Afrikanisches Sozialprojekt von Kefermarkterin schlägt hohe Wellen
KEFERMARKT/TOGO. Ein Jahr lebte die Kefermarkterin Katharina Senzenberger in Afrika und entwickelte mit zwei anderen Frauen ein Projekt, um jungen Mädchen einen kostenfreien Ausbildungsplatz und somit eine Zukunftsperspektive zu bieten. Ende September fand die feierliche Eröffnung eines Ausbildungszentrums für benachteiligte junge Frauen statt. Die Ausbildung startet am 15. Oktober für zehn Frauen aus den verschiedensten Regionen des westafrikanischen Landes.
Der Grund zur Freude ist groß – nach vier Jahren enger Zusammenarbeit zwischen Österreich und Togo wird das Ausbildungs- und Produktionszentrum Aklala Batik eröffnet. 250 Gäste sind anwesend, darunter die Bürgermeisterin der Stadt Kpalimé, eine Delegation der amerikanischen Botschaft, sowie das österreichische Konsulat in Togo und Vertreter der Wirtschaftsaußenstelle der WKO in Westafrika. Das Programm ist dicht gefüllt mit Reden der behördlichen Vertretungen, musikalischen Darbietungen und einer Inszenierung des Jugendtheaters. Höhepunkt der Feierlichkeiten ist die Modeschau mit Kleidung aus der Schneiderei des Modebetriebs Aklala Batik. „Ich lobe die außerordentliche Arbeit, welche hier geleistet wurde und bedanke mich bei allen Projektbeteiligten, die sich für nachhaltige Entwicklung in unserem Land einsetzen“ meint die Bürgermeisterin der Stadt Kpalimé in ihrer Eröffnungsrede.
Entwicklungszusammenarbeit auf Augenhöhe – auch auf finanzieller Ebene
Die harte Arbeit hat sich gelohnt – seit 2013 arbeiten Katharina Senzenberger aus Kefermarkt, die im Rahmen eines Freiwilligendienstes ein Jahr in Togo verbrachte, und Chantal Donvide, Sozialunternehmerin und Frauenrechtsaktivistin, an der Umsetzung einer Idee, welche die Vorstellungen der gewöhnlichen Entwicklungszusammenarbeit in Togo herausfordert und auf die Probe stellt. Das Projekt will soziale Verantwortung und Wirtschaftlichkeit verknüpfen und setzt am Gedanken des Sozialunternehmertums – ein Modell, das es in dieser Form im westafrikanischen Togo noch nicht gibt.
Ausbildungsplatz für Frauen
Der Bau eines Ausbildungs- und Produktionszentrums ermöglicht vorerst zehn jungen Frauen aus verschiedenen Gegenden Togos einen kostenlosen Ausbildungsplatz für Schneiderei oder Batik, die Lehrlingsanzahl soll mit der Zeit auf 20 ausgeweitet werden. Finanziert wird die Ausbildung nicht wie üblicher Weise durch Spenden, diese stellen lediglich das Startinvestment rund um den Bau und die Expansion des Betriebs dar. „Ziel ist es, das sich das Ausbildungszentrum durch den Verkauf der hergestellten Produkte selbst erhalten kann, um den nachhaltigen Erfolg des Projektes zu gewährleisten“, erklärt Chantal Donvide, Gründerin des Sozialunternehmens Aklala Batik, welches das Zentrum leiten wird. Am Ende der einjährigen Batikausbildung, bzw. dreijährigen Schneidereilehre winkt ein staatlich anerkannter Lehrabschluss, mit dem sich die Frauen selbstständig machen oder weiterhin im Unternehmen arbeiten können.
Unterstützung aus Österreich
„Ein Großteil der Togolesinnen ist nach wie vor finanziell von ihren Ehemännern oder Vätern abhängig. Unser Projekt soll jungen Frauen die Möglichkeit bieten, ein selbstbestimmtes und unabhängiges Leben zu führen“ erklärt Katharina Senzenberger, welche 2014 die Idee des Projekts nach Österreich brachte und auf zahlreiche Unterstützung traf. In Folge wurde gemeinsam mit der ehemaligen Schulkollegin Jasmin Baier der Verein The Force gegründet und Kooperationen angestrebt. Durch das Sammeln von Privatspenden konnten innerhalb kürzester Zeit bereits das Grundstück für den Bau erworben und ein Brunnen gebaut werden. 2015 erklärten sich die Ingenieure Ohne Grenzen Austria dazu bereit, die technische Planung und Begleitung der Baudurchführung des Zentrums vor Ort zu übernehmen. Gemeinsam konnten wichtige Fördermittel aufgetrieben werden, die das Startinvestment in Aklala Batik darstellten. Die Privatstiftung RedCHAIRity steuerte 12.500 Euro dem Bau des Ausbildungszentrums bei.
Preis für Sozialprojekt erhalten
Im Mai 2015 durfte sich der Verein The Force zu den glücklichen Gewinnern der von der Austrian Development Agency (ADA) ausgeschriebenen Social Entrepreneurship Challenge zählen – es folgten weitere Fördermittel für den Bau des Zentrums und die Expansion des Betriebs Aklala Batiks. So wurde 2017 eine weitere Filialstelle des Unternehmens in Togos Hauptstadt Lomé eröffnet. Nach sechsmonatigen Bauarbeiten wurde das Ausbildungs- und Produktionszentrum fertiggestellt. Die Kooperation zum ebenso in Togo tätigen, Wiener Verein „Education Togo“ ermöglicht es auch Mädchen aus dem Norden des Landes, eine Ausbildung bei Aklala Batik zu erhalten. Das Projektvolumen beträgt seit Projektbeginn 65.000 Euro.
Zukunft des Projekts
Zurzeit wird am Aufbau des Vertriebs von Aklala Batik gearbeitet und ein Export nach Europa, Nigeria und in die USA angestrebt. Eine Auswahl der handbedruckten Stoffe von Aklala Batik ist bereits im Onlineversand bei „True Fabrics“ (www.truefabrics.de) und „Hub Couture“ erhältlich. Der Kauf der Produkte sichert die Finanzierung des Ausbildungsprojekts.
Wer das Projekt unterstützen möchte, kann sich ebenso durch Sachspenden, wie etwa Nähmaschinen, Stoffmaterial und Nähaccessoires, an The Force beteiligen. Außerdem werden unterstützende Mitglieder für den Verein in Österreich gesucht. The Force wird u.a. am Gallneukirchner Weihnachtsmarkt von 16. bis 17. Dezember vertreten sein und dort Produkte von Aklala Batik ausstellen.
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