Fünf Notfallmamas im Bezirk Kirchdorf betreuen Kinder bei Krankheit
BEZIRK KIRCHDORF/NUSSBACH. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf fordert an sich schon eine Portion Organisationstalent, erkrankt dann ein Kinder oder die Eltern, gerät jeder noch so gut geplante Alltag ins Wanken. Die Suche nach einer Betreuung ist oft eine Herausforderung. Kann sich niemand um den erkrankten Sprössling kümmern, wird eine „Notfallmama“ des gemeinnützigen Vereins KiB (Kinderbegleitung) gerufen. Seit fast 20 Jahren ist Marianne Lindinger aus Nußbach eine solche Notfallmama.
Viele Eltern kennen es: Von heute auf morgen wird ihr Kind krank und muss zu Hause betreut werden. Einerseits möchten sie natürlich am liebsten selbst ihr krankes Kind gesund pflegen, andererseits sind sie am Arbeitsplatz gefordert. Vor allem Selbstständige können oft wichtige Termine nicht verschieben. Manchmal reicht auch die Pflegefreistellung von einer Woche pro Jahr nicht aus.
Fünf Notfallmamas im Bezirk
Eine rasche und verlässliche Unterstützung für Familien mit erkrankten Kindern in ganz Österreich bietet der gemeinnützige Verein KiB (Kinderbegleitung). Der Familienselbsthilfeverein wurde vor 38 Jahren in Ungenach (Bezirk Vöcklabruck) gegründet. Eine sogenannte Notfallmama wird von KiB so rasch wie möglich organisiert. Im Bezirk Kirchdorf stehen fünf Notfallmamas für erkrankte Kinder zur Verfügung. Eine davon ist Marianne Lindinger aus Nußbach, die selbst drei Kinder hat. Sie betreut seit 2005 erkrankte Kinder zu Hause. „Seit meiner Pension habe ich viel Zeit. Es ist eine notwendige Arbeit. Man hat das Gefühl, dass man etwas Gutes bewirkt“, erzählt die 76-Jährige von der bereichernden Tätigkeit.
Marianne Lindinger wird vom Verein angerufen, wenn Betreuungsbedarf besteht. „Man hat keine Verpflichtung. Wenn man Zeit hat, nimmt man den Auftrag an und fährt hin“, erklärt die ehemalige spätberufene Krankenschwester, der es besonders wichtig ist, dass „das kranke Kind zu Hause im Bett bleiben darf“. Wie die Kinder auf sie reagieren? „Ich habe noch nie erlebt, dass sich die Kinder fürchten. Manchmal weinen sie kurz, wenn ihre Mama geht, aber sie beruhigen sich schnell wieder, wenn man sie ablenkt“, erzählt die erfahrene Notfallmama, die rund 200 Kinder im Alter zwischen zwei und zwölf Jahren betreut hat.
„Neu ist – die Notfallmama kommt auch, wenn die Eltern krank sind. Zusätzlich gibt es sogenannte Entlastungstage, welche die Eltern zweimal pro Quartal in Anspruch nehmen können. Dann kommt die Notfallmama auch ohne Krankheit. Das bieten wir seit der Corona-Pandemie an, damit sich die Eltern eine Auszeit nehmen können“, informiert die KiB-Landeskoordination Elke Lehner.
Finanzierung durch Beiträge und Spenden
KiB finanziert sich durch Mitgliedsbeiträge und Spenden. Eine Familie bezahlt monatlich einen Beitrag von 16,50 Euro. Für die Zeit, in der die Notfallmama beim Kind ist, wird diese direkt nach der Betreuung von den Eltern finanziell entschädigt. KiB erstattet den Eltern die Entschädigung für die Betreuung retour. Die finanzielle Unterstützung erfolgt in den ersten zwei Monaten ab dem Beitritt bis zu 50 Prozent, anschließend zu 100 Prozent. Für die Fahrtkosten muss die Notfallmama selbst aufkommen.
Notfallmama werden
Um sich als Notfallmama zu engagieren, ist keine spezielle Ausbildung nötig, lediglich ein Aufnahmegespräch und ein erstklassiges Leumundszeugnis. Jedoch sollte man Freude am Umgang mit Kindern und Zeit für diese Aufgabe haben. Empfohlen wird ein Erste-Hilfe Kindernotfallkurs und die Rufnummern der Eltern und des Hausarztes sollten griffbereit sein.
Weitere Infos
Der Verein KiB sucht immer wieder engagierte Menschen für die stundenweise Betreuung von Kindern zu Hause. Jeder, der selbst Notfallmama beziehungsweise Notfallpapa oder eine Mitgliedsfamilie bei KiB werden möchte, meldet sich unter Tel.: 0664 6203040 oder per E-Mail an verein@kib.or.at
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