Weitere Angebote

Sociale Medien

Kontakt

Trauer, Trümmer und Tod: Waizenkirchner hilft Erdbebenopfer

Sabrina Lang, 21.02.2023 17:00

WAIZENKIRCHEN/TÜRKEI. Eingestürzte Hochhäuser, Personen, die aus den Trümmern gerettet werden, aber auch ständig steigende Opferzahlen, Menschen, die ihre Familie und ihr Zuhause verloren haben: Die Bilder der Erdbeben-Katastrophe gehen um die Welt. Ein Mann, der nicht nur die schlechten Nachrichten aus den Medien verfolgen, sondern selbst helfen wollte, ist Yurdaer Kurt aus Waizenkirchen. Er organisierte einen Hilfstransport in die Türkei.

  1 / 4   Yurdaer Kurt organisierte einen Hilfstransport in die Türkei. Begleitet hat ihn dabei auch sein Hund "Tschosi". (Foto: privat)

2.700 Kilometer legte Yurdaer Kurt aus Waizenkirchen in drei Tagen in die Türkei zurück. Mit einem LKW plus Anhänger und 350 Kartons voller Hilfsgüter machte sich der gebürtige Türke auf den Weg ins Erdbebengebiet, um zu helfen. Es war nicht das erste Mal, dass er einen Hilfstransport in ein Krisengebiet organisiert. Bereits 1999 half er so den Erdbebenopfern in Istanbul und auch als der Krieg in der Ukraine ausbrach, versuchte er so zu unterstützen.

Das Wissen, dass Hilfe ankommt

Die Kosten für die Fahrt in die Türkei übernahm Kurt selbst, unterstützt wurde er dabei von ein paar Freunden, die ebenfalls Geld spendeten. Ein Transportunternehmen aus Niederösterreich stellte ihm dazu Schneeketten zur Verfügung. Direkt vor Ort zu helfen war ihm wichtig, denn nur so könne man sicher sein, dass die Hilfe auch ankommt, meint der Waizenkirchner. Gespendet wurden Kleidungsstücke, Kindernahrung und Konserven. „Unsere Vorgabe war, dass es neuwertige Sachen sein sollten und es nicht so sein sollte, dass Menschen zu Hause ihren Müll aus dem Kleiderschrank entsorgen oder Ballkleider oder Bikinis einpacken“, sagt Kurt. Die Hilfsbereitschaft der Menschen sei enorm gewesen, besonders von türkisch stämmigen Menschen, die in Österreich leben. 80 Prozent der gespendeten Sachen kamen von ihnen.

Gefahr von Plünderern

Die Reise führte in den Ort Adana, einem Randgebiet des Epizentrums. Von hier aus wurden die Hilfsgüter übernommen und dort hingebracht, wo sie am dringendsten benötigt wurden. „Eine Weiterfahrt mit dem LKW wäre nicht möglich gewesen, da die Straßen teilweise zerstört sind und die Gefahr von Plünderern, die LKWs aufhalten und ausrauben, zu groß gewesen wäre“, erzählt Kurt.

Hochhäuser in Trümmern

In der Türkei selbst half Kurt bei Aufräumarbeiten. „Viele der Hochhäuser sind brüchig und nicht mehr bewohnbar. Oft ist es auch so, dass von zehn Hochhäusern eines komplett in Trümmern liegt. Viele Menschen leben derzeit in einer Schule auf Matratzen. Sie bekommen vom Staat nichts vergütet und müssen erst schauen, wo sie in Zukunft wohnen können und wie es weitergeht“, schildert der Waizenkirchner die Situation vor Ort in der Türkei.

Trauer und pure Verzweiflung

Traurigkeit und pure Verzweiflung sind den Menschen in der Türkei ins Gesicht geschrieben. „Sie stehen vor den Ruinen, beten und man sieht die Betrübtheit. Die Situation ist nicht beschreibbar, weil wir so etwas in Österreich nicht kennen“, sagt Kurt. „Die Todeszahlen werden steigen“, meint er und sagt, dass man eigentlich an jeder Ecke helfen möchte, aber wir haben so gut es geht unseren Beitrag geleistet.

Bis Istanbul hatte Kurt einen Begleiter im LKW, mit dem er bei der Fahrt abwechselnd am Steuer saß. Ab Istanbul legte er die letzten 1.000 Kilometer alleine zurück. Sein Mitfahrer trat von dort aus wieder die Heimreise an. Vor Ort hatte der Waizenkirchner eine einheimische Person, die ihm bei der Koordination der Hilfsorganisation behilflich war.

Hilfe und Ärger

Seinen LKW hatte er als Hilfstransport gekennzeichnet. Was ihn während der Fahrt besonders faszinierte war, dass er oft angehupt und begrüßt wurde. „Mich hat die Hilfsbereitschaft der Türken so beeindruckt. Jeder hat uns geholfen und jeder hat zu schätzen gewusst, dass wir so weit gefahren sind, um zu helfen“. Doch auch ein negatives Erlebnis hatte er: „Ich bekam ein E-Mail von einem Österreicher der schrieb: Warum hilfst du Leuten, die du gar nicht kennst? Das hat mich sehr geärgert“, meint der Waizenkirchner.


Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.

Jetzt anmelden