Chancen und Risiken von neuen Technologien für den Tourismus
HINTERSTODER. Hochkarätige Gäste diskutierten bei einem Gipfelgespräch in Hinterstoder das Thema „Digital in den Bergen: Was bringen neue Technologien für den alpinen Tourismus?“.
Das ständige Fortschreiten der Digitalisierung in vielen Lebensbereichen hat seit langem auch den Tourismus erfasst. Dies bringt nicht nur neue Angebote für den Gast, sondern verändert in zunehmendem Maße auch die tägliche Arbeit der in den Regionen tätigen Unternehmen. Doch welche Effekte lösen neue Technologieangebote für den alpinen Tourismus wirklich aus? Beim Gipfelgespräch in Hinterstoder diskutierten Interessierte mit den Podiumsgästen Anton Seeber, Präsident des Verwaltungsrats der Firma Leitner, Landesrat Markus Achleitner, Nationalrat Franz Hörl, Obmann des Fachverbandes der Seilbahnen der Wirtschaftskammer Österreich und Ulrike Rauch-Keschmann, Sektionschefin im Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus.
Digitalisierung hat den Tourismus maßgeblich verändert
Landesrat Markus Achleitner betonte: „Die Digitalisierung hat den Tourismus maßgeblich verändert. Alles was einen Nutzen bringt und funktioniert, wird bleiben. Die Digitalisierung und neue Geschäftsfelder zu nutzen, darum gehts. Aber nicht alles, was durch die Digitalisierung möglich ist, werden wir künftig auch gesellschaftspolitisch erlauben können.“ Markus Schröcksnadel, Eigentümervertreter der Hinterstoder Wurzeralm Bergbahnen AG meint: „Im Bereich der Digitalisierung probiert jeder etwas Neues zu erfinden, anstatt Bestehendes besser zu nutzen.“
Komplexe Anforderungen an die vor allem kleinstrukturierten Betriebe
Ulrike Rauch-Keschmann zählte Herausforderungen der Digitalisierung auf: „Die Digitalisierung betrifft die gesamte Dienstleistungskette, das beginnt beim Kundenverhalten, betrifft Bereiche des Arbeitsmarktes, der Aus- und Weiterbildung, die betrieblichen Abläufe, das Marketing und den Vertrieb. Es macht vor niemandem von uns halt. Das sind komplexe Anforderungen an die vor allem kleinstrukturierten Betriebe und Destinationen in Österreich.“ Rauch-Keschmann erwähnte aber auch die “enormen Chancen gerade auch für den Tourismus. Investitionen in die Digitalisierung machen oft ressourcenschonender, effizienter und sicherer. Zudem erreichen wir Gäste, an die vor 20 Jahren nicht zu denken war.“
Druck der Plattformen auf die Hotellerie
Franz Hörl meinte zu den Herausforderungen für den Tourismus: „Plattformen wie booking.com machen einen massiven Druck auf die Hotellerie. In Tirol oder zumindest im Westen Österreichs ist es in den Skigebieten schon so, dass der Wettbewerb nicht mehr bei Seilbahnen, Pisten oder bei den Regierungen stattfindet, sondern W-Lan im Skigebiet, oder die Möglichkeit der Buchung vom Handy aus. Auch eine Fotobox kommt gut an.“
Auch Landesrat Markus Achleitner sieht Plattformen kritisch: „Es geht darum diese Plattformen dort zu nutzen, wo sie sinnvoll gebraucht werden. booking.com auf Regionsebene nachzubauen halte ich nicht für sinnvoll.
Unternehmen, das neue Technologien für Skigebiete entwickelt
Die Leitner AG hat ein System entwickelt, damit ihre Partner, wie die Bergbahnen, die Skigebiete als gesamtes System so effizient wie möglich führen können. Das geht von Pistenfahrzeugen bis hin zur Beschneiung und Skileitsystemen.
Anton Seeber: „Wir haben ein offenes System entwickelt. Weil man nur zusammen gewinnen kann.“ Zudem will die Gruppe noch heuer eine Pistenraupe, die mit Wasserstoff angetrieben wird auf die Piste bringen.
Österreichweite Datenschnittstelle etablieren
Andreas Winkelhofer, Geschäftsführer Oberösterreich Tourismus: „booking.com staubt ab, was vorher das Destinationsmarketing, Seilbahnmarketing oder nationale Tourismusorganisationen aufgebaut haben. Ich bin aber ebenfalls nicht der Meinung, dass es jetzt der richtige Zeitpunkt ist, eine österreichweite Buchungsplattform zu etablieren. Da ist der Zug abgefahren. Wir müssen die Datenstrategie stark beleuchten. Da sind wir auf einem mittelguten Weg. Mit Tourdata haben wir in Oberösterreich eine zentrale Datenbank. Es geht darum eine gemeinsame österreichweite Datenschnittstelle zu etablieren.“
Datensicherheit als Grenze der Digitalisierung?
Zur Datensicherheit betont Achleitner: „Daten sind das neue Gold. Datensicherheit ist die Achillesferse. Die Forschungen laufen, um Daten sicher zu machen.“
Dynamic Pricing im Skigebiet
Schweizer Skigebiete machen bereits Dynamic Pricing, das heiß sie verändern beliebig die Preise für die Ski-Karten. Veronika Scheffer, Geschäftsführerin der Liftgesellschaft Zauchensee: „Es ist nicht unbedingt sozial, wenn man gerade in der Ferienzeit, in der Familien skifahren, einen hohen Preis verlangen muss.“
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