Schneedruck im Mühlviertel: "Hätten wir Erdkabel gehabt, hätte es keine Stromausfälle gegeben"
MÜHLVIERTEL. Helfenberg mitten im Mühlviertel: Dem jüngsten Schneedruck sind hier nicht nur unzählige Bäume zum Opfer gefallen, sondern auch eine 30 KV-Stromleitung, deren Masten dem Gewicht der Niederschläge nicht mehr standhalten konnten. Der rund drei Kilometer lange Abschnitt wird nun in die Erde verlegt. Die IG Landschaftsschutz hofft auf einen Domino-Effekt.
„Ein Erdkabel war hier schon länger geplant. Die jüngsten Ereignisse haben das Verfahren jetzt aber beschleunigt“, erklärt Dominik Revertera von der IG Landschaftsschutz, dem ein Teil der betroffenen Grundstücke gehört. Das, was nun in Helfenberg auf kleinem Raum passiert, wünscht sich die IG Landschaftsschutz auch im großen Stil, nämlich auch bei der geplanten 110 KV-Leitung durch das Mühlviertel. Nicht zuletzt deshalb, weil zwei der drei dafür vorgeschlagenen Freileitungstrassen mitten durch die extrem von Schneedruck betroffenen Waldstücke Oberbrunnwald und Schallenberg führen würden.
„Es geht um Zuverlässigkeit“
„Eine widerstandsfähige Stromversorgung wäre ein Gebot der Stunde. Die gravierenden witterungsbedingten Stromversorgungsprobleme in unserer Region in den letzten Tagen haben eindrucksvoll vor Augen geführt, wie sinnvoll und berechtigt eine Verkabelung von Freileitungen wäre. Umfallende Bäume und Seilrisse betrafen in der Steiermark und in Bayern auch 110 KV Freileitungen. Der Bürgermeister von Bad Goisern machte in einem viel beachteten ORF-Interview Werbung für eine Erdkabellösung, indem er erklärte, zumindest die Stromversorgung wäre deshalb in Bad Goisern gesichert gewesen“, macht Gottfried Mitterlehner auf die Umstände der vergangenen zwei Wochen aufmerksam. Im Grunde rede man nämlich über die Zuverlässigkeit von Netzen und die sei bei solchen Extremwetterlagen wie in der jüngsten Zeit in Freileitungssystemen viel eher gefährdet als mit Erdkabel.
Faire Berechnung gefordert
Die Erde stecke mitten in weltweiten Klimakrisen, erklärt auch Markus Haslinger aus Ahorn: „Wir wissen nicht wann, wir wissen nicht wo, wir wissen nur eins, die Dinge kommen“, meint er in Bezug auf weitere Naturkatastrophen wie Stürme oder Dürren. Etwaige dadurch verursachte Stromausfälle und die daraus entstehenden volkswirtschaftlichen Kosten - beispielsweise, weil Betriebe stillstehen oder Notstrom-Alternativen eingesetzt werden müssen - sollten ihrer Meinung nach schon in einer fairen Vergleichsberechnung Freileitung - Erdkabel mit einbezogen werden, fordert die IG. „Es steht daher außer Zweifel, dass die geplante 110kv-Freileitung von Freistadt bis Rohrbach als eine Erdkabel-Variante realisiert werden muss, um auf solche künftigen Szenarien vorbereitet zu sein“, meint Gottfried Mitterlehner.
Jetzt Weichen stellen
Enttäuscht ist Veronika Walchshofer aus Hirschbach über die heimische Politik, die ihrer Meinung nach dem Thema zu wenig Bedeutung beimesse und ausweichend auf Fragen und Vorschläge reagiere. „Wenn mit dem Thema Netzzuverlässigkeit so hantiert wird wie jetzt, macht mir das Sorgen als Bürger. Wir sind in einer Zeitenwende und da wäre ein verantwortungsvoller Umgang mit unserer Infrastruktur gefordert. Wir wollen sichere Verhältnisse haben, besonders in der Zukunft. Dafür stellen sich jetzt die Weichen.“
Und Markus Haslinger ist sich sicher: „Wäre zum jetzigen Zeitpunkt schon alles erdverkabelt gewesen, hätten wir jüngst keinen einzigen Stromausfall gehabt.“
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