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Lerncafé in Grieskirchen: Um dem Armutskreislauf entfliehen zu können

Sabrina Lang, 31.01.2017 19:00

GRIESKIRCHEN. Wenn das Geld kaum zum Leben reicht und es den Eltern nicht möglich ist, ihr Kind im Schulalltag bestmöglich zu unterstützen, kommen sie ins Spiel: die Caritas Lerncafés. In Grieskirchen öffnet im März das achte Lerncafé in Oberösterreich. Lisa Strutzenberger aus St. Georgen arbeitete bisher im Welser Lerncafé und wird nun die Leitung in Grieskirchen übernehmen. Im Tips-Interview spricht die 26-jährige über Ziele und die Motivation hinter dem Projekt.

Lisa Strutzenberger wird das Lerncafé in Grieskirchen leiten. Foto: Caritas
Lisa Strutzenberger wird das Lerncafé in Grieskirchen leiten. Foto: Caritas

Tips: Ein Lerncafé in Grieskirchen - wie kam es dazu?

Lisa Strutzenberger: Es werden immer wieder Städte evaluiert. In Grieskirchen gaben einige Schulen an, dass der Bedarf nach einem Lerncafé gegeben ist. Wir haben in jedem der anderen Standorte so lange Wartelisten, dass wir locker ein zweites aufmachen könnten. In Wels stehen 25 Kinder auf der Warteliste, wir können aber nur 18 aufnehmen.

Welche Erfahrungen hat man bisher in den Lerncafés machen können?

Man merkt, wie die Motivation der Kinder steigt. Sie kommen einfach wahnsinnig gerne ins Lerncafé. Das ist für mich der Grundpfeiler und gerade bei den Volksschülern haben wir jetzt große Verbesserungen gesehen. Der eine ist Rechenkönig geworden, der andere hat einen Einser in Deutsch geschrieben. Außerhalb des Schulischen ist mir auch wichtig, dass sie wen zum Reden haben.

Was ist Ihre persönliche Motivation, in einem Lerncafé mitzuarbeiten?

Die Arbeit mit Kindern ist mir schon immer gelegen. Man bekommt extrem viel zurück. Diese Kinder haben manchmal einen Nachteil gegenüber anderen. Dass man das zumindest ein bisschen auffangen kann und dass sie eine Ansprechperson haben, ist ein tolles Gefühl.

Was sind die Ziele eines Lerncafés?

Das Ziel ist der positive Schulabschluss. Ebenso soll die psychosoziale Entwicklung der Kinder gefördert werden. Für mich ist vor allem die soziale Kompetenz wichtig, das ist oft schwierig, denn die Kinder haben zum Teil sehr wenig Freunde.

Skizzieren Sie den Ablauf im Lerncafé

Nach dem Ankommen der Kinder im Café wird geredet und gespielt. Ab 13 Uhr beginnt die Lernzeit. Dazwischen gibt es individuelle Pausen. Um 15.30 Uhr wird die gesunde Jause zubereitet. Danach geht man in den Garten oder Turnsaal oder veranstaltet verschiedene Workshops.

Das Lerncafé richtet sich an Kinder von sozialschwachen Eltern - wie wird sozialschwach in diesem Fall definiert?

Wir erheben verschiedene Kriterien: ob sie Migrationshintergrund haben, ob die Eltern Deutsch sprechen, ob das Kind einen eigenen Raum zum Lernen und Schlafen hat und natürlich stimmen wir uns mit der Schule ab. Die Kinder werden uns von der Schule empfohlen. Ein weiteres Kriterium ist der Berufs- und Bildungsstand der Eltern.

Warum ist es für Kinder schwer dem Armutskreislauf zu entfliehen?

Es ist oft die Perspektivenlosigkeit. Die Kinder wissen oft gar nicht, dass man was anderes machen kann, wenn sie sehen, die Eltern sind Hilfsarbeiter. Bildung wird in Österreich oft „vererbt“. Es ist für Kinder, deren Eltern nur Pflichtschulabschluss haben, kaum möglich, höhere Bildungsabschlüsse zu erreichen. Es ist oftmals kein „Verschulden“ der Eltern, wenn es Kinder zum Beispiel nicht in die AHS schaffen. Ein ganz wichtiger Teil ist auch die Sprache. Denn wenn man von Anfang an mit Deutsch nicht gut zurecht kommt, liegt man in allen anderen Fächern auch zurück. Oft ist in diesen Familien der Stellenwert der Schule ein anderer. Viele Kinder kommen nicht mehr alleine mit jeder Hausübung zurecht, brauchen Unterstützung. Wenn die Eltern das nicht leisten können, werden die Kinder mit der Zeit immer schlechter, weil sie den Anschluss verlieren.

Wie reagieren die Eltern, wenn ihre Kinder ins Lerncafé gehen sollen?

Sie sind meistens froh, weil ihnen ein bisschen die Last genommen wird. Sie wissen, sie haben jetzt noch einen Ansprechpartner, der außerhalb von der Schule steht. Wir sehen uns eher auf der Seite der Eltern, wo wir einfach da unterstützen und oft der Vermittler zwischen Eltern und Schule sind.

Für das Lerncafé in Grieskirchen werden noch ehrenamtliche Mitarbeiter gesucht. Welche Voraussetzungen sollen diese mitbringen?

Hauptsächlich sollten sie Freude am Lernen mit Kindern und natürlich Geduld haben. Für jene, die mit den Schülern der Neuen Mittelschule lernen, wäre es gut, wenn sie den Stoff beherrschen aber man kommt auch da schnell wieder rein.

Mithelfen

Für das Caritas Lerncafé in Grieskirchen werden noch ehrenamtliche Mitarbeiter gesucht.

Diese können sich im Lerncafé Grieskirchen, Manglburg 4 melden:

unter 0676/8776 8124

lisa.strutzenberger@caritas-linz.at

Infoabend für interessierte Ehenamtliche:

Montag, 13. Februar, 19.30 Uhr

Pfarrheim Grieskirchen


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