"Es geht darum, Körper zu akzeptieren und zu respektieren"
BAD ISCHL/SALZKAMMERGUT. Der Pudertanz bei der Eröffnungsfeier der Kulturhauptstadt 2024 Bad Ischl Salzkammergut von Doris Uhlich und ihrem Ensemble wirbelte buchstäblich viel Staub im Salzkammergut auf. Die Empörung darüber kann die Künstlerin selbst nicht nachvollziehen.
Zehn nackte Menschen auf einer Bühne – ohne Idealmaße – bestreuen sich mit Puder und schwabbeln mit ihren Körpern. Mehr als 5.000 Besucher vor Ort im Bad Ischler Kurpark und ein Vielfaches davon vor dem Fernseher: Die Eröffnungsfeier der Kulturhauptstadt Bad Ischl Salzkammergut 2024 ist nach wie vor in aller Munde. Aber nicht nur positiv – vor allem der Pudertanz der Atterseer Choreografin Doris Uhlich sorgt für Gesprächsstoff. Dass nackte Menschen bei der Eröffnungszeremonie zu sehen waren, stieß einigen Menschen offenbar sauer auf und eine Diskussion darüber entstand.
Hauptsächlich auf der Plattform Facebook hagelte es hunderte Kommentare dazu. So schreibt etwa ein User: „Es ist peinlich das sich Bad Ischl und damit unser schönes Salzkammergut so präsentiert“. Eine andere Userin stimmt zu und fragt: „Was muss man nehmen um des auszuhalten?“
Es gibt aber auch positive Stimmen dazu. Eine Nutzerin schreibt: „Meine Güte, was so ein paar Nackige anrichten können am prüden Volk…“, und fragt die Internet-Gemeinde: „Ungustiosität?? Warum? Weil nicht alle jung und knackig waren? Weil Beeinträchtige sogar im Rollstuhl mittanzten? Mutig, Hut ab! Leben und leben lassen, ihr kleinkarierten Moralapostel…“
Empörung für Uhlich nicht nachvollziehbar
Doris Uhlich kann die Empörung „absolut nicht verstehen“. Sie sagt: „Ich arbeite mit Menschen unterschiedlicher Biografien und körperlicher Einschreibungen, ich öffne die Tanzfläche für Menschen mit körperlicher Behinderung und zeige die Potenziale von Nacktheit jenseits von einfacher Erotisierung und Provokation. Die Welt hat viele Körper und in meinen Arbeiten sieht man diese vielen Körper. Was uns alle Menschen in der Welt verbindet, wir werden nackt geboren, egal aus welchem Kulturkreis wir stammen. Jeder Körper ist schön.“
Die Idee zum Pudertanz entwickelte sich bereits 2009. Uhlich sollte auf Auftrag eine Choreografie zum Thema Barock entwickeln und ihren „korpulenten Körper“ zum Mittelpunkt machen, erzählt die Tänzerin. Als sie damals vor dem Spiegel stand und überlegte, fing sie an, ihren nackten Körper zu „vibrieren“ und „mit meinem Fett zu tanzen“. Die Musik und der Puder dazu entstammen der Barockzeit. Gemeinsam mit dem „Wabbeln“ soll so Ballast abgeschüttelt werden.
Dass nun Menschen das Ensemble als „unästhetisch“ bezeichnen, erschreckt Uhlich. „Ich finde es schlimm, dass Körper, die nicht den Idealmaßen entsprechen, als unästhetisch bezeichnet werden“. Die Reaktionen direkt nach der Veranstaltung empfand sie durchwegs positiv, manche hätten sogar vor Berührung geweint.
Ihre Botschaft mit dem Pudertanz ist jedenfalls ganz klar: „Es geht darum, seinen und andere Körper zu akzeptieren und zu respektieren, denn man kann nicht aus seinem Körper flüchten“.
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