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Dynamischer Grieskirchner Arbeitsmarkt ist vom Fachkräftemangel geprägt

Gertrude Paltinger, BSc, 20.09.2023 18:00

GRIESKIRCHEN. Am Arbeitsmarkt im Bezirk Grieskirchen herrscht Vollbeschäftigung und es werden trotz abgeschwächter Konjunktur weiterhin in allen Branchen Mitarbeiter gesucht. Wirtschaftskammer und Arbeitsmarktservice haben gemeinsam aktuelle Zahlen und Projekte präsentiert. Aber auch klare Forderungen an die Politik gab es.

Wirtschaftskammer-Leiter Hans Moser, der Obmann der Wirtschaftskammer Grieskirchen Günther Baschinger und Franz Reinhold Forster, der Leiter des AMS Grieskirchen (Foto: Andreas Maringer)

Trotz abgeschwächter Konjunktur und eher getrübten Aussichten sieht sich die Wirtschaft in der Region Grieskirchen gut aufgestellt. „Wir haben Vollbeschäftigung und gehen davon aus, dass wir diese Vollbeschäftigung in den nächsten Jahren halten werden“, erklären Wirtschaftskammer-Obmann Günther Baschinger, Wirtschaftskammer-Leiter Hans Moser und der Leiter des Arbeitsmarktservice Grieskirchen, Franz Reinhold Forster. Die Vertreter der beiden Organisationen haben aktuelle Zahlen, Projekte und Forderungen präsentiert.

Fachkräftemangel in allen Bereichen

Zentrales Thema in der Wirtschaft ist der ausgetrocknete Arbeitsmarkt. Gewerbliche Unternehmen, der Bildungsbereich, der öffentliche Dienst, das Sozial- und Gesundheitssystem: „Alle leiden unter dem Mangel an Arbeitskräften“, weiß Baschinger von der Wirtschaftskammer (WKO). Für ihn gibt es hier zwei Stoßrichtungen: Das vorhandene Arbeitskräftepotenzial muss besser ausgeschöpft werden und die Zuwanderung von qualifizierten Mitarbeitern aus dem Ausland müsse erleichtert werden.

Dass aufgrund des demografischen Wandels immer weniger junge Leute auf den Arbeitsmarkt kommen, verstärkt das Problem Fachkräftemangel. Die Diskussion um eine 32-Stunden-Woche ist für Baschinger somit sinnlos.

Mehr Vollzeitarbeit, späterer Pensionsantritt und verbesserte Kinderbetreuung sind die Forderungen der Wirtschaftskammer. Zudem sollen Asylwerber rascher qualifiziert und für den Arbeitsmarkt aktiviert werden.

Auf regionaler Ebene fordert Baschinger eine bessere Vermittlung der arbeitsberechtigten Asylwerber zwischen den Gemeinden sowie Erleichterungen bei der Abwicklung der Deutschkurse. Hier schlägt er die Möglichkeit für Homeschooling vor. Das Asylwerber im Moment nicht einmal in Betrieben „schnuppern“ dürfen, ist für Baschinger unverständlich. Außerdem gehöre das erforderliche Qualifikationsniveau bei der Rot-Weiß-Rot Card niederschwelliger gestaltet.

Aufwertung des Lehrberufes

Für Hans Moser, dem Leiter der WKO-Grieskirchen, ist die richtige Berufsentscheidung der Jugendlichen ganz entscheidend. Deshalb wird ganz stark auf Information gesetzt. Verschiedene Lehrlings-Events und Berufsinfoveranstaltungen wurden und werden laufend organisiert. Speziell das Projekt „Handwerk mit Weltruf“ habe zu einem höheren Stellenwert und Wertschätzung der Lehre und der Meisterausbildung beigetragen. Mit der Absolvierung einer Lehre habe man äußerst gute Verdienst- und Aufstiegsmöglichkeiten weiß der WKO-Vertreter aus Erfahrung.

