Als in Freistadt der Nachtwächter noch die Stunden rief
FREISTADT. Er sorgte für die Sicherheit der Bewohner in der Stadt und ihren Vorstädten, wachte aber auch über deren Eigentum: der Freistädter Nachtwächter. Lokalhistoriker Alois Preinfalk hat sich in den Archiven auf die Spur dieses wichtigen Mannes gemacht.
Die Nachtwächter-Tradition reicht in Freistadt bis ins Mittelalter zurück und wurde über Jahrhunderte gepflegt. Der Nachtwächter, auch Stundenrufer genannt, hatte laut Instruktion von 1839 seinen Dienst in der gegenüber dem Eingang zum Turm (Kirchenturm) befindlichen Wachtstube anzutreten. Nicht auf dem Kirchturm und schon gar nicht auf dem Schlossturm hatte er über die Stadt zu wachen. Jeder der zwei einander um Mitternacht abwechselnden Nachtwächter hatte in seiner Montur die Hellebarde und in dunklen Nächten die Laterne an sich zu nehmen. Bei schlechter und kalter Witterung durfte er den ihm übergebenen Mantel überziehen.
Der Turmwächter gab die Stunde vor
Die Kontrollgänge auf den Straßen, in den Gassen und auf den Plätzen folgten einem genauen Routenplan. Auf seinem Gang hatte er, sogleich, nachdem der Turmwächter die Stunde auf dem Turm geschlagen hatte, dieselbe auf exakt festgelegten Stellen in der Stadt und den Vorstädten deutlich und für jedermann vernehmlich auszurufen. Der Nachtwächter hatte auf alles zu achten, was verdächtig erschien. Unter anderem musste er die Identität unbekannter Personen prüfen und bei Verdacht auf ein Vergehen Meldung an den Gerichtsdiener und eventuell den Stadtwachtmeister zu erstatten. Bei Rauchgeruch musste er der Herkunft auf den Grund gehen, bei einem Brand war es seine Aufgabe, sofort den Türmer zu informieren, um den Glockenalarm auszulösen. War nach Mitternacht noch Licht in einem Gasthaus, hatte er Nachschau zu halten, ob hier nicht Unerlaubtes geschah, wie etwa verbotenes Spiel.
Der Nachtwächter hatte Kontakt zu halten mit dem Stadtwachtmeister als Vorgesetzten der gesamten Wachmannschaft, dem Türmer auf dem Kirchenturm, dessen Aufgabenbereich weitaus umfangreicher war und den Torwächtern, die neben der Wachfunktion auch die Kontrolle des Warenverkehrs und der Maut zu erfüllen hatten.
Heute können Besucher der Stadt Freistadt Führungen mit dem historisch gewandeten Nachtwächter buchen und auf den Spuren dieses wichtigen Mannes wandeln.
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