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Kraftlackl auf vier Hufen: Holzrücken mit nur einer Pferdestärke

Mag. Susanne Überegger, 08.02.2022 17:02

RAINBACH. Es ist schon ein beeindruckender Anblick, wenn Rückepferd „Rambo“ einen mächtigen Baumstamm scheinbar mühelos aus dem Wald schleift. Klemens Duschlbauer aus Zulissen ist einer der wenigen, die heute noch mit dem „Ross ins Holz gehen“.

  1 / 14   Klemens Duschlbauer aus Zulissen kann sich bei der Holzarbeit voll und ganz auf sein erfahrenes Rückepferd "Rambo" verlassen. (Foto: Erwin Pils)

Rambo spannt seine Muskeln, stemmt die Hufe in den Waldboden und wirft sich ins Geschirr. Es gilt, einen sechs Meter langen Baumstamm aus einem unwegsamen Büchl zu ziehen, doch die gefällte Fichte hat sich in einem Strauch verfangen. Klemens Duschlbauer dirgiert seinen Wallach mit ruhiger Stimme zurück an den Start, und auf das „Hiah!“ seines Besitzers schmeißt sich der starke Rambo nochmal mit aller Kraft nach vorne – einmal, ein zweites Mal.

Geländegängig und wendig

Es kracht, und mit einem Ruck kommt der Baumstamm endlich frei. Flotten Schrittes stapft Rambo damit durch den Wald, und Klemens Duschlbauer am anderen Ende der Zügel muss zusehen, dass er seinem Pferd hinterherkommt. Geschickt manövriert das mit seinen 20 Jahren sehr erfahrene Rückepferd das Bloch aus dem Wald, marschiert dabei sprichwörtlich über Stock und Stein, kurvt mit seiner Fracht zwischen eng stehenden Bäumen durch und um im Moos liegende Granitfindlinge.

Eingespieltes Team

Klemens dirigiert Rambo zum Ablageplatz auf der Wiese, macht die um den Stamm geschlungene Kette los, und wischt sich mit seiner behandschuhten Rechten kurz über die Stirn. „Der Nachteil beim Holzrücken ist halt, das man selber hinterherlaufen muss. Ich schwitze schon“, lacht der 36-jährige Zulisser und schickt seinen Wallach, einen stämmigen Haflingermix, wieder zurück in den kleinen Wald.

Klemens’ Vater Franz Duschlbauer wartet schon auf das eingespielte Team. Er wollte eine 15 Meter lange Fichte fällen, doch die ist in einem anderen Baum hängen geblieben – eine verzwickte Situation. Ohne Rückepferd hieße es an der Stelle, sich selber plagen. 650 Kilo Muskelmasse aber sind ein gutes Argument, und nach wenigen Ziehversuchen fällt der Stamm krachend hinter dem Pferd zu Boden. Der unerschrockene Rambo zuckt nicht mal mit einem Ohrwaschl. Sein langes Winterfell kräuselt sich schon, es dampft vor Schweiß in der kalten Winterluft. Holzrücken ist schließlich wahre Schwerstarbeit. Bis zu drei Stunden werkt Klemens Duschlbauer normalerweise mit einem seiner beiden Rückepferde – das zweite heißt „Samson“ – im Wald. „

Für mich ist das ein Hobby, ein schöner Ausgleich“, sagt der Zulisser, der verheiratet, Vater von drei kleinen Töchtern und Software-Entwickler von Beruf ist. Mit seinen Pferden rückt er aber nicht nur Holz im Wald des Vaters, sondern fährt mit der Arbeitskutsche auch um Brennholz oder holt eine Fuhr Schotter aus dem Lagerhaus.

Wald- und klimaschonend

Mit dem Ross ins Holz gehen, da gibt es heute nicht mehr viele, die das können. Die Ausbildung der Pferde und die Arbeit an sich sind zeitaufwändig. „Aber mit den Rössern ist’s einfach geschickter und schöner arbeiten. Sie sind geländegängig und wendig, man braucht keine gerade Rückegasse, und die Pferdehufe machen den Waldboden nicht kaputt. Noch dazu ist das Holzrücken mit nur einem PS umwelt- und klimafreundlich“, sagt Klemens Duschlbauer, und Rambo schnaubt zustimmend.


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