Nördliche Kalkalpen bieten ideale Lebensbedingungen für Luchse
NATIONALPARK KALKALPEN. Zwei Studien kommen zu dem Schluss: Das Gebiet vom Salzkammergut bis zum Wiener Wald bietet einen guten Lebensraum für eine selbstständige Luchspopulation. Für einen Großteil der Bevölkerung stelle das Wildtier außerdem eine Bereicherung dar. Tips fragte nach, wie es um die Zukunft der scheuen Wildkatzen im Nationalpark Kalkalpen steht.
Fünf Luchse – zwei weibliche und drei Kuder – ziehen aktuell durch die Waldwildnis des Nationalparks Kalkalpen. Nachwuchs der scheuen Wildkatzen konnte zuletzt 2018 nachgewiesen werden. Bestandsstützende Maßnahmen haben seither kaum Wirkung gezeigt, das Luchsvorkommen im Nationalpark Kalkalpen scheint vom Aussterben bedroht. Dabei gelten die nördlichen Kalkalpen und somit auch das Gebiet des Nationalparks optimal für die Lebensweise von Luchsen, wie Nationalpark-Direktor Josef Forstinger betont: „Es gibt felsige Strukturen mit Höhlen für die Aufzucht des Nachwuchses und unwegsames Gelände, das für Luchse leicht zu durchstreifen ist, ebenso wie Reviere mit Reh- und Gamswild als bevorzugte Beutetiere.“
Optimaler Lebensraum
Zu diesem Schluss kommen auch Felix Knauer und Theresa Walter von der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Sie stellen in ihrer kürzlich veröffentlichten Machbarkeitsstudie „Bestandsstützung von Luchsen in den nördlichen Kalkalpen aus ökologischer Sicht“ fest, dass die ökologischen Voraussetzungen für eine Bestandsstützung gegeben sind. Eine natürliche Zuwanderung aus Nachbarpopulationen sei laut den beiden Wissenschaftlern allerdings äußerst unwahrscheinlich und somit weitere Auswilderungen notwendig. Leichter gesagt als getan: „Die Suche nach einem Luchsweibchen gestaltet sich durch die zahlreichen Luchsprojekte in Europa als schwierig, Jungluchse sind nur schwer verfügbar“, so Forstinger. Man warte immer noch auf die Nachbesetzung der seit Herbst 2022 nicht mehr aufgetauchten Luchsin „Aira“.
Leben mit dem Luchs
In einer zweiten Studie befasste sich Ulrike Pröbstl-Haider von der Universität für Bodenkultur Wien mit dem Bild, das die Bevölkerung von der Wildkatze hat. In ihrem Projekt „Leben mit dem Luchs“ stellt sie fest: Der Großteil der Bevölkerung betrachtet den Luchs als eine der attraktivsten Tierarten im Gebirgsraum. Das Interesse an der Tierart sei groß, umso notwendiger sei es, dass die verschiedenen Akteure zusammen aktiv werden.
Ganz in diesem Sinne unterstützt der Nationalpark Kalkalpen das Luchsprojekt „Pro Luchs“ von Naturschutzbund, WWF, ÖBF und der Stadt Wien. Ziel des Projektes: die Etablierung einer Luchspopulation in der Steiermark, Ober- und Niederösterreich. „Hierbei geht es insbesondere darum, alle betroffenen Bevölkerungskreise wie die Jäger und Grundeigentümer vom Nutzen des Luchses für das Ökosystem nördliche Kalkalpen zu überzeugen“, betont Forstinger.
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