
GRÜNAU. Die Frist läuft langsam ab: Noch bis 2026 unterstützt das Land Oberösterreich den Betrieb der Almtal Bergbahnen und gleicht deren Abgänge aus. Bis dann muss jedoch ein Konzept für einen wirtschaftlich tragfähigen Ganzjahresbetrieb erarbeitet werden. Doch es gelingt offenbar nicht, alle Grundstücksbesitzer mit ins Boot zu holen. Ein geplanter gemeinsamer Gesprächstermin wurde nun abgesagt. UPDATE: 8.3., 15.20 Uhr: Landesrat Markus Achleitner lädt die Bürgermeister zu Gesprächen ein.
Am Wochenende nutzten zahlreiche Skifahrer das Genussfest „Der Kasberg kocht“ für eine Demonstration gegen das mögliche Ende des Skigebiets Kasberg. Denn das Ende der heurigen Saison könnte tatsächlich das endgültige Aus bedeuten.
Land hilft bis 2026
Das kleine Skigebiet stand schon mehrfach vor existenziellen Schwierigkeiten. Zuletzt musste 2016 das Land OÖ einspringen. Neben einer damals notwendigen Investition in die Anlagen sicherte sie einen Weiterbetrieb für zehn Jahre zu. Bis dahin müssten die Hauptgesellschafter - die Gemeinden Grünau, Scharnstein, Vorchdorf und Pettenbach - ein Konzept erstellen, das einen wirtschaftlich tragfähigen Ganzjahresbetrieb ermöglicht.
Konzepte für Sommerbetrieb bisher gescheitert
Zwei Konzepte wurden überlegt: Neben jenes des Landes OÖ, das die Seilbahn im Sommer unter anderem mit einem Dwohnill-Angebot für Radfahrer betreiben will, gibt es auch jenes des Unternehmers Christian Silberleithner. Er setzt auf sanften Sommertourismus - mit barrierefreien Zugängen und Angeboten für Familien und Wanderer. Es würde mit Investoren auch selbst in das Unternehmen einsteigen.
Doch beide Konzepte scheitern - auch - an mehreren Grundstücksbesitzern, die unter anderem aus jagd- und forstwirtschaftlichen Gründen nicht zustimmen. Zahlreiche Verhandlungen über die vergangenen Jahre hin brachten keine gemeinsame Lösung.
Aus für Skigebiet könnte rasch kommen
Damit könnte nun das Ende der aktuellen Skisaison auch das generelle Aus für den Kasberg-Skibetrieb bedeuten: „Wenn wir wissen, dass es keine Zukunft für das Skigebiet gibt, müssen wir uns natürlich auch langsam Gedanken über den Rückbau der Anlagen machen“, erklärt der Grünauer Bürgermeister Klaus Kramesberger.
Aufgeben will er aber noch nicht - auch, wenn eine ursprünglich für den morgigen Donnerstag geplante Gesprächsrunde mit den beteiligten Grundstücksbesitzern nun abgesagt wurde: „Mehrere Grundstücksbesitzer haben uns in einem gemeinsamen Brief mitgeteilt, dass sie einem Sommerbetrieb nicht zustimmen werden“, so Kramesberger.
Zentrale Bedeutung des Kasbergs
Nun möchte er nochmals alle Möglichkeiten ausschöpfen: „Wir werden alles versuchen, um unseren Berg zu erhalten“, betont der Grünauer Bürgermeister. Denn das Skigebiet sei für die Region von zentraler Bedeutung. Man sei für Lösungen offen und wolle auch noch einmal mit den Vertretern des Landes OÖ Kontakt aufnehmen.
Dem stimmt auch Stefan Schimpl zu, der stellvertretende Geschäftsführer des Tourismusverbandes Traunsee-Almtal: So gebe es allein durch die 40.000 Winternächtigungen im Almtal eine direkte touristische Wertschöpfung von 7,5 Millionen Euro pro Jahr. Durch die Schließung könnten bis zu 100 Arbeitsplätze in der Region verloren gehen. Ein Rückgang des Freizeitangebotes würde es zudem für Betrieb im Umkreis von 40 bis 50 Kilometern schwieriger machen, qualifizierte Mitarbeiter anzuwerben - da hier der „Freizeitfaktor Kasberg“ oft ein wesentliches Entscheidungskriterium sei, so Schimpl.
