Modernste Kunststoffsortieranlage wurde im Ennshafen eröffnet
ENNS. Im Rohstoffpark der Firma Bernegger ging nach einem mehrmonatigem Probelauf eine neue Anlage offiziell in Betrieb. Am Freitag, 28. Juni erfolgte im beisein von Klimaschutzministerin Leonore Gewessler von den Grünen und Landeshauptmann Thomas Stelzer von der ÖVP die feierliche Eröffnung von TriPlast.
Ab dem Jahr 2025 ist die gemeinsame Sammlung von Kunststoff- und Metallverpackungen österreichweit verpflichtend. Bereits jetzt werden im Gelben Sack und der Gelben Tonne Plastikflaschen, Joghurtbecher, Tuben, Obsttassen, Verpackungsfolien, Getränkekartons, Getränkedosen und viele andere Verpackungsmaterialien gesammelt. Diese Leichtverpackungen können ab nun im Ennshafen sortiert und einer Wiederverwertung zugeführt werden. Laut EU-Vorgaben sollen zukünftig 50 Prozent der Materialien wiederverwertet werden, aktuell liegt die Quote in Österreich bei etwa 25 Prozent. Das Recycling von Kunststoff ist nicht einfach, denn es gibt zahlreiche unterschiedliche Kunststofftypen. Zudem bestehen viele Verpackungen aus mehreren Materialien und sind oft verunreinigt. Nach der Anlieferung werden die Abfälle aus den Sammlungen von ARA und dem Grünen Punkt zuerst händisch vorsortiert.
Moderne Technik im Einsatz
In einem Trommelsieb werden die Abfälle nach Größe sortiert und Folien mit einem Gebläse abgesaugt. Mittels modernster Nahinfrarotsensorik und unter Zuhilfenahme von Künstlicher Intelligenz bereitet die Anlage voll digitalisiert Rohstoffe auf und erzielt eine deutlich höhere Ausbringung bei gleichzeitig gesteigerter Qualität. Die Sensoren erkennen, analysieren und trennen sortenrein 24 verschiedene Wertstoffe. Somit kann eine Sortiertiefe von etwa 80 Prozent erreicht werden. Am Ende des Sortiervorgangs werden die Abfälle zu etwa einer Tonne schweren Ballen gepresst. Die Verpackungen können anschließend für die Herstellung neuer Verpackungen oder anderer Produkte wie Shampoo-Flaschen, Kanister, Folien oder Bauteile für die Automobil- und Elektroindustrie verwendet werden.
Größte Anlage in Europa
Das Kreislaufwirtschaftsprojekt im Ennshafen hat eine Kapazität von 100.000 Tonnen Kunststoff- und Metallverpackungen pro Jahr und soll in Zukunft die Hälfte der österreichischen Sortierkapazität abdecken. Durch das Investment von 65 Millionen Euro werden mehr als 60 neue Jobs geschaffen.
„Österreich hat sich zum Ziel gesetzt, das Recycling von Kunststoffverpackungen bis 2025 zu verdoppeln. Die neue Sortieranlage leistet hierfür einen wichtigen Beitrag, weil sie Materialien für das anschließende Recycling aufbereitet und so die wertvollen Rohstoffe nicht verloren gehen. Die neue Anlage ist damit ein wichtiger Baustein für die österreichische Kreislaufwirtschaft und stärkt gleichzeitig den Klimaschutz“, freute sich Klimaschutzministerin Leonore Gewessler von den Grünen.
Für Landeshauptmann Thomas Stelzer von der ÖVP hat das Projekt eine große wirtschaftliche Bedeutung: „Von TriPlast profitiert nicht nur die Umwelt, sondern auch der Arbeits- und Wirtschaftsstandort Oberösterreich nachhaltig. Es ergeben sich große Marktchancen für den Industriestandort Oberösterreich, das stärkt unsere Position als europäischer Innovationsvorreiter im Bereich der nachhaltigen Industrie.“ ARA Vorstandssprecher Harald Hauke betont die Zusammenarbeit: „Mit unserer strategischen Partnerschaft und dem grenzüberschreitenden Joint Venture rüsten wir Österreich und die EU für die Recyclingquoten ab 2025. TriPlast schafft unglaubliche 20 Tonnen pro Stunde und ist dreimal so groß wie bestehende Anlagen in Österreich. Wir wollen damit die Rohstoffabhängigkeit Österreichs reduzieren und der Industrie hochwertige Rohstoffe zur Verfügung stellen.“
Optimale Infrastruktur
Für Geschäftsleiter Kurt Bernegger hat der Firmenstandort eine wichtige infrastrukturelle Bedeutung: „Der Standort am oberösterreichischen Ennshafen erlaubt eine trimodale Anbindung per Lkw, Schiene und Schiff. Der Anlagenverbund am Standort ermöglicht eine autarke Versorgung mit nachhaltiger Energie. Dadurch stellen wir emissionsarm und klimafreundlich Sekundärrohstoffe für eine gelungene Kreislaufwirtschaft zur Verfügung und übernehmen gemeinsam Verantwortung für unsere Umwelt und die kommenden Generationen.“ Laut Laurent Auguste vom Grünen Punkt ist die Anlage ein wichtiger Schritt zur Bekämpfung der Ressourcenknappheit in Europa.
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