Innovative Lehrstellenboards sollen die Lehre wieder attraktiver machen
GRIESKIRCHEN/EFERDING. Eine dramatische Entwicklung sei am Lehrlingssektor zu verzeichnen. In den Bezirken Eferding und Grieskirchen ist die Zahl an Lehrlingen innerhalb von fünf Jahren um fast ein Viertel gesunken. Diesem Trend soll nun entgegengewirkt werden – mit innovativen Lehrstellenboards, die einladen mit dem Smartphone auf Lehrstellenfang zu gehen.
Der Wirtschaftsstandort Oberösterreich leidet unter einem immer drängenderen Fachkräftemangel. Mehr als 14.000 Jugendliche im Alter von 15 Jahren stehen Jahr vor Jahr vor der wichtigen Entscheidung, welche berufliche Laufbahn sie anstreben. Neben verschiedenen Schulwegen steht auch die Lehrausbildung in über 200 Berufen zur Wahl. „Diese ist für die Jugendlichen aber leider nicht immer die erste Wahl“, beklagt LAbg. Doris Hummer den Umstand, dass die duale Ausbildung zwar weltweit geachtet wird, bei den Jugendlichen und deren Eltern allerdings nicht das ihr zukommende Image hat. „Dazu kommen die geburtenschwachen Jahrgänge, der Konkurrenzkampf der Betriebe untereinander um die besten Köpfe und für die Regionen außerhalb des Zentralraums auch die Sogwirkung der großen Städte und die vermeintlich attraktiveren Großunternehmen.“ Dieser Trend zeigt sich in allen Regionen.
Mit dem Handy auf Lehrstellensuche
„Die Lücke bei den Fachkräften soll anhand innovativer Info-Boards weiter geschlossen werden“, sagt Wirtschaftskammer-Obmann Laurenz Pöttinger. Diese Boards werden künftig die Wände an Neuen Mittelschulen sowie Polytechnischen Schulen zieren und das Nützliche mit dem Spielerischen verbinden. Die Boards sind mit NFC-Technologie ausgestattet. Durch das Hinhalten des Handys an die Boards sind alle Infos rund um die Lehrberufe sofort am Smartphone zu sehen. Die Jugendlichen sollen sich so auf einfachstem Weg über die Lehre informieren können.
Mittels NFC-Technologie verlinken sich die Schüler zu den Möglichkeiten der dualen Ausbildung in der Umgebung. Darüber hinaus bietet der neue Wegweiser auch den Anreiz für Unternehmen, sich als attraktive (Lehr-)Betriebe zu präsentieren. Die Projektpartner bündeln die Kräfte, um die Fachkräftesicherung für die Unternehmen zu unterstützen und Engpässe abzumildern, indem junge Menschen als Lehrlinge in der Region bleiben. Durch Initiative der WKO Eferding und Grieskirchen wurde in Zusammenarbeit Land OÖ, WKOÖ, den Pflichtschulinspektoren und Lehrkräften der beiden Bezirke, Business Upper Austria und Regionalmanagement eine Informationskampagne für Schüler und Lehrkräfte der Neuen Mittelschulen (NMS) und Polytechnischen Schulen (PTS) der Bezirke Eferding und Grieskirchen gestartet. Zur Unterstützung dieser Lehrlingsinitiative kommen innovative Lehrstellen-Info-Boards zum Einsatz. Diese modern gestalteten Boards werden in den NMS und PTS der beiden Bezirke an zentralen Stellen im Schulhaus montiert. Die Schüler können sich damit ganz einfach mit Smartphones über Lehrberufe aus den verschiedensten Berufsgruppen informieren und erhal-ten auch gleich dazu die Kontaktdaten der entsprechenden Lehrbetriebe aus den Regionen Eferding und Grieskirchen. Das Innovative an diesen Lehrstellen-Info-Boards ist neben dem ansprechenden Design, dass Jugendliche sich mittels Smartphones „im Vorbeigehen“ mittels NFC-Technologie (“Near Field Communication“) oder QR-Code schnell und ein-fach über das regionale Lehrstellenangebot informieren können. Unter dem Motto „Auf zur LEHRE, fertig, los!“ sollen Jugendliche zur aktiven Lehrstellensuche motiviert werden. Ziel der Aktion ist unter anderem, dass sich Jugendliche anstelle von Pokemon- auf „Lehrstellenjagd“ begeben können.
Dramatische Zahlen
Im Bezirk Eferding ging die Zahl der Lehrlinge in nur fünf Jahren von 505 auf 385 zurück. Während 2010 noch 176 Betriebe ausgebildet haben, waren es 2015 nur mehr 140. Im Bezirk Grieskirchen ist die Situation ähnlich: Hier sank die Zahl der Lehrlinge im gleichen Zeitraum von 1172 auf 971, die Zahl der Lehrbetriebe von 392 auf 325. In diesem Zusammenhang ist es dem Obmann der WKO Eferding, Michael Pecherstorfer, ein Anliegen, die Lehre mit der Matura gleichzustellen. „Wir brauchen die Möglichkeit der Matura als Zugpferd, damit Jugendliche diese Ausbildung beginnen. Das Bild von der Lehre muss ein anderes werden, sowohl vom gesellschaftlichen Image her als auch von der Anerkennung der verschiedenen Ausbildungsstufen muss die Lehre mit der klassischen Matura gleichwertig werden“, fordert Pecherstorfer. „Wir möchten alles tun, um junge Menschen für eine Lehre in der Region zu begeistern. Oftmals führt mangelnde Kenntnis über regionale Betriebe dazu, dass Lehrstellen gerade bei kleinen und mittleren Betrieben unbesetzt bleiben“, betont WKO-Eferding-Obmann Michael Pecherstorfer. „Aktuell sind beim AMS in beiden Bezirken viele offene Arbeitsstellen gemeldet. Viele Unternehmen würden gerne Lehrlinge und Arbeitskräfte in ihren Betrieben einen interessanten Job in der Region zur Verfügung stellen. Die Situation am Lehrstellen- und allgemeinen Arbeitsmarkt in unseren Bezirken sehe ich als eine der größten Herausforderungen für die regionale Wirtschaft“, übermittelt Pecherstorfer die Sorgen von vielen Arbeitgeberbetrieben.
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