PREGARTEN. Sissi Kaiser und Tom Beyer geben als Medienpädagogen Schülern, aber auch Erwachsenen Tipps, um Gefahren im Internet zu erkennen und sich zu schützen.
Tips:Ihr habt durch euren Beruf viel Kontakt mit Kindern und Jugendlichen. Welche Gefahren birgt das Internet für junge Menschen?
Kaiser/Beyer: Die Gefahr durch das Internet und alle Bereiche der digitalen Vernetzung lässt sich mit der Gefahr beim Bergklettern beschreiben: Eltern tragen große Verantwortung. Aus unserer Arbeit wissen wir, dass gut informierte Kids ihr Wissen hauptsächlich von gut informierten Eltern haben. Diese Kinder haben andere Apps, verbringen weniger Zeit am Handy und fallen seltener auf windige Angebote in der digitalen Welt rein. Die meisten Apps sind zwar mit einer Altersbeschränkung von 14 Jahren belegt, werden aber aus Gründen wie „haben alle installiert“ auch schon früher installiert. Dass mit der Installation und der Akzeptanz der AGBs auch die Zustimmung erteilt wird, alle Daten der Nutzer zu erheben, ist vielen nicht bewusst. Heute weiß man, dass bis zu 650.000 einzelne Datensätze erhoben werden. Die Lösung liegt hier in der Einstellung der Apps oder – noch besser – in der Nutzung von sicheren Apps für die Kommunikation.
Tips: Was sind weitere Gefahren?
Kaiser/Beyer: Auch im täglichen Umgang und Austausch liegen viele Stolpersteine. Oft bekommen schon sehr junge Kinder meist unfreiwillig Zugang zu völlig ungeeigneten Inhalten: vermeintlich „Kostenloses“, Bilder und Videos von Gewaltszenen (Kriegsbilder, Hinrichtungen, grausame Gewalt gegen Tiere), aufhetzende Inhalte, gesundheitsschädliche Verhaltensaufforderungen (Challenges) oder sogar zu Pornografie.
Tips: Was können Kinder selbst machen, um sich zu schützen?
Kaiser/Beyer:Wer ein paar wenige Grundregeln verinnerlicht, erreicht damit schon viel. Als erstes muss die Anonymität des Internets verstanden werden. So, wie wir unsere eigenen Angaben in den persönlichen Beschreibungen selbst erstellen können, können das natürlich auch alle anderen machen. Misstrauen ist gegenüber neuen Kontakten eine gesunde Einstellung. Wer „hässliche“ Videos oder Bilder zugeschickt bekommt, sollte diese niemals weiterleiten. Denn mit jeder Weiterleitung steigt dieses Video oder Bild im Ranking auf und wird durch den Algorithmus immer wichtiger/relevanter und wird daher noch mehr Menschen angezeigt. Wenn man schockierende oder verstörende Inhalte geschickt bekommt, ist es am besten, das mit einem Erwachsenen zu besprechen, dem man vertraut und alles besprechen kann.
Tips:Wie können Eltern ihre Kinder im sicheren Umgang mit digitalen Angeboten unterstützen?
Kaiser/Beyer:Warnen Sie davor, sich in Communitys und Sozialen Netzwerken öffentlich erkennbar zu machen und vor der Preisgabe persönlicher Daten: Lernen Sie ihrem Kind Spitz- oder Phantasienamen und zwei E-Mail-Adressen zu verwenden: eine für Freunde, Familie und Schule, eine für andere Online-Aktivitäten. Der wichtigste Schritt von Eltern ist: Mit den Kindern reden, miteinander den Umgang mit dem Handy verstehen und einüben. Infos gibt es zum Beispiel auf www.saferinternet.at oder im Video-Elternratgeber „Frag Barbara“ (www.saferinternet.at/services/elternratgeber-frag-barbara). Drei Säulen braucht es für gelingende Medienkompetenz: Workshops in Schulen mit Kids, Fortbildung für Lehrkräfte und Elternabende. Die Angst, etwas zu verpassen, kann zu extremen Nutzungsverhalten führen. Liebe Eltern, bitte hinterfragt das eigene Konsumverhalten am Smartphone und interessiert euch für den Content eurer Sprösslinge – aber bitte niemals heimlich ans Handy des Kindes gehen. Bedenken sollte man, dass das Internet nichts vergisst. Vor dem Posten/Verschicken sollte man gut nachdenken, ob das niedliche Kinderfoto nicht doch privat bleiben soll oder der Post peinlich sein könnte. Wichtig ist es, Kinder zu ermutigen, vorab die Eltern zu fragen und Bescheid zu sagen, sollten sie doch mal wo drauf geklickt haben.
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