
GMUNDEN. Die Verkehrsüberlastung in der Gmundner Innenstadt und die von der Stadtgemeinde angedachten Maßnahmen (zum Tips-Artikel) sorgen für Diskussionen. Norbert Hausherr hat den Tips einen Brief übermittelt, in dem er auf die Probleme einer „Teilzeit-Einbahn“-Regelung an der Esplanade eingeht.
Sehr geehrte Bürgermeister Krapf,
ich bin Fahrschulbesitzer in Gmunden und war auch viele Jahre der Bundesobmann der Fahrschulen Österreichs. In dieser Funktion habe ich an vielen Änderungen der StVO, des KFG und des FSG mitgearbeitet. Daher habe ich ausreichendes Knowhow, um die geplante Änderung der Verkehrsregelung auf der Esplanade beurteilen zu können.
Die geplante Regelung, die Esplanade zu einer Teilzeit Einbahn zu machen, halte ich für nicht durchdacht und weder aus sicherheitstechnischen noch aus verkehrsplanerischen Gründen für umsetzbar.
- Die Esplanade hat eine Durchleitefunktion für den Verkehr auf der Achse Ebensee – Scharnstein. Bei einer Sperre würde sich der Verkehr zum Teil in die Innenstadt verlagern. Das kann wohl nicht im Sinne der Initiatoren sein.
- Eine zeitlich befristete Einbahnregelung müsste sehr gut beschildert sein, damit es nicht zu ungewollten Geisterfahrten kommt. Ich denke hier auch an verschiedene Zufahrten, wie z.B. die Kuferzeile. In Hannover wurden bestimmte Straßen während der Messen zeitweise zu Einbahnen. Dazu benötigte es aber unzählige Überkopfwegweiser, Verkehrszeichen und elektronische Verkehrsleiteinrichtungen. Ein Aufwand, der sich nur durch große Messen rechtfertigen ließ.
- Im Artikel der Tips kommt nicht vor, dass auch die Sperrung der Parkplätze entlang der Esplanade während der Einbahnregelung geplant ist, um Radfahrer nicht zu gefährden. Auch diese Idee würde wieder zu mehr Verkehr in den angrenzenden Straßen führen, da die Autofahrer Parkplätze suchen. Abgesehen davon gibt es ca. 25 fix vergebene Parkplätze für Anrainer.
- Die Innenstadt hat jetzt schon massive Probleme mit mangelnder Besucherfrequenz. Immer mehr Innenstadtkaufleute müssen zusperren, weil einfach zu wenig Umsatz zu erzielen ist. Jetzt genau am Liebstadtsonntag den Besuchern Parkplätze zu sperren, halte ich für unverschämt und extrem einseitig gedacht. Nur wenige würden die geplanten Ersatzangebote wie z.B. Pendlerbus vom Engelhof in Anspruch nehmen. Das erinnert mich an die Versprechen, dass durch die Traunseetram Tausende die Innenstadt bevölkern werden. Leider ist das nicht eingetreten, was aber vielen bereits vor dem Bau klar war.
- Viele Radfahrer würden aus Gewohnheit weiterhin den Radfahrstreifen auf der Esplanade benützen, weil eine deutliche Markierung oder Beschilderung nicht möglich ist. An sechs Tagen in der Woche muss ja genau dieser Teil wieder befahren werden.
- Ein Umleitung nur an Sonntagen vom Yachtclub bis zum Restaurant Baumgartner auf die Fahrbahn würde umfangreiche Baumaßnahmen bedeuten, weil speziell beim Restaurant Baumgartner einige Parkplätze für Einspurige in eine Verkehrsfläche für Radfahrer umgewandelt werden müsste. Dazu kommt noch eine erhebliche Kostenbelastung für die Gemeinde, weil zweimal in der Woche Verkehrsleiteinrichtung auf- und abgebaut werden müssten.
Zusammenfassend möchte ich sagen, dass diese Idee in die Kategorie Schildbürgerstreich einzuordnen ist oder auch eine Bereicherung für die nächste Faschingssitzung sein könnte.
P.S. Es gäbe sehr wohl vernünftige Ideen, um die Fußgänger und Radfahrer auf der Esplanade besser zu schützen. Eine Verlagerung des Radfahrstreifens weg von den Parkplätzen hin zu den Alleebäumen mit einer deutlichen Markierung (Rand- und Leitlinien) und vielleicht sogar baulichen Trennungen wäre für Fußgänger und Radfahrer ein Sicherheitsgewinn und bei entsprechender Gestaltung sogar eine optische Bereicherung.
Mit freundlichen Grüßen
Norbert Hausherr, Gmunden
Leserbrief / Norbert Hausherr - Der Leserbrief wurde meines Erachtens sachlich und anschaulich verfasst und gibt vermutlich eine sehr objektive Einschätzung dessen, was sich die Bevölkerung und die Freunde der Stadt Gmunden nach der politischen Presseaussendung denken