Corona-Krise: Missionar Martin Mayr ist in Sorge um seine Familie und "seine" Bauern in Brasilien
WINDISCHGARSTEN. Brasilien-Missionar Martin Mayr aus Windischgarsten setzt sich für Kleinbauern in Brasilien ein, das ist nicht selten gefährlich. Derzeit ist er in Oberösterreich gestrandet und macht sich nun Sorgen um seine Familie und Bauern in Brasilien.
Martin Mayr, gebürtig aus Windischgarsten, ist Entwicklungshelfer im Nordosten Brasiliens. Als solcher wurde er im Jahr 2002 zum Ständigen Diakon der Diözese Barreiras – Bahia geweiht. Seine berufliche und kirchliche Aufgabe liegt in erster Linie in der Unterstützung von Kleinbauernfamilien und im Schutz des Naturraums Cerrado, wo diese Menschen leben. In seinem Dasein für die Menschen und für die Natur sind Mayr und seine Mitarbeiter immer wieder im nicht ungefährlichen Schussfeld des mächtigen Agrobusiness (vor- und nachgelagerte wirtschaftliche Aktivitäten in der Landwirtschaft) in Brasilien.
Von Frau und beiden Söhnen getrennt
In diesen Tagen sollte in Stuttgart eine internationale Konferenz über das Diakonat stattfinden. „Mir wurde die Teilnahme angeboten, vielleicht, weil mein Profil als Diakon etwas aus der Reihe tanzt“, berichtet Martin Mayr. Am 8. März reiste er in Bahia ab. „Hast du keine Sorge wegen des Virus?“, verabschiedete sich ein Freund. „Hättest du nicht danach gefragt, wär' mir das gar nicht eingefallen“, war seine Antwort. „Das war, unbeabsichtigter Weise, reichlich vorlaut“, so Mayr heute. Als er in Österreich ankam, war die Konferenz bereits abgesagt. Vorerst gibt es keine Möglichkeit für den Missionar, nach Brasilien zurückzukehren. Seine Frau und seine beiden Söhne sind zuhause in Barreiras.
Sorgen um Familie und Bauern
Die Covid-19-Verbreitung nimmt auch Brasilien immer stärker in den Griff. Die Gefahr wurde von der Regierung, besonders vom Präsidenten lange Zeit heruntergespielt. Martin Mayr ist besorgt: „Jahrelang hatte man fleißig die Ausgaben für das öffentliche Gesundheitswesen gekürzt und so ist heute fast nichts da: es fehlt ziemlich an allem, an Intensivstationen, an Testmöglichkeiten. Es steht dem Land einiges bevor. Brasilien ist in keiner Weise auf diesen Virus vorbereitet. Ich sorge mich um meine Familie, ich sorge mich um ,meine' Bauern, ich sorge mich um ,meinen' Naturraum ,Cerrado', welchen das großkapitalisierte Agrobusiness so gnadenlos rodet.“ Hier in Oberösterreich liest er in der Zeitung, dass große Agrofirmen sagen, sie können die Produktion nicht abschalten, sonst hat die Welt nächstes Jahr kein Saatgut, keine Mittel zur Schädlingsbekämpfung und folglich nichts zu essen. „Welch zynischer Anspruch,“ empört sich Mayr, „wenn man daran denkt, wieviel von dieser Aussaat nichts mit Ernährung zu tun hat, schon gar nicht mit gesunder Ernährung; wie achtlos die sogenannte Schädlingsbekämpfung unzählige Arten vernichtet; wie sehr die großen Agrarproduzenten Land und Wasser privatisieren und vergiften. – Werden wir nach dieser Pandemie anders auf unsere großen Probleme blicken? Werden Entwicklungszusammenarbeit und internationale Solidarität mehr gelten oder völlig abgeschrieben sein?“
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