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Peuerbacherin baute 60 Lebensräume im Maßstab 1:12

Gertrude Paltinger, BSc, 28.02.2024 08:30

PEUERBACH/HAAG. Sie tischlert, schneidert, malt, klebt und formt Brigitte Zurucker-Burda fertigt Miniaturen von Räumen im Maßstab 1:12. Sie baut sie so, als wären sie nur für einen Moment verlassen worden.

  1 / 3   Fast fertiggestellt hat Brigitte Zurucker-Burda ihr Biedermeier-Zimmer. Die Geschichte dazu: dort wird Leopold von Zenetti gleich Anton Bruckner empfangen. (Foto: Gertrude Paltinger)

Bänder und Stoffreste hat Brigitte Zurucker-Burda beim Zusammenräumen gefunden und sich überlegt, was sie damit machen könnte. Sie hatte die Idee, damit ein kleines Geschäft einzurichten – und zwar ein wirklich kleines, eines im Maßstab 1:12. So ist 1997 ein „Modesalon für die feine Dame am Ende des 19. Jahrhunderts“ als Raumminiatur entstanden. Die Arbeit daran hat der heute pensionierten Mittelschullehrerin so viel Spaß gemacht, dass weitere folgten. Entstanden sind seither Wohnräume, Museumsräume, ein Klassenzimmer, Geschäfte verschiedenster Art, Räume in Gaststätten oder der Kristallpalast der Eiskönigin. Genauso hat die Peuerbacherin ein Seitenschiff einer Kirche, ein Zimmer in einem Etablissement, den Vorhof zur Hölle und eine Folterkammer kreiert. Mittlerweile arbeitet sie an ihrer 60. Raumminiatur einem Trachtenstoffgeschäft, wie sie erzählt.

Das meiste ist selbst gebaut

Bemerkenswert in den Räumen sind die Details – die Bücher im Regal, das Geschirr am Tisch in der Weinstube, die Blumen in der Vase oder die Wurst in der Verkaufsvitrine der Fleischhauerei. Zurucker-Burda baut so weit wie möglich alles selbst – verlegt Böden, tapeziert Wände, zimmert Tische, näht Vorhänge, bastelt die Ausstattung und formt zum Beispiel Würste aus Fimo. Dass sie eine leidenschaftliche Sammlerin ist, kommt ihr zugute. So wurden aus Figuren aus Kaffeepackerl der 1960er-Jahre die Ausstellungsstücke in ihrem erdachten Wilhelm-Busch-Museum. Einen auf einem Flohmarkt gefundenen Aschenbecher verwandelte sie kunstvoll in einen Brunnen. „Ich baue immer so, als wäre ich im Raum“, verrät die 68-Jährige ihr Geheimrezept. „Wenn ich eine Idee habe, dann sehe ich den fertigen Raum vor meinem geistigen Auge.“

Immer wieder kommt die Lehrerin durch (sie hat einst Deutsch, Geschichte, Biologie und Werken unterrichtet). Viele der Räume zeigen alte Handwerkskunst und vermitteln Wissen, wie zum Beispiel das Fossilien-Museum. Keiner ihrer Räume existiert aber wirklich, alles ist frei erdacht.

Als Betrachter hineinversetzen

„Die Räume sind so gestaltet, als hätte man sie gerade nur kurz verlassen“, erklärt sie. So könne jeder Betrachter selbst die Hauptperson im Raum werden. Ganz wichtig ist ihr: Die Räume sind keine Puppenstuben, sondern Stillleben. Einmal fertig, werden sie nicht mehr verändert.

Zu jedem der Räume hat sich die Erbauerin auch eine Geschichte erdacht. So haben gerade die Feuerwehrmänner in der Weinstube gespeist, mussten wegen eines Einsatzes aufbrechen und haben alles liegen und stehen lassen. Oder das Haifischbecken im Haus des Meeres: Es wird gleich bersten und die Fluten werden den Betrachter mitreißen.

Zu sehen im Museum in Haag

Zu sehen sind die Räume seit fast 15 Jahren im Schloss Starhemberg. Das dortige Heimatmuseum feiert heuer sein 60-Jahr-Jubiläum (www.haager-heimatmuseum.at), deswegen auch die 60 Miniaturen. Andernorts ist man ebenfalls auf die Kunst aufmerksam geworden. So geht heuer eine Leihgabe („Zenettis Wohnhaus“) nach Enns.


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