Geschichten über Mühlviertler Hasenjagd von Zeitzeugin Anna Hackl
FREISTADT. Rund 100 Besucher lauschten dem Zeitzeuginnengespräch im Salzhof, bei dem Anna Hackl über ihre Erlebnisse während der Mühlviertler Hasenjagd erzählte.
„Ich war damals knapp 14 Jahre alt. Auf dem Weg zur Kirche habe ich gesehen, wie sie mit einem Lastauto die halbtoten und toten Häftlinge eingesammelt haben. Ich habe das dann meiner Mutter erzählt und wir haben beschlossen, wenn zu uns jemand kommt, ihnen zu helfen. Am 3. Februar um 6 Uhr früh hat es dann bei der rückwärtigen Haustür geklopft“, sagt Anna Hackl, ehemals Langthaler, in einem Interview.
Die auf einem Bauernhof in Schwertberg lebende Familie Langthaler hat im Februar 1945 zwei russische Kriegsgefangene, die aus dem KZ Mauthausen entflohen waren, unter Gefahr für das eigene Leben für mehrere Monate auf ihrem Dachboden versteckt. Im Februar 1945 schafften über 500 Häftlinge den Ausbruch aus dem KZ Mauthausen, nur elf haben diese Flucht bei eisigen Temperaturen und Verfolgungsjagden durch die SS, Wehrmacht und Gendarmerie überlebt. Die sogenannte „Mühlvierter Hasenjagd“ wurde auch von breiten Teilen der umliegenden Bevölkerungen mitgetragen und viele halfen bei der Suche und Ermordung der entflohenen Gefangenen. Die damals 14-jährige Anna Hackl geht seit vielen Jahrzehnten in Bildungseinrichtungen und zu Veranstaltungen, um dort über die Grauen des Nationalsozialismus und die Geschichte ihrer Familie zu erzählen. Sie erhielt 2005 den „Menschenrechtspreis des Landes Oberösterreich“ und 2011 das goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich.
„Wir freuen uns sehr, dass Anna Hackl nach Freistadt gekommen ist und uns über die Geschichte ihrer Familie, den Widerstand im Nationalsozialismus und die Gräueltaten des Nationalsozialismus erzählt hat. Wir müssen jetzt die Chance nutzen mit Zeitzeugen zu sprechen, denn wir sind die letzte Generation die die Möglichkeit dazu hat. Gerade in Zeiten, wo die Rechten immer stärker werden und tausende Flüchtende an den Grenzen der „Festung Europa“ sterben, müssen wir aus der Geschichte lernen“, so der Vorsitzende der SJ Freistadt, Mario Pilgerstorfer.
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