Weitere Angebote

Sociale Medien

Kontakt

Wo der Notfall Alltag ist: Freistädter Quartett in der Rettungsleitzentrale

Mag. Claudia Greindl, 30.11.2016 14:22

FREISTADT/LINZ. „Rotes Kreuz, Notruf“ – Rund 1000 Mal pro Tag melden sich so die Mitarbeiter der Rettungsleitzentrale (RLZ) des Roten Kreuzes in Linz. Zu den 25 Frauen und Männern, für die der Notfall Alltag ist, gehören vier Freistädter. Tips hat ihnen an ihrem Dienstort einen Besuch abgestattet.

  1 / 3   Siegfried Höller, Josef Schübl, Edith Pointner und Michael Fenzl (v. l.) sind das Freistädter Quartet in der Rettungsleitzentrale in der LInzer Körnerstraße. Fotos: Greindl

Auf acht Monitoren blinken unzählige Angaben, erscheinen Landkarten, laufen Daten zusammen: Der erste Eindruck ist der einer High-Tech-Kommandozentrale. Wer hier arbeitet, braucht wache Sinne und starke Nerven. „Es ist schon ein stressiger Job, aber man gewöhnt sich daran“, sagt Michael Fenzl. Der Freistädter, er hat sein 25-jähriges Dienstjubiläum beim Roten Kreuz schon gefeiert, ist der Dienstälteste aus dem Quartett der Freistädter Leitzentralen-Mitarbeiter. „Mit einer kurzen Unterbrechung arbeite ich hier, seit die Leitstelle in Freistadt 2002 aufgelassen worden ist“, berichtet Fenzl, während er vorführt, wie sich die topmodernen Arbeitsplätze ergonomisch an die Körpergröße anpassen lassen. Eine Million Euro hat das Rote Kreuz heuer in die Erneuerung der RLZ investiert, in den Knotenpunkt des Rettungs- und Krankentransports und des Notarztdienstes aus den vier Bezirken Linz, Linz-Land, Urfahr-Umgebung und Freistadt.

Riesiges Einzugsgebiet

Im Einzugsgebiet leben rund 500.000 Menschen. Für sie stehen mehr als 80 Rettungsfahrzeuge, fünf Notarztdienste und ein Rettungshubschrauber (der ebenfalls von der RLZ koordiniert wird) zur Verfügung. Und obwohl es immer neue Notfälle, Aufträge für Krankentransport, Hilferufe und Anfragen sind, die hier einlagen, „ist die Arbeit abwechslungsreich“, bestätigt Siefried Höller aus Lasberg. Denn die Disponenten, so die Fachbezeichnung für die Mitarbeiter, sind auch erste Ansprechpartner für mehr als 13.000 Rufehilfe-Teilnehmer in OÖ, die per Knopfdruck auf einem Armband mit der RLZ verbunden werden.

Bergrettungs-Notrufe

„Dazu kommen noch sämtliche Bergrettungs-Notrufe des Bundeslandes und die Auskunft über den Hausärztlichen Notdienst. „Man muss hineinwachsen“, meint Edith Pointner. Die Freistädterin ist das „Küken“ in der RLZ. „Man disponiert am Anfang halt eher die Krankentransporte und die Rufhilfe, und wenn man mit der Technik per du ist, die Notfälle“, erklärt sie.

Mehrere Telefonhörer, ein Headset und ein üppig mit Knöpfen ausgestattetes Schaltpult fordern offensichtlich aber auch einiges an Einarbeitungszeit. „Die Voraussetzung, dass man hier aufgenommen wird, sind drei Jahre Dienst als Rettungssanitäter und die Ausbildung zum Gruppenkommandanten. Dann folgen 20 bis 30 Dienste mit einem hauptberuflichen Mitarbeiter“, erklärt der Dienstführende der RLZ, Gerald Stollmayer. Tagsüber sind mindestens sieben Mitarbeiter im zwölfstündigen Dienst, in der Nacht meist nur vier.

Rufhilfe-Alarm

„Wenn man Ortskenntnisse hat, ist das als Disponent sicher kein Nachteil“, meint Josef Schübl. Der Liebenauer hat gerade einen Rufhilfe-Alarm bearbeitet und festgestellt, dass der Teilnehmerin zum Glück nichts fehlt. „Es gibt oft Fehlalarm, wenn der Alarmknopf irrtümlich gedrückt wird“, berichtet er. „Aber lieber einmal zuviel als zu wenig.“

Ins Schwitzen bringt die Freistädter Disponenten in der RLZ so leicht nichts. „Man arbeitet jeden Fall systematisch ab“, sagt Michael Fenzl. Ein Anruf wird entgegen genommen, die Mitarbeiter geben bei Bedarf telefonisch Anleitungen für Erste Hilfe.

Zugleich gilt es, die nächstgelegenen Rettungsfahrzeuge zu entsenden, teils auch die Polizei zu alarmieren und den Einsatz der Rettungskräfte zu begleiten. Dabei wird auch gut mit dem Arbeitersamariterbund zusammengearbeitet.

Wenn“s brenzlig wird...

„Brenzlig wird es nur, wenn uns die Technik im Stich lässt“, so Siegfried Höller. Lahmgelegt ist die RLZ in diesem Fall jedoch nicht. Die Einsätze werden händisch und per Funk abgewickelt. „Ein minimalistischer Notfallbetrieb geht sich aus“, weiß Gerhard Stollmayer. Für maximale Ausfallsicherheit sorgen seit der Inbetriebnahme der neuen RLZ ohnehin zwei Rechenzentren, von denen eines übernimmt, wenn das andere ausfällt.

Abgesehen von der versagenden Technik sind es vor allem Kindernotfälle, die die RLZ-Disponenten nicht kalt lassen. „Wenn Kinder betroffen sind, ist das immer heikel“, schildert Michael Fenzl. Wenn ein Kollege mit dem Geschehen schwer zurecht komme, stehe ihm, wie allen Rettungssanitätern, das interne Angebot von SVE (Stressverarbeitung nach belastenden Ereignissen) offen. „Andere gehen lieber auf ein Bier“, fügt er augenzwinkernd hinzu. „Es ist halt ein Stressjob, aber man gewöhnt sich daran. Das Gute ist, dass man sich keine Arbeit mit heim nimmt.“

Das neue technische System in der Rettungsleitzentrale Linz ermöglicht

• Notrufortung: Handys können per Knopfdruck lokalisiert werden, um den genauen Einsatzort festzustellen

• Vernetzung der vier großen Leitstellen Linz, Steyr, Innviertel, Wels > das macht die gegenseitige „Aushilfe“ der Einsatzfahrzeuge in Grenzgebieten einfacher, Hilfe ist schneller vor Ort.

• Kontakte zu den anderen oö. Leitstellen werden online abgewickelt, Anrufe so wie bisher erübrigen sich.

Weitere Informationen: http://www.roteskreuz.at/ooe/rettungsdienst/rettungsleitzentrale/


Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.

Jetzt anmelden