PREGARTEN. Unter großem Applaus feierte Johann Nestroys zeitlos aktuelle Komödie „Das Mädl aus der Vorstadt“ auf der Freilichtbühne der Bruckmühle Premiere. Das Comedia Bruckmühle Ensemble gab das Stück unter der Regie von Richard Maynau mit viel Einsatz und Spielfreude zum Besten.
Nestroys „Das Mädl aus der Vorstadt“ ist mehr als eine Posse. Das Stück ist ein zeitloser Spiegel der menschlichen Seele. Es fragt das Publikum leise, aber eindrücklich: Was zählt wirklich - der Schein oder das Sein, der Ruf oder das Herz?
Im Mittelpunkt steht Thekla (Alexandra Kloiber), ein ehrliches Mädchen aus der Vorstadt, das eine unsichtbare Last trägt: Ihr Vater soll ein schweres Diebstahlsdelikt begangen haben. Dieser unbewiesene Verdacht verfolgt sie wie ein dunkler Schatten.
Ihr gegenüber steht die vornehme und selbstbewusste Frau von Erbsenstein (Julia Beyerl), gefangen in den starren Konventionen ihrer gesellschaftlichen Position, die die äußere Fassade und den „guten Namen“ über alles stellt. Ihre Welt ist eng, ihre Angst vor dem Verlust des Ansehens groß.
Herz über Kopf
Die Verbindung zwischen den beiden Frauen ist der naive, aber in seiner Einfachheit sehr sympathisch wirkende Herr von Gigl (Gabriel Tober-Kastner). Er soll die reiche, aber kühle Frau von Erbsenstein heiraten, hat aber sein Herz an Thekla verloren. Er sieht das Mädchen aus der Vorstadt nicht mit den Augen der Gesellschaft, sondern ausschließlich mit jenen der reinen, unverfälschten Liebe.
Kauz steht für Gier und Manipulation
Im Hintergrund agiert der skrupellose Herr von Kauz (Fritz Renhart), der die Gier und Manipulation verkörpert. Doch zum Glück gibt es auch Schnoferl (Lukas Auberger). Er ist kein strahlender Held, eher ein zynischer Spürhund der Wahrheit, aber er ist derjenige, der die Masken herunterreißt. Er entlarvt die Heuchelei und zeigt, dass auch in einer scheinbar verlogenen Welt die Aufrichtigkeit am längsten währt. Schnoferl stellt in diesem Stück die Hoffnung dar, dass es immer jemanden gibt, der das Richtige tut.
10 Jahre Aistfestspiele
Das glückliche Ende ist typisch Nestroy: Die Liebe siegt, die Gerechtigkeit wird hergestellt. Und selbst die steife Frau von Erbsenstein, deren innere Zerrissenheit von Julia Beyerl mit großer Spielleidenschaft überzeugend dargestellt wird, findet ihren unerwarteten Hafen der Liebe. Eine grandiose Gesamtleistung des Comedia Bruckmühle Ensembles, die das heuer zehnjährige Bestehen der Aistfestspiele glanzvoll unterstreicht.
Spieltermine
Die weiteren Spieltermine: 21., 27., 28. Juni sowie 4., 5., 6., 11., 12., 18., 19., 20. Juli jeweils um 20 Uhr bei Schönwetter auf der Freilichtbühne, bei Schlechtwetter im Findling.
Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.
Jetzt anmelden