Bärenwald Arbesbach: Nach 34 Jahren im Betonkäfig kann Bär Felix endlich ein artgerechtes Leben führen
ARBESBACH. Einen er letzten slowenischen „Restaurantbären“ rettete die Tierschutzorganisation Vier Pfoten dieser Tage. „Felix“ darf nun im Bärenwald in Arbesbach ein artgerechtes Leben führen.

Gleich nach der Ankunft hat sich Felix mit seinem Eingewöhnungsgehege vertraut gemacht und Futter angenommen, was ein gutes Zeichen ist. Mit seinen 34 Jahren ist er nun der älteste Bär in seinem neuen Zuhause. Zuvor musste er mehr als drei Jahrzehnte in einem kleinen Betongehege neben einer stark befahrenen Straße verbringen und die Gäste eines Restaurants in Kočevje im Südosten Sloweniens unterhalten. Felix´ Rettung folgt auf eine intensive Kampagne von Vier Pfoten, die auf breite Unterstützung der Bevölkerung gestoßen war: Seit März 2024 haben fast 100.000 Personen den Aufruf der Tierschutzorganisation unterstützt, Felix und vier weitere slowenische Bären aus schlechter Privathaltung in Slowenien zu befreien.
Schlechte Haltung hinterließ Folgen
„Für uns war es ein sehr emotionaler Moment, als wir Felix in seinem neuen Zuhause willkommen heißen konnten. Die Rettung und der Transport verliefen ohne Probleme. In den kommenden Wochen werden wir ihn genau beobachten, um seine individuellen Bedürfnisse und sein Lieblingsfutter festzustellen und den bestmöglichen medizinischen Behandlungsplan für ihn zu erstellen. Wir hoffen, dass er noch viele schöne Jahre im Bärenwald Arbesbach verbringen kann”, sagt Eva Rosenberg, Direktorin von Vier Pfoten Österreich, die an der Rettung teilgenommen hat. Eine gezielte Behandlung ist notwendig: Felix leidet sichtlich unter den Folgen seiner schlechten Haltung, aber auch unter altersbedingten Beschwerden, wie einer Sehschwäche und einer degenerativen Gelenkserkrankung, die eine Steifheit der Hinterbeine verursacht.
Zum ersten Mal im Leben ein Strohbett
Das in Wildtierrettungen erfahrene Team brachte Felix in einem fast achtstündigen Transport nach Österreich. Eine Wildtierärztin der Veterinärmedizinischen Universität Wien hatte den Bären vor dem Transport narkotisiert, untersucht und während der Fahrt beobachtet. Es waren herzerwärmende Szenen, als er anfing, eine Grube zu graben und sein erstes Bett aus Stroh zu bauen - zum ersten Mal in seinem Leben.
„Trotz seines hohen Alters geht es Bär Felix gut. Er hat die Betäubung gut vertragen, und es kam zu keinen Komplikationen. Unsere Untersuchung hat aber ergeben, dass Felix an schweren Zahnproblemen leidet, die dringend medizinisch behandelt werden müssen. Außerdem benötigt er eine Schmerzbehandlung für seine Gelenkprobleme, damit er sich endlich wohlfühlen kann”, sagt Szilvia Kalogeropoulu, Wildtierärztin der Veterinärmedizinischen Universität Wien, die die tierärztliche Untersuchung durchführte.
Liebenswerter Oldie
„Mit 34 ist Bär Felix ein liebenswerter Oldie, und wir freuen uns, ihm endlich ein für Bären würdiges Leben zu ermöglichen für die Zeit, die ihm noch bleibt. Es ist so schön, dass er nach Jahren auf blankem Beton jetzt zum ersten Mal weichen Boden unter seinen Tatzen spüren kann. Wir sind zuversichtlich, dass ihm sein aufgewecktes Wesen dabei helfen wird, sich in seinem neuen Zuhause gut einzuleben. Erfahrungsgemäß kann die Eingewöhnung für ältere Tiere herausfordernd sein – aber unser erfahrenes Team im BÄRENWALD Arbesbach wird ihn gut dabei unterstützen“, sagt Patricia Tiplea, Leiterin der Wildtierrettung und -betreuung bei VIER PFOTEN, die ebenfalls bei der Rettung dabei war.
Felix' neues Zuhause
Nachdem Bär Felix sein ganzes Leben in Gefangenschaft verbracht hat, kann er jetzt endlich in seinem waldähnlichen 1.600 Quadratmeter großen Außengehege Bäume, Sträucher, Felsen und einen großen Teich erkunden. Dabei wurde sein gesamtes Gehege an die Bedürfnisse eines älteren Bären angepasst: Eine Rampe erleichtert ihm den Zugang zu seinem Teich, wo er in seichten Bereichen sitzen und entspannen kann, ohne schwimmen zu müssen.
Die ersten drei Wochen wird Felix sich in einem kleineren Eingewöhnungsgehege einleben, um sich nach und nach an sein neues Zuhause gewöhnen und Vertrauen zu seinen Tierpfleger:innen aufbauen zu können. Seine Innenbox kann beheizt werden und ist mit Heu, Stroh und anderen Materialien ausgestattet, um ihm einen komfortablen Schlaf zu ermöglichen.
Die Bären Tim und Mici benötigen noch immer Hilfe
Auch wenn Bär Felix' Geschichte ein gutes Ende gefunden hat, leben die slowenischen Bären Mici und Tim noch immer unter schrecklichen Bedingungen, Mici bei einem Restaurant, Tim in einem privaten Zoo. Die zwei Bären benötigen dringend artgemäße Pflege, da die Jahre der schlechten Haltung Spuren an ihnen hinterlassen haben. Sie leben in kleinen Gehegen und benötigen aufgrund ihrer gesundheitlichen Probleme professionelle Hilfe. Seit 2022 engagiert sich Vier Pfoten in Slowenien für die Rettung der Bären aus privater Haltung aus Slowenien; zwei von ihnen sind bereits vergangenes Jahr verstorben. Vier Pfoten fordert nun die Besitzer der verbliebenen zwei Bären Mici und Tim dazu auf, ihnen noch eine Chance für ein bärengemäßes Leben zu ermöglichen.
Um den Bären Mici und Tim zu helfen, können Unterstützer:innen die VIER PFOTEN Petition unterzeichnen.
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