"Wir schlittern in das nächste Desaster": Krankenhaus-Personal ruft zum Impfen auf
KIRCHDORF AN DER KREMS. Die Beschäftigten in den Spitälern appellierten landesweit im Rahmen einer öffentlichen Aktion, sich gegen Covid-19 impfen zu lassen – so auch die Mitarbeiter des Pyhrn Eisenwurzen Klinikums (PEK) Kirchdorf.
Die Zahl der Corona-Erkrankten steigt, die Krankenhäuser sind am Limit. „Nur klatschen hilft uns nicht. Lass dich impfen“, „Zurück zur Normalität“ und „Für gesunde Weihnachten. Lass dich impfen“ stand auf den Plakaten, die die Mitarbeiter des PEK Kirchdorf bei der Rettungszufahrt des Krankenhauses hochhielten. „Mit dieser Aktion will das Gesundheitspersonal auf die derzeitige kritische Corona-Situation aufmerksam machen“, sagt Thomas Mark, Leiter der Abteilung für Innere Medizin im PEK Kirchdorf. „Man hört ja immer wieder, dass die derzeitige Lage übertrieben dargestellt wird – aber das stimmt bei Gott nicht“, betont der Abteilungsleiter. Derzeit gibt es im PEK Kirchdorf eine Corona-Station. „Demnächst werden wir allerdings eine zweite eröffnen müssen“, sagt Mark. Damit wären 14 Betten zur Verfügung. Eine Covid-Patientin wird im Moment auf der Intensivstation des PEK Kirchdorf versorgt. Sie liegt auf einem der zwei freien Intensivbetten, die in Kirchdorf für Covid-Patienten hergerichtet sind. Ursprünglich sollte das Klinikum Kirchdorf „Corona-frei“ bleiben und die Covid-Patienten im PEK Steyr behandelt werden.
Spitalsmitarbeiter am Limit
Vergangenen Herbst und Winter war der Krankenhausbetrieb auf ein Minimum beschränkt, um die Kapazitäten auf die Pandemiebekämpfung zu konzentrieren. Im PEK Kirchdorf ist man immer noch dabei, die verschobenen Operationen nachzuholen. „Die Mitarbeiter sind auch in den letzten Monaten an ihre Grenzen gegangen und das Krankenhaus war überfordert. Und jetzt schlittern wir schon wieder in das gleiche Desaster rein“, sagt Mark.
„Das Verständnis fehlt“
„Während der Lockdowns sind auch die anderen Krankheiten nicht so stark aufgetreten“, sagt der Abteilungsleiter. Eine Tatsache, die allerdings nicht für die derzeitige Lage gelte. „Es gibt jetzt auch andere Patienten zu versorgen, andere Krankheiten. Es besteht die Gefahr, dass jene, die nicht an Covid-19 erkrankt sind, nicht die entsprechende Betreuung erhalten können“, so seine Befürchtung. Dass sich nun „das gleiche Desaster“ abzeichne, sei angesichts der gegebenen Impfmöglichkeiten einfach unverständlich: „Mittlerweile ist einfach das Verständnis nicht mehr da, warum sich Leute nicht gegen Corona impfen lassen, obwohl es wirklich einen Schutz gibt.“
Appell an die Bürger
„Bitte helft uns, euch zu helfen. Die Impfung schützt nicht nur jeden Einzelnen, sie ist auch dafür da, dass wir Kapazitäten haben, alle Erkrankten, auch jene ohne Covid-19, zu betreuen“, so der Appell des Abteilungsleiters. Auch Silvia Dobler, Leiterin der Abteilung Anästhesiologie und Intensivmedizin, weist mit Nachdruck auf die derzeitige kritische Lage hin: „Als leitende Intensivmedizinerin stimmt mich die geringe Impfquote traurig und betrüblich und ich sehe es als Pflicht eines jeden Bürgers, zur Impfung zu gehen.“
Impfen ohne Anmeldung
Im Bezirk Kirchdorf gibt es in Micheldorf in der ehemaligen Raiffeisenbank eine fixe Impfstraße. Auch kann man sich bei den Hausärzten über die Impfung beraten und impfen lassen. Wer sich den Stich ohne Anmeldung abholen will, hat dazu am Mittwoch, 10. November von 13.30 bis 16.30 Uhr im Mehrzwecksaal der Volksschule Nußbach (Hauptstraße 45, 4542 Nußbach) und, ebenfalls am 10. November, von 8.30 bis 11 Uhr im Gemeindeamt Ried im Traunkreis (Hauptstraße 27, 4551 Ried im Traunkreis) die Gelegenheit dazu. Geimpft wird mit den Impfstoffen von Johnson & Johnson und BioNTech/Pfizer. Mitzubringen sind ein Lichtbildausweis, falls vorhanden der Impfpass und die E-Card. Einen Überblick über alle Impfmöglichkeiten gibt es auf www.land-oberoesterreich.gv.at
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