100 Tage Rauchverbot in der Gastronomie: Grieskirchner Wirte ziehen Bilanz
BEZIRK GRIESKIRCHEN. Mit 1. November 2019 wurden die Glimmstängel endgültig aus der österreichischen Gastronomie verbannt. Welche Bilanz ziehen die Wirte im Bezirk Grieskirchen über diese drei Monate rauchfrei? Tips hat nachgefragt.
Seit 100 Tagen wird in Österreichs Gastronomie nicht mehr geraucht. Der Qualm und mit ihnen die Raucher wurden für eine Zigarettenlänge vor die Tür verbannt. Nicht immer ohne Probleme: Lärmbelästigung, Aufregung über Rauchercontainer und Klage über Umsatzrückgänge waren die Folge. Aber auch positive Reaktionen gab es, denn man konnte nun die Lokalitäten ohne Rauchgestank verlassen, was besonders Familien mit Kindern erfreute.
Bilanz über 100 Tage Rauchverbot
Der Wirtesprecher des Bezirks Grieskirchen, Fritz Schrank aus Eschenau, zieht über die ersten 100 Tage Rauchverbot in der Gastronomie Bilanz. Meldungen über Lokalschließungen wie bei der Diskothek „Go in“ in Finklham im Bezirk Eferding gäbe es im Bezirk Grieskirchen nicht. „Natürlich hatten wir anfänglich auch Bedenken, ob es den Gästen gefällt, in unserem Lokal hatte das Rauchverbot aber keine Auswirkungen“, erzählt der Chef der Schrank“s Gasthäuser in Peuerbach und Eschenau. „Es ist Gesetz und damit muss man nun leben“, meint der Gastwirt. Bei ihm wurden Schirme und Aschenbecher im Außenbereich aufgestellt, die Gäste hätten sich bereits daran gewöhnt. Allerdings wurden von manchen Lokalbetreibern Umsatzrückgänge beklagt. „Hier kommt es natürlich ganz stark auf den Lokaltyp an“, meint Schrank, denn Bars oder Ausgehlokale wären hier stärker betroffen.
Im Zelt ohne Rauch
Auch die heurige Festlsaison wird erstmals rauchfrei sein. Bedenken rund um das Rauchverbot gäbe es aber zumindest bei den Organisatoren des Eschenauer Zeltfestes deswegen keine. Das Fest im August zählt zu den größten im Bezirk Grieskirchen. „Wir hatten die vergangenen zwei Jahre schon keine Aschenbecher mehr aufgestellt, ebenso hängen Schilder, dass im Zelt und im Barbereich nicht geraucht werden darf. Für fast alle Gäste ist das absolut kein Problem wir denken auch nicht, dass aufgrund des Rauchverbotes weniger Besucher kommen werden“, meint Stefan Kaltseis vom Fest-Organisatorenteam.
Das sagen die Grieskirchner Wirte
» Ein riesiges Thema beim Rauchverbot ist zum einen die Lärmbelästigung aber auch der Umsatz. Früher sind die Leute an der Bar geblieben, jetzt gehen sie hinaus und bleiben dort eine halbe bis eine Stunde draußen stehen. Wenn man ab Mitternacht rauchen dürfte, wäre das toll. Die Umstellung aufs Rauchverbot war kein Thema, aber vom Umsatz her merken wir es natürlich.«
Carolin Staudinger, Roots Club & Bar, Grieskirchen
» Beim Essensgeschäft ist das Rauchverbot kaum spürbar aber im Barbereich ist der Umsatz gleich null. Man merkt es auch bei größeren Feiern, weil sich die Leute raus und rein bewegen, darunter leidet die Gemeinschaft und es kommt nicht sehr viel Stimmung auf. Der Lärm vor dem Lokal ist das nächste Thema. Positiv ist, dass mehr Familien kommen und es nicht mehr stinkt.«
Dominic Koblbauer, Tiki Restaurant, Grieskirchen
» In der Früh merken wir den Gästerückgang enorm. Wir haben ab 6 Uhr geöffnet, haben eine Bäckerei dabei und bieten Frühstück an. Hier fallen uns täglich 20 Gäste und mehr weg. Früher haben zu Mittag viele Arbeiter gemütlich eine geraucht und gegessen, heute essen sie kurz was und sind schnell wieder weg. Dass wir wegen dem Rauchverbot untergehen, so ist es nicht, allerdings fehlen uns hochgerechnet bis zu 30.000 Euro Umsatz im Jahr. Viele der Gäste sind angefressen auf den Gesetzgeber und kommen in der Früh nicht mehr rein. Da kann ich nichts dafür, aber leider ist die Situation so.«
Mustafa Yüksek, Wirtshaus Stritzing, St. Georgen
» Ich habe kein Problem mit dem Rauchverbot, meine Gäste haben es akzeptiert. Trotzdem ist es nicht schön, da die Gesellschaft auseinandergerissen wird. Ich hatte 99 Prozent Raucher in meinem Lokal, da haben sich auch die Nichtraucher dazugesetzt. Am Abend merkt man es schon: Wo ich früher erst um 22 Uhr zugesperrt habe, mache ich jetzt teilweise schon um 20 Uhr zu.«
Michaela Riegl, 5-Sterne-Wursthaus, Waizenkirchen
» Wir haben unser Lokal bereits seit Mai 2019 aus Rücksicht auf unsere Lehrlinge rauchfrei gemacht. Unsere Stammgäste sind da total flexibel. Für die Jüngeren war es absolut kein Problem, für manche der älteren Gäste, die das Rauchen im Gasthaus gewohnt waren, war es eine Umstellung. Von den anderen Besuchern wird das Rauchverbot bei uns sehr positiv aufgenommen. Für uns ist es kein Nachteil. Das einzige ist die Lärmbelästigung für die Nachbarn, die ist natürlich da, vor allem jetzt im Winter.«
Manuela Oberlehner, Jagawirt Riesching, St. Agatha
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