ist, organisiert der Verein entsprechendes Betreuungspersonal. „So sollen Eltern auch einmal entlastet werden. Sie wissen: Mein Kind kann mitmachen, und es ist gut betreut.“
Das Pferd als Brücke zwischen den Welten
Im Mittelpunkt steht dabei nicht das Reiten selbst, sondern die Begegnung mit dem Tier: Pferde striegeln, füttern, führen oder einfach Zeit im Stall verbringen.
„Es geht um echte, analoge Erfahrungen – in einer Welt, in der vieles digital geworden ist“, sagt Hörtenhuber. „Ein Pferd bewertet dich nicht. Du musst nichts leisten, du darfst einfach sein. Das stärkt das Selbstbewusstsein und schafft Vertrauen.“ Auch Kinder ohne Beeinträchtigung profitieren: Sie erleben, dass Vielfalt normal ist, und bauen Hemmschwellen ab. „Viele wissen nicht, wie sie Kindern mit Einschränkungen begegnen sollen. Durch die gemeinsame Aktivität wird das selbstverständlich.“
Kleine Schritte mit großer Wirkung
Vier Pferde – drei Islandpferde und ein Fjordpferd – stehen in Oberndorf, St. Florian, für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen bereit. Der erste inklusive Pferdenachmittag fand bereits im Sommer statt, weitere Workshops folgen in den Herbstferien. Ein besonderes Highlight steht Anfang November bevor: Andrea reitet als Heiliger Martin in den Florianer Kindergarten und in die Lebenshilfe-Einrichtung: „Die Lebenshilfe freut sich immer besonders über den Besuch der Kindergartenkinder mit dem Martinspferd, das gemeinsame Singen und die herzliche Begegnung.“
Mit Herzblut und Eigeninitiative
Der Verein steht auf eigenen Beinen – ohne große Trägerorganisation oder Fördergelder. „Natürlich ist es eine Herausforderung, das alles zu finanzieren und die nötigen Ressourcen zu schaffen“, sagt Hörtenhuber. „Aber irgendwo muss man einfach anfangen.“ Gemeinsam mit der Elementarpädagogin Laura Wenger und ihrem Mann Benjamin bildet sie das aktive Team des Vereins.
Vor ein paar Tagen ging die neue Website www.pferdunddu.com/rueckenwind online. Dort sind künftig alle Angebote und Termine zu finden.
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