Für Unternehmen sei es außerdem wichtig, sich als attraktiven Arbeitgeber und Ausbildner zu präsentieren. Die Wirtschaftskammer unterstützt Betriebe dabei, sich hier bestmöglich zu positionieren. Unter dem Titel „Erfahrung trifft Aufsteiger“ gibt es am Donnerstag, 9. November (WKO Grieskirchen) einen Abend zu diesem Thema. Es werden Best Practice-Beispiele zum Thema Arbeitgeber-Attraktivität vorgestellt.

Robuster Arbeitsmarkt

„Der Bezirk Grieskirchen ist ein robuster Arbeitsmarkt mit vielen Chancen und Möglichkeiten und einer hohen Resilienz gegenüber Krisen“, weiß auch der Leiter des Arbeitsmarktservice (AMS) Grieskirchen, Franz Reinhold Forster. Es herrscht auch eine starke Arbeitsmarktdynamik, 5.000 Zu- und Abgänge werden pro Jahr verzeichnet.

Ein Erfolg ist, dass die Zahl der langzeitarbeitslosen Personen von 300 auf 150 halbiert werden konnte.

Forster fasst die Bemühungen und Vermittlungs- und Beratungsangebote des AMS zusammen: In der Vermittlung habe sich überhaupt ein Paradigmenwechsel vollzogen, hin in Richtung Kompetenzen und persönliche Skills. Es gibt neue optimierte Suchtools - wie zum Beispiel „Alle Jobs“ oder die AMS-Job-App. ChatGPT wird zur Unterstützung in der Berufsinformation für Jugendliche genutzt und es gibt Bewerbungstrainings, Berufsorientierung, Lehrlingsmessen, Jobbörsen und vieles mehr.

Auch das AMS sieht Lösungsmöglichkeiten in der Ausschöpfung des gesamten Arbeitskräftepotentials (Stichwort rasche Vermittlung, Vollzeit- und Frauenbeschäftigung) und in einer Willkommenskultur und Beschäftigung von ausländischen Arbeitskräften.

Aktuelle Arbeitsmarktdaten

Die Arbeitslosenquote im Bezirk Grieskirchen liegt derzeit bei 2,9 Prozent, 2022 lagt sie bei 2,6 Prozent. Bei einer Arbeitslosenquote von unter drei Prozent spricht man von Vollbeschäftigung.

Nur 26 Lehrstellensuchende stehen 146 offenen Lehrstellen gegenüber. 226 Lehrberufe gibt es in Österreich insgesamt, 323 wenn man die Ausbildungsschwerpunkte hinzuzählt. 50 Berufe kann man im Bezirk Grieskirchen erlernen. Aktuell bilden 300 Lehrbetriebe 935 Jugendliche aus.

279 Firmengründungen und 20 Betriebsnachfolgen gab es im Vorjahr, im ersten Halbjahr 2023 schon 164 Neugründungen.

Die Wirtschaftskammer Grieskirchen hat 4.675 Mitglieder, 4.030 üben aktuell ein Gewerbe aus.

Veranstaltungen für Unternehmen, Arbeitnehmer und Lehrlinge

Am 10. Oktober (AMS Wels) erfährt man wie man als Unternehmen sichtbar bleibt.

Am 12. Oktober gibt es einen Lehrlingsgipfel im Schulzentrum Natternbach.

Am 19. Oktober gibt es in der Raiffeisen Sportarena Grieskirchen einen Berufserlebnistag mit 50 Lehrbetrieben aus der Region.

Ein weiterer Lehrlingsgipfel findet am 7. November bei der Firma Weigl in Waizenkirchen statt.

22. November (18 Uhr): Unternehmerabend von AMS und WKO Grieskirchen bei Landtechnik Pöttinger mit AMS-Vorstand Johannes Kopf

Von 18. bis 22. März 2024 findet in den WKOÖ-Bezirksstellen die dritte OÖ. Job Week statt.


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