Sozialeinrichtungen fischen alle aus dem gleichen Teich
HELLMONSÖDT/URFAHR-UMGEBUNG. Das SPÖ Gemeindenetzwerk Urfahr West schlägt Alarm. „Es besteht dringender Handlungsbedarf. Wenn im Bezirk Betten in Seniorenheimen nicht belegt werden können, weil es an Pflegepersonal fehlt, ist Alarmstufe Rot gegeben.“ So die Waldinger Ortsparteivorsitzende Daniela Beissmann. Laut SPÖ sei etwa die Situation im Bezirksseniorenheim Hellmonsödt kritisch.
Seit Jahren steht die Debatte über bessere Rahmenbedingungen für Pflegeberufe und eine leistbare öffentliche Finanzierung im Raum. Allerdings fehlt es laut SPÖ an konkreten Umsetzungen. „Heutzutage muss alles optimiert und effizienter werden. Wir sprechen hier aber nicht von Robotern und Werkstücken, sondern von Menschen. Menschen pflegen Menschen. Schön inszenierte Fototermine bringen uns da nicht weiter. Seit Jahren wird die Debatte über bessere Rahmenbedingungen für Pflegeberufe und eine leistbare öffentliche Finanzierung geführt. Geschehen ist nichts“, so David Allerstorfer, Vizebürgermeister aus Feldkirchen.
Viele Faktoren verantwortlich
„Das Bezirksseniorenheim Hellmonsödt weist einen Lehrstand von nahezu 30 Prozent der Gesamtkapazität aus, weil es an Personal fehlt“, erklärt Helmut Mitter, selbst Vorstandsmitglied im Sozialhilfeverband UU, der diese Heime betreibt. Horst Hofbauer, Leiter des Bezirksseniorenhaus Hellmonsödt dazu: „Wir, das Bezirksseniorenhaus Hellmonsödt, sind derzeit mit 76 Bewohnern – von 96 möglichen Plätzen – belegt. Es stimmt, dass auch in unserem Bezirk, wie auch in nahezu allen anderen Regionen des Landes, die Limitierung durch die fehlenden Pflegekräfte erfolgt. Dass es auch unseren Bezirk trifft, liegt an vielen Faktoren, die nicht immer im Einfluss des SHV Urfahr-Umgebung liegen. Glücklicherweise können wir den Personalstamm gleichbleibend hoch halten, jedoch sind wir gezwungen, auf Veränderungen beim Pflegebedarf – Verschlechterungen bei den Bewohnern – zu reagieren.“
Kritische Betrachtungsweise
Die Bezirksseniorenhäuser versuchen laufend mittels Bewerbung der Standorte, Schnuppermöglichkeiten, Begleitung während der Ausbildung und Weiterbildungsangeboten, neue Pflegekräfte zu finden oder bestehende höher zu qualifizieren. „Benötigte, flexible Arbeitszeiten sind für uns kein Hindernis, sondern Möglichkeiten auch Wiedereinsteiger oder junge Mütter wieder aufzunehmen“, sagt Hofbauer, der weiters ausführt: „Grundsätzlich ist aber zu sagen, dass wir Sozialeinrichtungen alle im selben Teich fischen und weniger neu ausgebildete Pflegekräfte hinzukommen als aus dem System – und hier ist der natürliche Abgang durch Pensionierungen jedes Jahr stärker ausschlaggebend – aussteigen. Ein wesentlicher Punkt ist dabei sicherlich auch, dass die Auswahlmöglichkeiten an Berufsausbildungen und Studien in größerer Anzahl vorhanden sind als früher, aber die Anzahl an Menschen, die eine Ausbildung suchen, geringer wird.“ Und noch einen Punkt sieht Hofbauer kritisch: „Nicht vorteilhaft ist natürlich, wenn nur über die Belastungen oder die Herausforderungen in unserem Bereich gesprochen wird, aber vergessen wird, dass wir als Sozialdienstleister lokal hervorragende Möglichkeiten bieten, eine sinnstiftende Arbeit leisten zu können. Viele der Personen, die einmal eines unserer Häuser besucht haben oder bei uns Praktika gemacht haben, sehen unsere Arbeit als interessanten, abwechslungsreichen und modernen Arbeitsplatz – also mit ganz anderen Augen.“
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