FREISTADT. “Aufgwachsn bin i in an Kuaheisl in da Stadt, oba dös Bauernleben war va kloa auf scho mei Freid. Drum hab i a d´Bäuerinnen und sovü Leit „olli“ ollweil von ganzen Herzen gern ghabt!“ - Dieser Satz, den Frau ÖR Hermine Wurm-Manzenreiter, von allen liebevoll „Minnerl“ genannt, auf die Einladung zur Feier ihres 80. Geburtstag an die Bäuerinnengemeinschaft geschrieben hat, gibt ihre Lebensphilosophie wieder.
Als Ehefrau, Mutter von sechs Kindern und Bäuerin eines mit Acker-Grünlandwirtschaft, kombinierter Rinderhaltung (Zucht und Mast) und kleiner Schweinemast geführten Exkursionsbetriebes, die auch ihre Schwiegereltern am Hof pflegt, wusste sie um die Sorgen und Nöte der Landbevölkerung aus eigener Erfahrung bestens Bescheid.
Ihre offene, engagierte Art brachte es mit sich, dass sie mit 21 Jahren zur Bäuerinnenbeirätin von Freistadt gewählt wurde. Eine Funktion, die sie 30 Jahre mit großer Leidenschaft ausübte. Daneben stand sie 17 Jahre dem Gerichtsbezirk Freistadt vor, weitere sechs Jahre war die Verstorbene Vorsitzende des Bäuerinnenbeirates und somit eine umsichtige Verfechterin für die Anliegen der Bäuerinnen und Bauern. Besonders am Herzen lagen ihr dabei kinderreiche und in Not geratene Familien.
Im Gemeinderat und für die Kultur aktiv
Auch im Gemeinderat von Freistadt, dem sie 18 Jahre angehörte, brachte sie ihre Erfahrungen ein. Sie vertrat die Anliegen der Bevölkerung, wie in einer Ansprache betonte wurde, mit Respekt, Nachdruck und manchmal großer Ausdauer.
Die von der Verstorbenen im Jahre 1974 gegründete Goldhauben- und Kopftuchgruppe, der sie rund zehn Jahre als Obfrau vorstand und die weiterer Folge daraus resultierende Volkstanzgruppe bereicherten und bereichern das Kulturleben von Freistadt bis heute enorm.
Betriebshilfe aufgebaut
Auf die Initiative von ÖR Hermine Wurm-Manzenreiter wurde gemeinsam mit dem Maschinen- und Betriebshilfering Freistadt, bei dem sie sich 14 Jahre als Vorstandsmitglied in Freistadt und beim OÖ Landesverband überaus erfolgreich einbrachte, das Projekt „Überbetriebliche Hausarbeit“ im Bezirk Freistadt aufgebaut. Dieses Pilotprojekt war die Grundlage für die Entlastungshilfe, die heute vom Maschinenring österreichweit angeboten wird.
„Vermittlerin sozialer Dienste“
Ein besonderes Anliegen waren ihr nach ihrer aktiven Funktionärstätigkeit Menschen in schwierigen Lebenslagen, Verwitwete und Trauernde, die sie als „Sorgenmutti“ mit persönlichen Gesprächen, aber auch durch die Organisation von Seminaren, Ausflügen und Einkehrtagen unterstützte. Dieser Initiative ist es zu verdanken, dass im Jahre 2000 oberösterreichweit die „Vermittlerin sozialer Dienste“ ins Leben gerufen wurde.
Mit ihrem Leitspruch „Wohin du auch gehst, was du auch tust – tu es mit deinem ganzen Herzen“ verneigt sich nicht nur die Bauernschaft des Bezirkes Freistadt vor dieser unermüdlichen, herzensguten Frau.
Ökonomierätin Hermine Wurm-Manzenreiter ist am 22. August nach kurzer Krankheit, versehen mit der Krankensalbung im 82. Lebensjahr friedlich eingeschlafen.
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