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Universum History in Rainbach und Bad Leonfelden gedreht

Regina Wiesinger, 31.05.2017 08:15

BEZIRK FREISTADT/OÖ. Mit der neunteiligen ORF-Zeitgeschichtereihe „Unser Österreich“ startete „Universum History“ im Dezember 2015 eine aufwendige Dokumentationsreihe im Hauptabend, die erstmals die facettenreiche Geschichte von Österreichs Bundesländern im 20. Jahrhundert in den Mittelpunkt rückt. Bis zum Republiksjubiläum 2018 soll die regionale Entwicklung Österreichs mit jeweils einer Folge pro Bundesland erzählt werden.

Die Crew am Drehort Bad Leonfelden   Fotos: ORF/Roman Zach-Kiesling
  1 / 8   Die Crew am Drehort Bad Leonfelden Fotos: ORF/Roman Zach-Kiesling

Wenn es in Österreich eine Region gibt, die zur gleichen Zeit mit zwei elementaren Grenzziehungen konfrontiert ist, dann ist es das oberösterreichische Mühlviertel kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Mit der Besetzung durch die Rote Armee steht plötzlich seine Zugehörigkeit zu Oberösterreich und damit auch zu Österreich in Frage. Viele fürchten, nun Teil eines anderen Staates zu werden. Das war schon einmal so, nach dem Ersten Weltkrieg, als die nördlichen Landesteile des einstigen Kronlands der Donaumonarchie an die Tschechoslowakei fielen. Möglich ist dieses Szenario auch deshalb, weil das Nachkriegsösterreich unter den Besatzungsmächten aufgeteilt ist. Diese Zonengrenzen sind in Oberösterreich besonders bedeutsam, hier grenzt die amerikanische an die sowjetische Zone – die westliche Welt an den Kommunismus. Das Mühlviertel als Teil der Sowjetzone ist damit im Brennpunkt der Weltpolitik – mitten im Kalten Krieg – und bedroht von der dauerhaften Okkupation durch die Rote Armee.

Familie Kohlberger im Mittelpunkt der Erzählungen

Familie Kohlberger und ihre Vorfahren im Grenzort Freistadt haben diese Ereignisse hautnah miterlebt. In spannenden Interviews über drei Generationen, dramatischen Spielszenen und zum Teil noch unveröffentlichten Archivaufnahmen werden die Schicksalstage eines Jahrhunderts erzählt. Im Mittelpunkt stehen die persönlichen Geschichten der Kohlbergers in wechselvollen Zeiten – vom Vielvölkerstaat der Habsburgermonarchie zum Existenzkampf der Ersten Republik, vom NS-Terror zur Sowjetbesatzung, vom Grenzland am Eisernen Vorhang zur modernen Europaregion. Der Film von Sabine Derflinger nach einem Buch von Thomas Baum macht begreifbar, warum die karge Landschaft des Mühlviertels für die Kohlbergers seit jeher Heimat und Identität bedeutet.

In Rainbach gedrehte Szene

Anfang der 1950-er Jahre: Der Bus ist auf einer Landstraße im russisch besetzten Teil von OÖ unterwegs. Im Bus sitzt mit anderen Fahrgästen der 20-jährige Ferdinand, der eine Frau beobachtet. Sie sitzt auf der anderen Seite und rückt verstohlen zwei größere Stücke Speck zurecht, die sie mit einem Gürtel unter dem Mantel befestigt hat. Ihr Blick trifft den von Ferdinand. Die Frau schließt verstohlen ihren Mantel. Ferdinand blickt aus dem Fenster. Im Linzer Stadtgebiet hält der Bus vor einem russischen Checkpoint, der sich am Brückenkopf Urfahr befindet. Auf der anderen Seite befindet sich der amerikanische Sektor.

Am russischen Brückenkopf bewegt sich eine kleine Menschenschlange auf das Wachhäuschen der russischen Soldaten zu. Die Wachposten kontrollieren die Passagierscheine der Passagiere. Ferdinand hat noch zwei Personen vor sich, zieht seinen Passagierschein heraus und wirft einen Blick zurück. Etwas weiter hinten stellt sich die Frau aus dem Bus an. Ferdinand kommt zum russischen Wachposten, zeigt ihm seinen Passierschein…

In Bad Leonfelden gedrehte Szene

Oberösterreich 1964: Nirgendwo spürte man damals die Anspannung vor dem „ersten Schuss, der den Dritten Weltkrieg auslösen kann“ so deutlich wie am Eisernen Vorhang. Wird durch die ständigen, gegenseitigen Drohgebärden der Supermächte (Kubakrise, Bau der Berliner Mauer) aus dem Kalten Krieg ein heißer Konflikt? Gerät das neutrale Österreich zwischen die militärischen Mühlsteine von Ost und West? An der tschechoslowakischen Grenze zu Oberösterreich gab es keine Mauern oder Atom-Raketen, es gab Wachtürme, Stacheldraht aber auch unscheinbare Grenzsteine und eine Art grüne Grenze. Die Bedrohung war reell: Die Einheimischen wussten von Menschen, die beim Versuch, die Grenze zu überqueren, bereits erschossen worden waren.In einer Reenactment-Szene zum Oberösterreich-Sequel aus der „Universum History“-Reihe „Unser Österreich“ vermitteln Erwachsene ihren Kindern die Todesgefahr. Kindern, die nicht verstehen können, warum der Wald hinter dem Grenzstein plötzlich zum verbotenen Ort wird, selbst wenn er genauso aussieht wie der heimatliche Wald diesseits der Grenze. 


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