Theaterfestival "Hin & Weg": Zwischenbilanz und Vorschau auf das zweite Wochenende
LITSCHAU. Das erste Wochenende des Theaterfestivals HIN & WEG in Litschau ging am Sonntagabend nach über 60 Veranstaltungen rund ums Thema Theater mit einem Konzert von Natalie Ofenböck und Nino aus Wien im Herrenseetheater zu Ende – als stimmige, melancholisch-musikalische Zeitreise zweier junger Wiener Musiker.
Auch das zweite Festival-Wochenende von HIN & WEG bietet von 14. bis 16. August zahlreiche Highlights für Theater-Aficionados:
• Das Luzerner Theater, das letztes Jahr mit einem „Biedermann und die Brandstifter“ in privaten Haushalten in Litschau Furore machte, ist mit der „Gangsterperformance“ „Die Unscheinbaren“ von Christian Winkler zu Gast. Die Fertigungshalle der Zimmerei Eschelmüller wird dafür zur Gangsterhöhle, die Zuseher*innen erwartet ein dem Thema entsprechendes Actiontheater (15.8., 20:00 Uhr; 16.8., 15:00 + 19:00 Uhr)
• WIENER WORTSTÄTTEN und WERK X zeigen eine adaptierte Fassung der Milieustudie „Böhmisches Paradies“ von Jaroslav Rudiš. (15. + 16.8. 17:30 Uhr). Bei der Premiere in Wien in einer Sauna angesiedelt, wird das Stück in Litschau unter freiem Himmel auf dem Floß im Strandbad gezeigt. Der Autor ist am 15.8. auch selbst mit einer Autorenlesung zu Gast.
• Julian Schuttings neues, speziell für HIN & WEG geschriebenes Stück „Die Zwei“, präsentieren Christa und Kurt Schwertsik in einer szenischen Lesung (15. + 16. 8., 15:00 Uhr im Brauhaus Stadl).
• „Stalltänze“, eine Komposition für Klarinette-Solo von Petra Stump-Linshalm und interpretiert von der Musikerin Barbara Neu, beschreibt in einer Verbindung von Musik, Theater und bildender Kunst den Alltag einer Bäuerin aus dem Mostviertel. Jede Sequenz stellt einen spezifischen Arbeitsprozess dar, die Klarinettistin bewegt sich mit ihrem Instrument von Szene zu Szene. (Voraufführungen, 15. + 16. 8., 16:30 Uhr im Fun Court im Strandbad).
• Das Gaststubentheater Gößnitz erzählt von „Max Schillling“, einem Sänger, Millionär und Immobilienhai, der jetzt auch noch politisch Karriere machen will – eine Stückentwicklung des jungen Regisseurs und NESTROY-Preisträgers Felix Hafner (15. + 16. 8., 17:30 Uhr im Alten Lichtspielhaus).
• Auszüge aus Daniel Kehlmanns neuestem Stück „Furcht und Elend des Virus“, dessen Uraufführung im übernächsten Jahr am Theater in der Josefstadt geplant ist, sind in einer szenischen Lesung zu hören, u. a. mit Fanny Altenburger und Stefan Suske, eingerichtet von der jungen Regisseurin Fritzi Wartenberg (15. + 16.8., 15:00 Uhr in der Alten Strickereifabrik).
• Die HIN & WEG-Eigenproduktion „Bitte nicht berühren“ (Konzept, Idee und Koproduzenten: kollekTief) läuft bereits seit 1. August und wurde mit den täglichen Performances der fünf Prota-gonist*innen Alina Schaller, Anna Marboe, Anton Widauer, Felix Kammerer und Tilman Tuppy zu einem Fixpunkt und Highlight. Die jungen Theatermenschen leben bis 15. August in Einzelisolation in ihren Wohnboxen mit Glaswand neben dem Feriendorf Königsleitn – ohne Handy und Computer, mit der Außenwelt und untereinander nur durch Sichtkontakt und fallweise über ein Mikrofonsystem verbunden. Struktur und Halt gibt ein klar geregelter Tagesablauf. Die eigene Kreativität wird zum Überlebensmittel, die Erfahrungen des auf 12 m² reduzierten Lebens der vergangenen 14 Tage teilt kollekTief mit dem Publikum in einer finalen Performance am 15.8. um 20:30 Uhr im Herrenseetheater. Das ungewöhnliche Theaterprojekt kommentiert damit aus sehr persönlicher Sicht in künstlerisch verdichteter Form die sozialen Isolationserfahrungen und damit verbundene Probleme und Ängste, die viele Menschen in den letzten Monaten in der eine oder anderen Form durchlebt haben.
Zahlreiche weitere Veranstaltungen bieten ein breites Spektrum an Theatererlebnissen, etwa „Küchenlesungen“ von Theaterstücken in privaten Haushalten einschließlich Mittagsmenü mit Doris Hindinger und Bernhard Studlar, weitere Theateraufführungen wie „Die Welt ist ein Würstelstand“ vom Schuberttheater in Wien, „Mär und mehr. Von der See“ von Theater an Bord Hamburg oder „Abeh“, ein „Figuren- und Ramschtheater“ von und mit Anna Manzano und Naëmi Handler, von Autor*innen-Lesungen mit Stephan Lack und Alexandra Koch, Singer-Songwriter-Konzerte mit „Das schottische Prinzip“, Molden Stirner Allstars Group und Felix Kramer, Matineen und Feuergespräche sowie zahlreiche szenische Lesungen, die dank der erfrischen Begegnungen mit neuen Texten ein Herzstück des Festivals ausmachen. „Drama Litschau“, geleitet von Christoph Braendle, stellt am 15. 8., 16:15 Uhr und am 16.8., 16:00 Uhr Texte von ganz jungen Theaterautor*innen vor, die im gleichnamigen Workshop in dieser Woche in Litschau erarbeitet werden.
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