Blaudruck: länderübergreifende Bewerbung für UNESCO-Liste war der Geniestreich
GUTAU. Mit Riesenfreude hat man in der Färbergemeinde auf die Nachricht reagiert, dass der Blaudruck in die „repräsentative internationale UNESCO-Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit“ aufgenommen wurde.
„Dieser Erfolg ist vor allem der multinationalen Einreichung zu verdanken, weiß Färbermuseums-Obmann Alfred Atteneder. Im März 2017 unterzeichnete der damalige österreichische Kulturminister Thomas Drozda mit hochrangigen Vertretern aus Deutschland, Slowakei, Tschechien und Ungarn die multinationale Einreichung der Tradition Indigo-Handblaudruck.
Geniestreich länderübergreifende Bewerbung
Schon vor rund zwei Wochen war durchgesickert, dass die nötigen Expertengutachten für eine Aufnahme in die UNESCO-Liste positiv ausgefallen sind. Der Geniestreich bestand in der länderübergreifenden Bewerbung, die schon beim Färbermarkt 2016 vereinbart worden war. „In allen fünf Antragsstaaten war der Blaudruck bereits in den nationalen Verzeichnissen des immateriellen Kulturerbes gelistet“, berichtet Alfred Atteneder. Mit der Aufnahme in die internationale Liste rangiert der Blaudruck nun in Österreich auf einer Ebene mit der Spanischen Hofreitschule, der Falknerei und dem Imster Schemenlauf.
Urkunden-Übergabe kommenden Mittwoch
Die Gutauer bekamen nach der Bekanntgabe der Entscheidung eine Unmenge an Glückwünschen. „Sogar der Präsident der Stille Nacht Gesellschaft in Salzburg hat uns gratuliert und gemeint, seine Organisation bewirbt sich seit 15 Jahren erfolglos“, so Atteneder. Eine rund 20-köpfige Delegation aus Gutau wird die Urkunde am Mittwoch, 12. Dezember, in Schladming entgegen nehmen.
Blaufärberei für Alte Schule bewilligt
Und noch einen zweiten Anlass zur Freude gibt es: In der Alten Schule gegenüber dem Färbermuseum kann dank eines bewilligten Interreg-Projekts eine Blaufärberei für Seminare eingerichtet werden. Auch die Kunstuni und das Museum für angewandte Kunst sind interessiert, diese neue Infra-struktur in Gutau zu nützen. Im Obergeschoß des Färbermuseums werden dazu günstige Unterkunftsmöglichkeiten für Studierende eingerichtet.
Nur zwei Blaudruck-Färbereien übrig
In Österreich gibt es noch zwei Färbereien, die nach der alten Tradition den Blaudruck herstellen. Die Blaufärberei Koo aus dem Burgenland und die Blaudruckerei Wagner aus Bad Leonfelden, die mit ihren alten Handmodeln wunderschöne Blaudruckstoffe aus Mühlviertler Leinen herstellen. Seit mehr als drei Jahrzehnten gibt es in Gutau das Färbermuseum, im welchem die Technik des Blaudrucks gezeigt wird, die von der Färberfamilie Zötl hier über mehrere Generationen angewandt wurde.
Seit drei Jahrzehnten um Vernetzung bemüht
Alfred Attneder: „Wir freuen uns darüber natürlich sehr über die Aufnahme in die internationale UNESCO-Liste und sehen das als Krönung unserer Bemühungen, mit dem Färbermuseum Gutau die Tradition des Blaudrucks zu erhalten. Seit drei Jahrzehnten bemühen wir uns, die letzten Blaufärber Europas zu vernetzen und die Tradition und die Technologie der Blaudrucks zu erhalten. Seit 2010 gibt es in Gutau den „Internationalen Färbermarkt“ bei dem es gelungen ist, Blaufärber aus dem europäischen Zentralraum nach Gutau zu holen, damit sie hier gemeinsam ihre Blaudruckstoffe anbieten können. Jährlich pilgern bis zu 7.000 Besucher zu diesem Färbermarkt ins Mühlviertel, der zu den schönsten Handwerksmärkten Österreichs zählt.“
Jeweils am Vorabend zum Färbermarkt laden die Gutauer zu einem Treffen der europäischen Blaufärber in ein Gasthaus ein. Damit ist eine gute Vernetzung und Internationalisierung der europäischen Blaufärber gelungen, die jetzt mit der Aufnahme auf die UNESCO-Liste den Höhepunkt fand.
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