UNTERWEISSENBACH. Knapp zwei Jahre nach dem Spatenstich wurde am 26. August das Wohnhaus der Lebenshilfe Oberösterreich in Unterweißenbach gemeinsam mit Ehrengästen eröffnet. Das neue Haus bietet Platz für 15 Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung.
Nach Fertigstellung des Neubaus Anfang des Jahres 2021 konnten zunächst sieben Bewohner einziehen. Anfang Juni konnte auch die zweite Wohngruppe mit acht weiteren Bewohnern gestartet werden.
„Der rasche Ausbau von Wohnplätzen für Menschen mit Beeinträchtigung ist ein zentraler Schwerpunkt meiner Arbeit als Sozial-Landesrätin. Aufgrund der im Jahr 2018 gestarteten Ausbauoffensive werden bis Ende nächsten Jahres 500 neue, zielgruppengerechte Plätze in Oberösterreich zur Verfügung stehen. Obwohl bereits etliche Wohneinrichtungen fertiggestellt worden sind oder sich gerade im Bau befinden, warten noch immer viele auf einen Wohnplatz. Daher freue ich mich sehr, dass wir mit der Eröffnung dieses Hauses die Warteliste für die Region schon jetzt verkürzen konnten. Den Bewohnern wünsche ich, dass sie sich in den neuen Wohnungen schnell einleben und wohlfühlen“, sagt Sozial-Landesrätin Birgit Gerstorfer.
„Wir leben in einer Zeit, in der die Erwartungen immer höher geschraubt werden. Größer, schneller, höher lautet das Motto. Manche Menschen in unserer Gesellschaft können mit diesem Tempo jedoch nicht mithalten. Diesen Menschen gegenüber tragen wir Verantwortung, ihnen muss die Gesellschaft helfen. Die Lebenshilfe Oberösterreich hat sich in den mehr als vier Jahrzehnten ihres Bestehens als aktive Interessenvertretung für alle Menschen mit Beeinträchtigten entwickelt. Es ist auch der Verdienst des Vereins Lebenshilfe, dass Menschen mit Beeinträchtigungen ihren Platz in der Gesellschaft gefunden haben. Projekte wie das neue Wohnhaus der Lebenshilfe OÖ in Unterweißenbach, tragen dazu bei, dass Menschen mit Beeinträchtigung ein aktives Leben planen können, dass sie gefördert und beraten werden – nicht nur gepflegt und betreut“, betont LH-Stellvertreterin Christine Haberlander.
Dauerwohnplätze und Kurzzeitwohnen
Neben den 15 Dauerwohnwohnplätzen gibt es im neuen Haus, zur Entlastung von Angehörigen, auch einen Platz zum Kurzzeitwohnen. Jeder Bewohner hat ein eigenes Zimmer mit Sanitärbereich. Daneben nützt jede Wohngruppe eine Küche sowie ein Wohnzimmer als Gemeinschaftsräume und einen Garten.
Die zentrale Ortslage ermöglicht es, tägliche Besorgungen zu Fuß zu erledigen oder ins Kaffeehaus zu gehen. Wochentags sind die Bewohner/innen in der Werkstätte in Unterweißenbach sowie Freistadt der Lebenshilfe Oberösterreich und der Werkstätte Hagenberg der Diakonie beschäftigt. Die Gesamtkosten des Wohnhauses belaufen sich auf rund 1,9 Millionen Euro. Das Projekt wurde zu 49,43 Prozent aus EU-Mitteln und zu 50,57 Prozent von der Sozialabteilung des Landes Oberösterreich finanziert.
Unterstützung
Die Bewohner im Alter von 17 bis 60 Jahren hatten zuvor bei ihren Eltern gewohnt und mussten lange auf den betreuten Wohnplatz warten. „Die Bewohner freuen sich über die neu gewonnene Selbstständigkeit und fühlen sich sehr wohl im Haus“, erzählt Wohnhausleiter Walter Hörleinsberger über das gegenseitige Kennenlernen und Einleben.
Unterstützung bekommen die sie dabei von den Mitarbeitern überall dort, wo sie notwendig ist und gebraucht wird. „Es hat sich schlussendlich ein tolles Team mit 17 engagierten Personen in der Begleitung, einer Wäscherin, Reinigungs- sowie Bürokraft gefunden. Aktuell sind wir noch auf der Suche nach einer Kollegin oder einem Kollegen in der Begleitung.“ Ein Zivildiener macht das Team komplett.
Viele Quereinsteiger
Die Mitarbeiter in der Begleitung und Unterstützung der Bewohne haben zuvor in unterschiedlichen Bereichen gearbeitet und es sind auch eine Reihe von Quereinsteiger dabei, die die Ausbildung Fachsozialbetreuung nun berufsbegleitend nachmachen. Eine davon ist Sandra Wiesinger: „Ich habe mich für die Arbeit mit Menschen mit Beeinträchtigung entschieden, weil diese Tätigkeit sinnstiftend ist. Das klingt jetzt banal und kann man schnell einmal sagen, aber ich möchte meine Lebenszeit auf jeden Fall mit sinnvollen Tätigkeiten verbringen. Die Arbeit ist manchmal anstrengend, oft lustig und immer reich an Lebenserfahrung, Liebe und Dankbarkeit.“
Ihre Kollegin Marion Prüller hat nach 20 Jahren in der Altenpflege eine neue Herausforderung gesucht: „Im Wohnhaus Unterweißenbach habe ich diese gefunden und eine Arbeit bekommen, die mich erfüllt.“ Das Leben im Lebenshilfe-Wohnhaus kann man sich wie eine Wohngemeinschaft vorstellen. „Es wird bereits eifrig in unserem Hochbeet gegartelt − die Bewohner halten sich überhaupt gerne im Freien auf der Terrasse auf“, erzählt Hörleinsberger.
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