Weitere Angebote

Sociale Medien

Kontakt

Zu teuer: Geplantes „Haus der Musik“ muss finanziell abspecken

Sabrina Lang, 20.12.2017 09:37

GRIESKIRCHEN. Die Pläne waren vielversprechend. Die Landesmusikschule Grieskirchen (LMS) sollte grundlegend saniert werden - neue Fenster, neue Heizung, eine Erweiterung der Musikräume, ein Lift und eine Passage zwischen Roßmarkt und Friedhof waren geplant. Komplettiert wäre das Projekt „Haus der Musik“ vom Neubau eines Musikerheimes für die Stadtkapelle geworden, wenn die Kosten nicht explodiert wären.

Die Landesmusikschule wird doch nicht im ursprünglich gedachten Ausmaß umgebaut.
Die Landesmusikschule wird doch nicht im ursprünglich gedachten Ausmaß umgebaut.

Die Wünsche der Stadtgemeinde ans Christkind waren dann doch zu groß. In der ursprünglich gewünschten Form kann das Projekt nicht realisiert werden. Mit 3,4 Millionen Euro sprengte das Bauvorhaben den finanziellen Rahmen des Landes. Beim Erstentwurf war noch von 260.000 Euro die Rede. Sparen war angesagt. Das Budget wurde auf 1,92 Millionen Euro reduziert. Das Musikheim wird neu gebaut und wie geplant ausgeführt. Darauf entfällt auch der Großteil der Kosten: 1,4 Millionen Euro. 80.000 Euro steuert die Stadtkapelle an Eigenmitteln bei. Der Rest von zirka 400.000 Euro bleibt für Umbaumaßnahmen in der Landesmusikschule übrig. Die Passage durch das Gebäude wird nicht realisiert, ebenso wird es keinen neuen Lift, keine Erneuerung der Kunststofffenster sowie keine neue Fernwärme-Heizung geben. Alleine die Passage hätte zirka 800.000 Euro gekostet.

Schneller Handlungsbedarf

Ein weiteres Problem: Schnelles Handeln war notwendig, will man noch in den Genuss einer möglichst großen Fördersumme kommen. Durch die „Gemeindefinanzen neu“, die im neuen Jahr in Kraft treten, geht es darum, ob 50 Prozent (wenn heuer noch mit dem Bau begonnen wird) oder lediglich 20 Prozent an Förderungen ausgeschüttet werden. Das Ziel war klar: Der Spatenstich muss noch vor dem Silvesterfeuer­werk erfolgen. Schafft man dies nicht, wäre das Projekt zum Scheitern verurteilt.

 

Kostenexplosion

Die Kosten seien laut Bürgermeisterin Maria Pachner insofern angestiegen, weil beim „großen Projekt“ auch städtebauliche Aspekte berücksichtigt wurden. Durch den Durchgang zwischen den Gebäuden der LMS und der Raiffeisenbank wären größere Umbaumaßnahmen innerhalb der Schule notwendig gewesen. Zudem hätte sich das Denkmalamt neue Kastenstockfenster und einen neuen Lift gewünscht. „Durch den Verzicht auf den Durchgang und dem Verbleib der alten Fenster und des bestehenden Liftes konnten die Kosten drastisch gesenkt werden“, so Pachner. Für die LMS würden dennoch zusätzliche Unterrichtsräume adaptiert, sodass mehr Raum geschaffen wird.

Baubeginn noch heuer

„Wir werden heuer noch mit kleineren Abbrucharbeiten innerhalb des Bestandsgebäudes starten, parallel laufen alle Ausschreibungen der notwendigen Gewerke, sodass wir hoffentlich im Frühjahr mit den großen Bauarbeiten beginnen können“, erklärt Pachner.

Kritik an Kostenverteilung

Kritik kam im Gemeinderat von der Fraktion der Grünen mit Stadtrat Bernhard Waldhör. Er sieht das Projekt als einseitig geplant, würden doch zirka 75 Prozent für den Musikproberaum und lediglich 25 Prozent für die Landesmusikschule aufgewendet. „Die Passage wäre städtebautechnisch sehr interessant gewesen, auch ist es schade um die neue Fernwärmeheizung“, meint Waldhör. „Zudem stellt sich die Frage ob man wirklich für einen privaten Verein ein Heim um 1,4 Millionen Euro baut. Die Gewichtung fällt sehr zu Ungunsten der Landesmusikschule aus. Werden andere Vereine in der Stadt genauso unterstützt?“, hinterfragt Waldhör im Gemeinderat. ÖVP-Stadtrat Günter Haslberger wirft dem Grünen-Stadtrat in der Sitzung „Eifersüchtelei“ vor, da Waldhör ein Nahverhältnis zur Eisenbahnermusikkapelle hätte (Der Bruder von Waldhör ist Kapellmeister der Eisenbahnermusikkapelle, Anm.). Die Stadtkapelle werde laut Haslberger und Pachner ganz regulär Miete zahlen. Die Höhe der Miete wurde noch nicht festgelegt. „Die Stadt­gemeinde Grieskirchen sollte sich in Zeiten einer angespannten Budgetlage gut überlegen, ob es zu ihren Aufgaben gehört, einem Verein, egal welchem, ein entsprechendes Lokal zur Verfügung zu stellen. Natürlich muss der Verein Miete zahlen, dennoch macht es einen Unterschied, ob das Gebäude von der öffentlichen Hand errichtet oder in mühevoller Arbeit selbst gebaut wird. Die Diskussion wurde leider gleich in eine völlig unnütze Neiddebatte umgeleitet, vielleicht mit dem Hintergrund, da es sonst keine schlüssigen Argumente gibt“, so Waldhör.

Beschluss nicht einstimmig

Mit einem Dringlichkeitsantrag am 12. Dezember im Grieskirchner Gemeinderat wurde das Projekt behandelt und nach langer Diskussion mit zwei Stimmenenthaltungen der Grünen-Fraktion beschlossen. „Ich bin sehr dankbar, dass wir es geschafft haben, in der letzten Gemeinderatssitzung des Jahres 2017 die notwendigen Beschlüsse herbeizuführen, damit das Projekt „Haus der Musik“, das das Musikerheim der Stadtkapelle, die Landesmusikschule, den Probenraum für den Männergesangsverein und das historische Archiv der Stadtgemeinde beherbergen wird, realisiert werden kann“ zeigt sich Pachner erleichtert.


Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.

Jetzt anmelden