Kleider machen Leute, oder: die Topothek als digitale Garderobe
REGION KIRCHDORF/STEYR. Der dritte und letzte Teil der „Anno dazumal“-Serie zeigt sich stilbewusst: Gemeinsam mit Historiker Siegfried Kristöfl suchten die Topothekare der LEADER-Region Traunviertler Alpenvorland nach den großen, bekannten wie auch kleinen, persönlichen Modehighlights der vergangenen Jahrzehnte.
„Eine Topothek zeigt, was sich über die Jahrzehnte verändert hat und was sprichwörtlich aus der Mode kam. Was besser geworden ist und worauf wir verzichten können. Worüber wir uns gefreut haben und was uns irgendwie in Erinnerung bleibt“, sagt Siegfried Kristöfl, Historiker und Leiter des Topothekenprojekts der LEADER Region. Anhand von Kleidungsstücken kann man diese Gefühle beim Durchblättern von Fotos am besten erleben.
Kindermode in den 70er Jahren: Schrill, bunt, oftmals selbstgestrickt
Sofort erinnert sich die Boomer-Generation an die Kinderbekleidung der 1970er Jahre, in denen sie selbst groß wurde. Lachen und Schreck steigen gleichzeitig auf: Kräftige Farben, große Muster, günstig Gekauftes, von Geschwistern Übernommenes, dazu Selbstgestricktes und praktisches Neues. Die Aufnahme aus 1977 gehört zu den Lieblingsstücken der Topothekarin Anita Zaunmayr. Zur emotionalen Reaktion beim Wiedererkennen kommt sofort die Überzeugung, damals trotzdem besser gekleidet gewesen zu sein als die Schüler der Nachkriegsgeneration. Am Foto zu sehen eine reine Bubenklasse im Staatsvertragsjahr 1955 in Sierninghofen.
Schneider am Werk
Dass es in jeder Gemeinde zu jener Zeit noch Schneider gab, zeigen Bilder aus Ternberg und Schlierbach. In Schlierbach ließen sich der Schneider Johann Sterneder und die Schneidmeisterin Theresia Forstinger sogar an ihren Nähmaschinen fotografieren.
Sommerspaziergang mit Blazer und Bleistiftrock
„Wenn wir modische Menschen sehen wollen, steigt man am besten in die Bad Haller Topothek ein und besucht den Kurpark in den 1950er und -60er Jahren“, so Kristöfl. Sonntags flanieren auch Familien, nicht nur Kurgäste durch die Anlage, freuen sich auf ein Eis und vor allem auf die Leichtigkeit, die in der Luft liegt. Auch die Topothekarin Elisabeth Weber genießt nostalgisch diese Gesellschaft und ergänzt die Sammlung gerne um persönliche Aufnahmen jener Zeit aus privaten Alben.
Elegante Goldhaubenfrauen
„Besonders stolz auf ihre Kleidung können in unserm Land die Goldhaubenfrauen sein. Und besonders schöne Aufnahmen gibt es aus dem Juli 1961 von einer Primiz in Schlierbach. Der warme, rötliche Ton der Fotos unterstreicht die noble Tracht und die Eleganz der Frauen“, so Kristöfl.
Musikverein in neuen Trachten
Und mindestens ebenso gut gekleidet fühlten sich viele Musikkapellen, als sie zum ersten Mal mit ihren neuen Trachten aufmarschierten und ihre Anhänger nicht nur musikalisch beeindruckten. Oder – so wie auf dem Foto – sich eine Gruppe auf einer Art Tournee befand. Der Musikverein von Adlwang reiste 1977 nach Kanada und repräsentierte sowohl mit ihren Uniformen als auch mit ihrem Sound oberösterreichische Volkskultur.
Mithilfe der Topotheken in die Vergangenheit eintauchen
In Topotheken nach dem Richtigen zu suchen, ist mitunter leichter als in Modegeschäften und Boutiquen das Passende zu finden. Schlagwörter helfen einem enorm weiter. Im Suchfeld eingegeben, liegt mit einem kurzen Klick alles auf einem Blick parat. Die digitalen Bilderarchive sind öffentlich zugänglich: www.topothek.at
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