
EBENSEE/BAD ISCHL/SCHARNSTEIN. Das Sparprogramm des Landes trifft auch die Frauenberatungsstellen im Salzkammergut: Sowohl dem Frauenforum Salzkammergut in Ebensee als auch der Frauenberatungsstelle Inneres Salzkammergut in Bad Ischl und dem Mädchen- und Frauenzentrum Insel in Scharnstein wurden die bisher bewilligten Mittel aus der Sozialabteilung gestrichen. Als letzte Hoffnung gilt ein Gesprächstermin am 23. Jänner.
Die drei Frauenberatungsstellen erhielten bisher Förderungen aus den Ermessenausgaben des Sozialressort des Landes, das von Landesrätin Birgit Gerstorfer (SP) geführt wird. Vor wenigen Wochen erfuhren sie, dass – aufgrund der Kürzungen der Ressortmittel – für heuer keine Gelder zur Verfügung stehen. Der kurzfristige Ausfall der Förderungen trifft die Frauenvereine hart.
„Trifft genau diejenigen, die am nötigsten Hilfe brauchen“
In Bad Ischl werden 15.000 Euro eingespart. „Bei uns ist die Situation besonders prekär, weil wir in Bad Ischl „nur“ Beratungen machen und nicht auch z.B. Veranstaltungen anbieten. Das heißt, dass wir auch nur bei den Beratungen einsparen können“, erklärt Geschäftsführerin Andrea Lantscher.
Insgesamt wurden in der Frauenberatungsstelle Inneres Salzkammergut im Vorjahr über 1600 ausführliche Beratungsgespräche durchgeführt, heuer müssen über 200 eingespart werden. „Bei uns befindet sich auch das Gewaltzschutzzentrum – diese Beratungen, die immer sehr rasch erfolgen müssen, müssen natürlich weiter gehen. In anderen Fällen wird es in Zukunft sicher Wartezeiten geben“, so Lantschner. Wie die Einsparungen genau aussehen, werde erst im Vorstand besprochen. „Man redet immer davon, dass es keine soziale Kälte geben darf, aber hier trifft es genau die Menschen, die am nötigsten Hilfe brauchen.“
Froh ist Lantscher darüber, dass die Mittel für die vom Frauenberatungszentrum geführte Frauenübergangswohnung – die einzige im Bezirk – von der Kürzung nicht betroffen sind.
„Halten Beratungsangebot mit aller Kraft aufrecht“
Auch in der Scharnsteiner Insel ist die Betroffeneheit groß: „Wir mussten Räumlichkeiten aufgeben, haben die Insel-Zeitung eingestellt und einen großen Teil der geplanten Veranstaltungen abgesagt. Das Beratungsangebot halten wir mit aller Kraft aufrecht. Aber die für heuer geplante Übersiedlung in ein barrierefreies Umfeld wackelt jetzt natürlich“, beschreibt Geschäftsführerin Eva-Maria Großmayr-Gurney die Situation in der Scharnsteiner Insel. Bisher kamen jährlich rund 12.000 Euro – ein Achtel der gesamten Förderungen – als Basisförderung aus dem Sozialressort.
„Die Beratungsstellen im ländlichen Raum müssen erhalten bleiben – auch in räumlicher Nähe und in Vernetzung mit den Schulen und Gemeinden“, so Großmayr-Gurney, „Wir sind die Akut-Versorgung und leisten auch viel in der Prävention.“
Kritik an Kürzungen „ohne öffentliche Debatte“
Die stärksten Einschnitte gibt es beim Frauenforum Salzkammergut in Ebensee: Hier betrug die Förderung bisher 23.500 Euro und machte beinahe ein Viertel der Mittel aus. Die Folgen der Streichung: Eine Mitarbeiterin wurde gekündigt, die Öffnungszeiten werden reduziert. “Dadurch verlieren wir an Schlagkraft und Professionalität. Denn natürlich ist es schwierig, mit weniger als einer Vollzeitstelle das bisherige Angebot aufrechtzuerhalten – zumal die Förderungen davor schon zehn Jahre lang nicht angehoben wurden“, betont Frauenforums-Geschäftsführerin Iris Kästel, „Seit 2012 heißt es: Wenn es der Wirtschaft besser geht, gibt es auch wieder mehr Förderungen. Jetzt wird das als Gegenargument verwendet.“
Kästel kritisiert auch, dass die vorgegebenen Kürzungen in der Sozialabteilung des Landes „ohne öffentliche Debatte“ stillschweigend umgesetzt worden seien: „Es darf in einer Demokratie einfach nicht sein, dass man aus Angst still hält.“
Hoffen auf Gespräch am 23. Jänner
Landesrätin Birgit Gerstorfer verteidigt die Einschnitte: „Aufgrund der Einsparungsvorgaben im Landesbudget 2018 hatte ich leider keine andere Möglichkeit, als die Förderung für die betroffenen Frauenberatungsstellen einzustellen. Dennoch habe ich ein großes Interesse daran, die Frauenvereine in dieser schwierigen Situation bestmöglich zu unterstützen. Um entsprechende Möglichkeiten zu sondieren, gibt es bereits Gesprächstermine.“ Die Vertreterinnen der Gmundner Einrichtungen haben eine Einladung für den 23. Jänner erhalten. Ein „Hoffnungsschimmer“, finden sie, auch wenn es „nur ein kleiner“ ist.