Bevölkerung steht hinter Skigebiet
„Man sieht, dass die Bevölkerung hinter dem Kasberg steht - etwa am großen Interesse bei Angeboten wie Der Kasberg kocht“, betont Stefan Schimpl. Auch Rudolf Raffelsberger, Landtagsabgeordneter und Bürgermeister von Scharnstein, sieht die große Bedeutung des Skigebiets: „Dass es tatsächlich ums Zusperren geht, haben noch nicht alle realisiert“, meint er.
Es sei aber klar, dass ein Weiterbetrieb noch möglich ist, wenn es sich wirtschaftlich ausgeht. Das betont auch der zuständige Landesrat Markus Achleitner: „Dem Land OÖ ist die Bedeutung des Kasbergs als Natur-, Sport- und Tourismusdestination für die Region Grünau-Almtal natürlich bewusst. Daher hat der OÖ. Landtag auch im Jahr 2016 eine zehnjährige Abgangsdeckung in Höhe von maximal 1 Mio. Euro pro Jahr bis zur Wintersaison 2025/26 beschlossen. Im Sinne eines zweckmäßigen und wirtschaftlichen Einsatzes von öffentlichen Mittel ist in der Vereinbarung zur Abgangsdeckung auch enthalten, dass seitens der vier Eigentümergemeinden Konzepte zu erstellen sind, wie der Kasberg wirtschaftlich eigenständig fortgeführt werden kann. Dabei kamen alle touristischen Experten zum Schluss, dass dies nur in der Verbindung mit einem Sommerbetrieb samt Angebotsattraktivierung umsetzbar sein wird. Das Land OÖ ist bereit, die Realisierung dieser Konzepte auch entsprechend zu unterstützen. Dies ist auch den regionalpolitischen Verantwortlichen bewusst, weshalb bereits viele Gespräche mit den Grundstückseigentümern geführt wurden, die unseres Wissens allerdings bisher nicht erfolgreich waren. Wir hoffen, dass noch eine Einigung vor Ort erzielt werden kann, klar ist aber, die Zeit drängt.“
Für das Grünauer Gemeindeoberhaupt Klaus Kramesberger ist jedenfalls klar: „Wir werden alles versuchen. Klar ist aber auch, dass bald eine Entscheidung fallen muss - aus meiner Sicht bei Ende März.“
UPDATE 8.3., 15.20 Uhr
In Reaktion auf die Absage der geplanten Gespräche durch die Grundeigentümer lud Wirtschafts- und Tourismus-Landesrat Markus Achleitner am Nachmittag seinerseits die beteiligten Bürgermeister zu Gesprächen ein: „Die schriftliche Absage der betroffenen Grundeigentümer an einen Ganzjahres-Betrieb hat für das Skigebiet Kasberg eine neue Faktenlage geschaffen. Die Eigentümer-Gemeinden müssen nun die weitere Vorgangsweise festlegen. Daher habe ich die Bürgermeister der vier Gemeinden Grünau, Scharnstein, Vorchdorf und Pettenbach nächste Woche zu einem Austausch über die nächsten Schritte eingeladen.“
Nach der Ablehnung des Ganzjahres-Tourismus durch mehrere Grundeigentümer gelte es nun, „die wirtschaftlichen Auswirkungen dieser Grundsatzfestlegung der Grundeigentümer für die Bergbahnen zu ermitteln und dann eine sinnvolle weitere Vorgangsweise festzulegen“, betont Achleitner. In weiterer Folge sei dann auch zu prüfen, „ob und welche touristischen Angebote künftig innerhalb der Festlegungen der Grundstückseigentümer überhaupt noch möglich sein werden.“