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Leserartikel Martin Stoebich, 29.04.2019 12:17

Burkina Faso ist eines von vielen Ländern des Globalen Südens, die den Klimawandel besonders hart zu spüren bekommen. Die Verödung von ehemals fruchtbaren Böden schreitet rasant voran und die Wüste breitet sich immer weiter aus. Auch wir in Österreich sehen und spüren den Klimawandel: Gletscherschmelze, Hochwasser und Dürreperioden und die damit verbundenen wirtschaftlichen Folgen lassen sich nicht mehr schönreden. Die „Fridays for Future“-Bewegung verdeutlicht, dass eine bessere Klimapolitik generationenübergreifend gefordert wird.

  1 / 4   Désiré Somé und Sr. Adeline Ouedraogo referieren noch bis 5. Mai 2019 über die Auswirkungen des Klimawandels in Burkina Faso

„In Burkina Faso lässt sich der Klimawandel durch mehrere Aspekte beobachten. Ein Beispiel: Die Regenzeit, ursprünglich von Mitte April bis Mitte Oktober, hat sich nun von Mitte Mai bis Mitte September verschoben und erfasst nicht mehr das ganze Land. Es treten immer mehr heftige Gewitter mit starkem Wind oder Hagel auf, die wertvollen Boden zerstören.“ Désiré Somé bleibt bei der Wahl seiner Worte äußerlich sehr gelassen. Wie sehr ihn das Thema aber berührt, macht der Projektleiter der Nothilfeprojekte und Projekte des sozialen Zusammenhalts bei der OCADES (Caritas) Burkina Faso in seiner nächsten Forderung deutlich. „Die Industrieländer haben sich in Paris ebenso zu einer Verringerung der CO2-Emissionen bekannt. Wir fordern die Erfüllung dieser eingegangenen Verpflichtungen. Unterstützen würde uns auch eine Förderung alternativer Anpassungsmechanismen an den Klimawandel bzw. die Erforschung innovativer Strategien, die an den lokalen Kontext der Entwicklungsländer angepasst sind. Kooperation statt Konkurrenz.“

Désiré Somé ist zur Zeit mit seiner Kollegin Sr. Adeline Ouedraogo, sie leitet die Abteilung Frauen, Jugend, Familie bei der OCADES (Caritas) Kaya in Burkina Faso, auf Einladung von Welthaus Linz, der entwicklungspolitischen Fachstelle der Diözese Linz, zu Gast in Oberösterreich. Gemeinsam machen sie auf das Thema Ernährungsgerechtigkeit in Zeiten des Klimawandels aufmerksam. Ein Thema, das nicht nur den Globalen Süden trifft, wie Franziskus Forster von der ÖBV-Via Campesina Austria bestätigt: „In der Landwirtschaft spüren wir die Auswirkungen des Klimawandels besonders: Einige Regionen haben mit Dürre und fehlenden Niederschlägen zu kämpfen, andere wiederum sind mit extremen Niederschlägen und Überschwemmungen konfrontiert.“ Was kann man da tun? Franziskus Forster: „Es braucht eine Agrarwende! Wenn wir allein gelassen werden, dann haben wir keine Chance. Vielfältige agrarökologische Systeme bieten die Antwort auf die Krise, nicht die industrielle und ressourcenintensive Landwirtschaft.“

Wege, die vereinzelt in Burkina Faso schon beschritten werden. Etwa durch Yacouba Sawadogo, einem Bauern aus Burkina Faso, der im Vorjahr den Alternativen Nobelpreis erhielt. Yacouba Sawadogo entwickelte eine Anbautechnik weiter, die vielerorts schon in Vergessenheit geraten war: das Zai-System. Dabei werden Löcher in den harten Boden gegraben, in denen sich während der Regenzeit Wasser sammelt und der Aussaat Feuchtigkeit spendet. Sawadogo grub größere Löcher und füllte sie mit Kompost auf, um die Feuchtigkeit besser speichern zu können. Die Qualität des Komposts wird durch den Einsatz von Termiten erhöht, die den Boden lockern, der so das Oberflächenwasser noch besser aufnehmen kann. In Burkina Faso, Niger und Mali konnten dadurch bereits Millionen Hektar Ödland in fruchtbare Gebiete verwandelt werden.

Wissenstransfer ist das zentrale Element im Kampf gegen die zerstörenden Folgen des Klimawandels, wie auch Sr. Adeline Ouedraogo betont: „Wir sensibilisieren die Bevölkerung etwa mit Schulungen über neue landwirtschaftliche Techniken zur Bekämpfung der Bodenerosion durch Wiederaufforstung. Wir fördern Biogaskocher zur Reduzierung des massiven Einsatzes von Brennholz, bekämpfen die Brandrodungslandwirtschaft, fördern Hausgärten und schaffen Bewusstsein für Hygiene und sanitäre Einrichtungen in Schulen.“

Welche Strategien es braucht und was es braucht, um diese Strategien auch umsetzen können, darüber berichten Désiré Somé und Sr. Adeline Ouedraogo noch bis 5. Mai 2019 an einigen Orten in Oberösterreich. Eines ist aber für die Gäste aus Burkina Faso und für Franziskus Forster klar: Um dem Klimawandel begegnen zu können braucht es Kooperation statt Konkurrenz!

Öffentliche Veranstaltungstermine:

Mi, 01.05.2019, 20:00 Uhr im Moviemento Linz: Filmvorführung „The man who stopped the desert“ und anschließendes Filmgespräch mit den Gästen (englische Version mit englischen Untertiteln, Eintritt frei)

Fr, 03.05.2019, 19:30 Uhr im Pfarrheim Wartberg/Aist, Veranstalter: Eine-Welt-Kreis Wartberg (Pfarrplatz 1, 4224 Wartberg ob der Aist)


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