„Die Jungen nehmen gesellschaftliche Veränderungen schon mit auf“
ALTMÜNSTER/BEZIRK GMUNDEN. Die Landwirtschaftskammer lud zur Diskussion ins Agrarbildungszentrum Altmünster. Die Themen reichten von Energiekrise, Teuerung und EU-Richtlinien bis zu den Auswirkungen der gesellschaftlichen Megatrends auf die Landwirtschaft.
Im Bezirk Gmunden gibt es 1.599 landwirtschaftliche Betriebe. Sie alle sind durch die aktuelle „Zeit der multiplen Krisen“ stark gefordert, wie Karl Dietachmair, Direktor der OÖ Landwirtschaftskammer, gleich eingangs betonte. Problematisch seien vor allem die hohen Energiepreise.
Als wichtige Gegenmaßnahme erwähnte Dietachmair die gesetzten Entlastungen, vom Stromkostenzuschuss bis zur befristeten Mineralölsteuerrückvergütung. Insgesamt stehen hier 300 Millionen Euro zur Verfügung, betonte Dietachmair. Auch Corona und die Ukrainekrise sorgten für Herausforderungen, etwa durch die Veränderung der Lieferketten und Transportwege und gestiegene Transportkosten.
Gesellschaftliche Megatrends beeinflussen Landwirtschaft
Die Befürchtung, dass die Versorgungssicherheit mit Lebensmitteln in Gefahr sei, habe sich jedoch nicht bewahrheitet, betonte Franz Waldenberger, Präsident der OÖ Landwirtschaftskammer. Den Grund dafür sieht er in den stabilen landwirtschaftlichen Strukturen. Für die kommenden Herausforderungen verwies er auf die gesellschaftlichen Megatrends von Gesundheit und Globalisierung bis zu Mobilität und New Work.
Als Beispiel nannte Waldenberger die Faktoren Klimawandel, Dekarbonisierung, Umweltschutz und Kreislaufwirtschaft. Dies biete neben vielen Herausforderungen auch Chancen, wie die Produktion von Biomasse und Biogas oder die PV-Stromerzeugung in der Landwirtschaft – wobei man auf den Erhalt der Böden achten müsse.
Auch Gesundheit und Individualisierung schlagen sich in der bäuerlichen Arbeit nieder: Lebensmittelqualität und Tierwohl werden für viele Konsumenten wichtiger. „Bäuerinnen und Bauern sind die authentischen Botschafter für Lebensmittel“, sieht Waldenberger auch hier eine große Chance.
Innovative Hofnachfolger
Die veränderten Haltungen seien auch schon in den künftigen Hofübernehmern zu erkennen, verweist Waldenberger auf eine aktuelle Jugendstudie in landwirtschaftlichen HBLAs: Für 93 Prozent der Befragten ist es demnach besonders wichtig, die Bevölkerung mit gesunden Lebensmitteln zu versorgen, 84 Prozent legen Wert auf hohe Standards für Nutztiere. Für 81 Prozent der Hofübernehmer ist es auch wichtig, dass die Landwirtschaft zum kulturellen Leben beiträgt.
„Das bedeutet nicht, dass die jetzt tätigen Landwirte diese Faktoren nicht leben, aber die Jugend nimmt diese gesellschaftlichen Veränderungen schon ganz natürlich mit – und wächst damit auf“, so Waldenberger.
Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.
Jetzt anmelden