Schwein gehabt: Zwei Brüder wollen Fleischkonsum revolutionieren
ESCHENAU/GUNSKIRCHEN. Auf eine besonders „schweinische“ Idee kamen die Brüder Markus und Hannes Kriegner aus Eschenau und Gunskirchen. Sie wollen mit ihrem Projekt den Fleischkonsum aus der Region revolutionieren und haben eine völlig neue Form der Schweinemast ins Leben gerufen.
Genuss aus der Region und in bester Qualität gewinnt immer mehr an Bedeutung. Konsumenten werden kritischer und wollen wissen, was da täglich auf ihren Tellern landet. Ein Projekt aus Eschenau geht hier noch einen Schritt weiter: Menschen können ihrem zukünftigen Schweinebraten oder ihrem Schnitzel beim Wachsen zusehen, das Schwein selber füttern und umsorgen –ohne dabei einen eigenen Bauernhof besitzen zu müssen und ohne tägliche Stallarbeit zu verrichten.
Zwei Brüder, eine Idee
Was kommt heraus, wenn sich zwei Brüder, einer Landwirt, der andere Informatiker, zusammentun und an einer neuen Idee in Sachen Fleisch-Konsum basteln? Eine Plattform mit dem Namen „Mein Schwein“. Hier wird der Endverbraucher selbst zum „virtuellen“ Landwirt und kann sein Essen, bevor es auf den Tellern landet, fünf Monate lang selber füttern, beobachten und beschäftigen. Markus Kriegner betreibt eine Landwirtschaft in Eschenau, sein Bruder Hannes führt in Gunskirchen (Bezirk Wels-Land) ein Unternehmen für Zutrittskontrollsysteme – gemeinsam werden sie in Eschenau einen Musterstall bauen, mit dem das Projekt starten soll.
Vom Futter bis zum Spielball
Und so funktioniert „Mein Schwein“: Der Konsument kann sich ein bis vier Schweine kaufen und ab diesem Zeitpunkt die Grundfütterung des Tieres selbst beeinflussen. Inklusive Futter für fünf Monate zahlt der Konsument 550 Euro. „Wenn ich ein Schwein kaufe, habe ich den Jahresbedarf an Fleisch gedeckt“, meint Hannes Kriegner. Man setze laut dem Geschäftsführer auf Regionalität, es müsse aber nicht zwingend bio sein. 100prozentige Genfreiheit sei aber garantiert. Der Käufer bestimmt ob das Fleisch des Tieres am Ende eher mager sein oder es mehr Fett anlegen soll. Zudem ist es möglich zusätzlich Erdäpfel, Milch oder andere Nahrungsmittel zum Futter zu ergänzen. Auch Spielbälle oder Beißringe können dem Tier gekauft werden. Die Schweinebuchten sind videoüberwacht. So können die Konsumenten „ihr Essen“ täglich beobachten und beim Wachsen zu sehen. Dabei handelt es sich um eine Edelschwein-Rasse. „Für uns ist natürlich wichtig, dass sich das „Mein Schwein-Fleisch“ von anderen unterscheidet“, erklärt Hannes Kriegner.
Neue Form der Schweine-Mast
Es handelt sich dabei um eine neue Form der Schweinemast, bei der Konsumenten sowie Landwirte eng miteinander zusammenarbeiten, um so das Vertrauen in die Landwirtschaft zu verbessern, aber auch das Tierwohl zu steigern. Bei der Verwertung hat der Kunde die Möglichkeit, sich sein Schwein als Ganzes oder seinen Ansprüchen gerecht zerlegt, verarbeitet und verpackt zu bekommen. Ansprechen wollen die Brüder mit ihrer Idee unter anderem Landwirte, die in den letzten Jahren ihren Betrieb schließen mussten oder in naher Zukunft noch zusperren würden. Mit dem „Mein Schwein“-Konzept würde laut Kriegner ein Landwirt mindestens das Fünffache für ein Tier einnehmen. Lediglich die Fütterung sei etwas aufwändiger, da der Konsument hier mitredet. Nach fünf Monaten bringt das Edelschwein 70 bis 80 Kilogramm auf die Waage und kann geschlachtet werden. Diese übernimmt ein örtlicher Metzger in der Nähe des „Mein Schwein“-Stalles.
Ziel: 100 „Mein Schwein“-Betriebe in Österreich
Ende August soll der Spatenstich für den ersten „Mein Schwein“-Betrieb in Eschenau stattfinden. Nach zwei Monaten Bauzeit können die ersten Ferkel einziehen. Ziel wäre, dass sich in jedem Bezirk zumindest ein Mein Schwein-Stall befindet um eine flächendeckende Versorgung und einen Zustellradius von unter 50 Kilometer zu erreichen. Die ersten Schweine kann man ab September vorbestellen und Ende Oktober werden sie in den neu errichteten Musterstall in Eschenau eingestellt.
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