Weitere Angebote

Sociale Medien

Kontakt

Händ: Neuregelung soll ärztliche Versorgung sichern

Mag. Lisa-Maria Laserer, 08.07.2025 19:00

SALZKAMMERGUT. Der Hausärztliche Notdienst (HÄND) wurde in OÖ neu geregelt, um weiterhin eine sichere medizinische Versorgung außerhalb regulärer Ordinationszeiten zu gewährleisten. Die Hausärzte Alexandra Angerer aus Seewalchen und Lothar Berkenhoff aus Bad Goisern erklären die Änderungen.

Die neue Regelung stellt laut den Hausärzten keinen Nachteil für Patienten dar. (Foto: stock.adobe.com/lenets_tan)

Seit Juli gibt es neue Regeln für den hausärztlichen Notdienst, der für alle Patienten weiterhin unter der Telefonnummer 141 erreichbar ist. Diese neue Regelung war notwendig, da eine Kombination aus unbesetzten Kassenstellen und einem fordernden Arbeitsalltag der Ärzte zunehmend zur Herausforderung wurde. Folgende Neuerungen sind seit 1. Juli in Kraft: Die ärztliche Visite von Montag bis Samstag in der Zeit von 19 bis 23 Uhr ist nun für die Ärzte auf freiwilliger Basis. Die bisherige Nachmittags-Rufbereitschaft an Werktagen entfällt ersatzlos. Ergänzend gibt es werktäglich von 16 bis 23 Uhr einen ärztlichen Telefondienst, der auch Videokonsultation und eRezept-Ausstellung bietet. Die telefonische Gesundheitsberatung unter der Notrufnummer 1450 steht rund um die Uhr bereit. Zudem bleibt die Telefonmedizin nachts von 23 bis 7 Uhr verfügbar. An Sonn- und Feiertagen sowie samstagvormittags bleiben Dienste verpflichtend besetzt. Ordinationsdienste laufen während der Infektionszeit zwischen 8 und 12 Uhr, ansonsten bis 11 Uhr. Zu den Feiertagen rund um Weihnachten und Neujahr wird ein zusätzlicher Telefondienst von 10 bis 18 Uhr angeboten.

Neuregelung unverzichtbar

Lothar Berkenhoff, Allgemeinmediziner und HÄND-Koordinator für Gmunden Süd zwei, sieht die Neuregelung als unverzichtbar an. Er betont, dass offene Kassenstellen eine Anpassung erforderten. Die freiwillige Bereitschaft reduziere den Aufwand, die finanzielle Belastung für Ärzte bleibe aber bestehen. Zugleich könne eine familienfreundlichere Dienstgestaltung die Allgemeinmedizin langfristig stärken. Berkenhoff weist darauf hin, dass Hausärzte mit Abstand die günstigste Versorgungsform darstellen und jede Maßnahme zur Attraktivitätssteigerung zu Einsparungen führen könne.

Verkürzte Dienstzeiten – Nachteil für den Patienten?

Zur Regelung der verkürzten Dienste erklärt Berkenhoff, die neue Regelung halte die Balance zwischen Verfügbarkeit und Aufwand. Er hofft, dass Patienten verstärkt reguläre Ordinationszeiten nutzen, da hier Personal und Infrastruktur vollständig zur Verfügung stünden. Der HÄND solle auf Notfälle beschränkt bleiben. Am Wochenende bleibe die Versorgung stabil gewährleistet – samstagnachmittags sei die Rufbereitschaft freiwillig, aber aktiv. Um Missbrauch durch Touristen oder Patienten aus benachbarten Sprengeln zu vermeiden, müsse eine klare Abgrenzung erfolgen. Leitstellen und die Nummer 1450 sollten Betroffene auf die regulären Sprechzeiten hinweisen, um das System zu entlasten.

„Ausreichend Deckung“

Hausärztin Alexandra Angerer aus Seewalchen am Attersee beurteilt die Änderungen ähnlich positiv. Sie weist auf geringe Nutzung der HÄND-Dienste hin, die sich auch in früheren Nachmittagsdiensten bewährt hätten. Für das Wochenende erwartet sie keine wesentlichen Änderungen, da bestehende Dienste ausreichend Deckung bieten. Sie betont, dass Patienten mit tatsächlichem Bedarf die regulären Sprechzeiten problemlos wahrnehmen könnten. Ergibt sich keine Veränderung im Patientenandrang, bleibe die Versorgung stabil. Alexandra Angerer:

„Ich denke, dass der HÄND auch mit der freiwilligen Visitenregelung gut besetzt sein wird. Es gibt immer Patienten, die direkt auf die Unfallstation gehören und zuwarten, und andere, die direkt ins Krankenhaus fahren, da sie umfangreich abgeklärt werden wollen das ist demografisch gesehen unterschiedlich.“

Telemedizin ist kein Ersatz

Bezüglich der neuen Möglichkeit zur Videokonsultation warnt Lothar Berkenhoff, dass Telemedizin keine vollwertige ärztliche Untersuchung ersetzt. Ungenaue Angaben machten die Fernbehandlung schwierig, weshalb bei unklaren Symptomen weiterhin ein physischer Arztbesuch nötig bleibe.

Nachhaltige Versorgung

Beide Ärzte stimmen darin überein, dass die Neuerungen durchwegs positiv zu bewerten sind. Für Patienten bedeutet das: Der Hausarzt bleibt erste Anlaufstelle – in Notfällen greift der HÄND – und Telemedizin ergänzt, wenn auch mit Vorbehalt, als Zusatzlösung.

Die Herausforderung wird sein, die Bevölkerung gut zu informieren, damit die Dienste richtig genutzt werden und die Versorgung dort bleibt, wo sie am effizientesten ist. Angesichts offener Kassenstellen und dem Bedarf an nachhaltiger hausärztlicher Versorgung kann das neue Modell langfristig dazu beitragen, die Allgemeinmedizin zu stabilisieren und finanzierbar zu erhalten.


Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.

Jetzt anmelden