Weitere Angebote

Sociale Medien

Kontakt

Meinrad Mayrhofer: „Für Künstler ist es richtig ernst“

Lisa Hackl, 10.11.2020 17:31

GRIESKIRCHEN/ EFERDING. Aufgrund der neuen Richtlinien, um die Ausbreitung des Corona-Virus einzudämmen, wurden bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr viele Veranstaltungen abgesagt und verschoben. Besonders prekär ist dies für die Kunst- und Kulturszene. Tips hat mit Betroffenen gesprochen.

Die Künstler Josef Pfeiffer, Meinrad Mayrhofer und Thomas Waldenberger (v.l.) sind in Sorge um ihre Kollegen. Foto: Waldenberger

Für Meinrad Mayrhofer aus Pram und viele andere Kulturschaffende hat sich viel geändert in diesem Jahr. Er ist Mitglied der Innviertler Künstlergilde sowie dem Netzwerk Wüdwux. Die üblichen Formate für Künstler wie Lesungen oder Konzerte funktionieren nicht mehr wie früher. Für viele seiner Kollegen sei die Lage inzwischen sehr prekär. „Als Künstler muss man Nachfrage nach sich erzeugen. Wenn alle Veranstaltungen abgesagt werden, wird das sehr schwierig“, so Mayrhofer. Für Nebenerwerbstätige sei dieser Ausfall noch auszugleichen, in vielen Fällen könnte auch die Familie unterstützend helfen, aber vor allem für visionäre und Avantgarde-Schöpfer sei die Lage schwierig. Die Künstler müssen sich komplett neue Formen überlegen, die vor kleinstem Publikum oder online stattfinden. Bis es so weit ist, davon leben zu können, sollten bessere staatliche Unterstützungen den Weg zu den Menschen finden, so Mayrhofer. „Es braucht unkomplizierte Hilfen, die sich nach den individuellen Bedürfnissen richten“, meint der Künstler. Die Verantwortlichen müssten das Gespräch mit Vereinen und Gilden suchen und näher an den Schaffenden sein. Er verstehe die Maßnahmen, mahnte aber, man dürfe nicht auf die Kunst vergessen.

„Ohne Kunst kann jeder gut leben, es fragt sich nur wie“

Ähnlich ist die Lage für Künstler und Designer Sepp Pfeiffer (59), Obmann des Vereins „KunstvomRand“ aus Meggenhofen. „Wir brauchen die interessierte Öffentlichkeit für unsere Projekte. Im Zusammenspiel zwischen Wirtschaft und Kunst ist allen klar, dass die Wirtschaft als Erstes funktionieren muss, danach kommt die Innovation“, meint Pfeiffer und zitiert seinen Freund, den Künstler Josef Németh: „Ohne Kunst kann jeder gut leben, es fragt sich nur wie“.

Durch den Rost gefallen

Ein schwieriges Jahr hat auch Thomas Waldenberger, ein weiteres Drittel des Kollektivs Wüdwux und der Innviertler Künstglergilde, hinter sich. Gemeinsam mit seiner Frau betreibt er den Kulturhof Mülikoasa in Haag. Alle Veranstaltungen wurden zum zweiten Mal in diesem Jahr auf Null heruntergefahren, das Veranstaltungszentrum erhalte keine Unterstützungen, er falle durch den Rost. Die Frage nach der Zukunft treibt die drei Künstler um, keiner von ihnen weiß, wie die Lage in den kommenden Monaten und Jahren aussehen wird. Es wird Veränderung geben müssen, meint Mayrhofer, denn: „Es ist richtig ernst, ich habe so etwas noch nie erlebt“.

Hilfen im Kulturbereich

Von der Bundesregierung wurden verschiedene Maßnahmen für Selbstständige im Kulturbereich getroffen. Überbrückungsfinanzierungen, Härtefallfonds und Basissicherungen bilden gemeinsam ein Netz für die Künstler. Jeder Fall müsse individuell betrachtet werden, für die meisten sei eine Unterstützung möglich. „Für Kulturvereine, die umsatzsteuerberechtigt sind, gilt die 80 Prozent-Regelung für Unternehmen, die meisten betrifft dies aber nicht. Für sie wurde eine Lösung angekündigt“, so Thomas Diesenreiter, Geschäftsführer der Kulturplattform Oberösterreich (KUPF). Was die Künstler am meisten besorgt, ist die Perspektive in der Zukunft. Die kulturelle Szene wird sich wohl ausdünnen. Diesenreiter rechnet mit bleibenden Schäden. Viele Künstler würden bereits ihre Berufe aufgeben und nach anderen Ausbildungen suchen.


Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.

Jetzt anmelden