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So überleben kleine Geschäfte zwischen Online-Handel und Corona-Krise

Sabrina Lang, 26.11.2020 08:44

WAIZENKIRCHEN. Aussterbende Ortskerne, Online-Shopping und die Corona-Krise: Für kleine Geschäfte steht die aktuelle Zeit unter keinem guten Stern. Wie es dennoch gelingen kann, einen Ort zu beleben, regionales Einkaufen in den Mittelpunkt zu rücken und attraktiv zu machen, zeigt die Waizenkirchner Kaufmannschaft. Im Tips-Interview spricht Obmann Christian Sittenthaler über Krisen als Chance, Erwartungen an die Politik und Zukunftsszenarien.

Christian Sittenthaler ist Obmann der Kaufmannschaft Waizenkirchen.Foto: privat
Christian Sittenthaler ist Obmann der Kaufmannschaft Waizenkirchen.Foto: privat

Tips: In den letzten Jahren kam es immer wieder zu Geschäftsschließungen am Marktplatz – wie kann und will man dem Aussterben des Ortskernes entgegenwirken?

Christian Sittenthaler: Die Schließung von Steffis Shop im heurigen Sommer schmerzt, da sie mit Engagement und einem tollen Angebot viele Kunden betreute. Ansonsten sind doch in den meisten Häusern am Marktplatz geschäftliche Aktivitäten vorhanden. Durch die sehr gut gelungene Neugestaltung des Marktplatzes wurde eine Bühne geschaffen, auf der auch die örtliche Wirtschaft aufbauen kann. Ein aktiveres Standort- und Marktplatzmarketing sowie eine Attraktivierung potenzieller Geschäftsflächen werden noch mehr von Bedeutung sein.

Corona-Krise und Wirtschaft – was wünscht sich die Kaufmannschaft von der Regierung und wie sieht man der Zukunft nach der Krise entgegen?

Auch wenn es heuer für alle Menschen mühsam und aufgrund der Dauer schon nervig ist, wir müssen alle hier durch. Jede Krise bedeutet auch eine Chance. Es entwickelten sich neue Angebote, sei es Online-Shops von regionalen Anbietern oder Abhol- und Zustelldienste.Von der Regierung erwarten wir uns, dass weniger Angst geschürt wird, dass Zusagen zur Unterstützung unschuldig getroffener Unternehmen eingehalten werden und dass mehr agiert als reagiert wird. Auch dass besonders der Gesundheitsminister erkennt, dass es nicht nur um Medikamente und Impfungen geht, sondern dass ein großer Teil in einer aktiven Gesundheitsvorsorge der Bevölkerung liegt. Nach der Krise ist vor der Krise. Als Unternehmer sollte man immer versuchen, alle möglichen Zukunftsszenarien im Blick zu halten. Irgendetwas wird irgendwann wiederauftauchen. Sei es individuell oder gesamtwirtschaftlich betrachtet. Aber grundsätzlich freuen wir uns schon auf die Zeit nach Corona und gehen optimistisch ins kommende Jahr.

Wie meistert man die Krise in Waizenkirchen?

Aktuell bringen wir zum Beispiel unser Magazin DA heraus. Damit nehmen wir sehr positiven Bezug auf Waizenkirchen und das Einzugsgebiet. Gerade jetzt ist es wichtig, zu zeigen, was es vor Ort alles gibt, welche Möglichkeiten sich zum Einkaufen und zur Freizeitgestaltung bieten und welche Dienstleistungen im näheren Umfeld angeboten werden. Den Lockdown können wir am besten meistern, wenn sich unsere Betriebe jetzt zeigen, denn dann werden sie auch wahrgenommen.

Befürchtet man, dass durch den Lockdown noch mehr Kunden ins Online-Shopping gedrängt werden und dadurch noch mehr kleinere Geschäfte schließen müssen?

Die Lockdowns haben das Wachstum der Online-Shops und im besonderen Amazon sicher gefördert. Im zweiten Quartal 2020 verzeichnete Amazon ein Umsatzplus von 40 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal. Und bei uns waren die Geschäfte zu. Grundsätzlich beschleunigt die Corona-Krise den Zug zum Online-Handel. Es bedeutet aber nicht unbedingt den Tod kleinerer Geschäfte, sondern diese können sehr wohl dagegenhalten.

Womit können die Geschäfte in Waizenkirchen punkten? Was macht sie besser als Online-Shopping-Portale?

Es geht nicht darum, was stationäre Geschäfte besser als virtuelle machen. Wichtig ist, dass analoge Einkaufserlebnisse mit digitalen Angeboten und Services erweitert werden. Immer mehr Konsumenten machen sich zuerst im Internet schlau. Egal wo der Kunde einkauft, er informiert sich mittlerweile online. Damit ist der Mega-Trend „Digital First“ eingeläutet. Gegenüber den Vorteilen im Web (Recherche, Komfort und Zeitersparnis) kann der Kunde die Produkte im Geschäft anfassen, an- und ausprobieren. Wird dieses physische Erlebnis durch die Möglichkeit ergänzt, das Sortiment bereits im Vorfeld auf einer Homepage anzusehen und zu vergleichen, so kann das Kunden­erlebnis digital wie analog optimiert werden. Digitale Präsenz ist wichtig und lohnt sich. Die Mitarbeiter müssen besser mit den digitalen Angeboten verknüpft sein und zumindest dasselbe Informationslevel wie die Kunden haben und darüber hinaus beraten können. Gelingt dies, so wird das Kundenerlebnis insgesamt auch positiver wahrgenommen. Hier sind die Unternehmer gefordert, um mit gut informierten Kunden mitzuhalten, mit menschlicher Kompetenz die Kundenerwartungen zu übertreffen und letztlich für Kundenbegeisterung zu sorgen.

Warum sollte man in Waizenkirchen einkaufen gehen?

Damit ein lebendiger und lebenswerter Ort wie Waizenkirchen ein solcher bleiben und sich auch weiterentwickeln kann, ist es von Bedeutung, dass den Bewohnern klar sein muss, dass sie es in der Hand haben. Wenn immer mehr online einkaufen, wird es auf kurz oder lang immer weniger Angebot vor Ort geben und die Attraktivität von Waizenkirchen würde sinken. Das ist für mich der Hauptgrund hier einzukaufen. Unsere Fachgeschäfte können auf jeden Fall mit Preis, Service und Beratungskompetenz mithalten, egal ob der Kunde sich vorher im Internet schlau macht oder nicht.

Die Kaufmannschaft Waizenkirchen hat 60 Mitglieder, die versuchen, das Gemeinsame in den Fokus zu stellen. Zudem wird ein Forum geboten, um für die örtliche Wirtschaft nachzudenken und Ideen umzusetzen.


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