EBENSEE. Der Arbeiter Gesangsverein Kohlröserl lud zu einem Herbstkonzert in den großen Rathaussaal ein. Unter dem Motto „Tag der Fahne“ wurde ein abwechslungsreiches musikalisches Programm geboten, das Tradition und Gemeinschaft in den Mittelpunkt stellte. Der Chor, der seit mehr als einem Jahrhundert besteht, zeigte einmal mehr seine tiefe Verwurzelung in der Bevölkerung. Der Saal war bis auf den letzten Platz gefüllt, das Publikum zeigte sich begeistert.
Das Konzert bot eine breite musikalische Vielfalt. Neben dem AGV Kohlröserl traten das Männerensemble Vierstimmig, die Bläsergruppe der Musikkapelle Kirchham und die Gizikogla aus Hallstatt auf. Durch den Abend führte der aus dem Rundfunk bekannte Sprecher Franz Gumpenberger. Das Programm reichte von traditionellen Volksliedern bis hin zu modernen Klassikern wie „Wochenend und Sonnenschein“ der Comedian Harmonists oder „Weit, weit weg“ von Hubert von Goisern.
Feierliche Segnung der Vereinsfahne
Im Mittelpunkt des Abends stand die neu restaurierte Vereinsfahne. Pfarrer Alois Rockenschaub segnete sie im Rahmen eines feierlichen Aktes. Damit erhielt das Symbol des Vereins einen besonderen Platz im Konzertprogramm. Die Fahne blickt auf eine lange Geschichte zurück: Bereits im Jahr 1923 stiftete Karl Reisenbichler, eines der Gründungsmitglieder des AGV Kohlröserl, das wertvolle Stück.
Die Herstellungskosten beliefen sich damals auf mehr als fünf Millionen Kronen – Geld, das Reisenbichler ursprünglich für den Bau eines Hauses vorgesehen hatte. Aufgrund der Wirtschaftskrise und der Hyperinflation in diesem Jahr verlor das Ersparte jedoch seinen Wert. Der Hausbau konnte nicht mehr verwirklicht werden, die Vereinsfahne aber wurde dennoch finanziert und überdauerte die Jahrzehnte als Zeichen des Zusammenhalts.
Familiengeschichte eng mit dem Verein verbunden
Die Familie Reisenbichler prägte den Verein über Generationen hinweg. Johann Reisenbichler, der Sohn des Stifters, ist seit 1951 Mitglied des Chors und war über viele Jahre Obmann. Durch seine Mitwirkung im bekannten Viergesang bestimmte er die musikalische Entwicklung des Vereins wesentlich mit.
Während des Zweiten Weltkriegs ging die Vereinsfahne verloren und wurde nach Kriegsende zufällig in einem Gasthaus in Urfahr wiedergefunden. Nach ihrer Rückkehr nach Ebensee blieb sie fester Bestandteil des Vereinslebens. Im Vorjahr wurde sie aufwändig restauriert und konnte nun beim Konzert erstmals wieder in neuem Glanz präsentiert werden.
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