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Almen sind in der Region Kirchdorf-Steyr für Tourismus unverzichtbar

Robert Hofer, 27.08.2025 12:10

REGION KIRCHDORF-STEYR. Die Almwirtschaft in Oberösterreich ist mehr als nur ein landschaftliches Idyll – sie ist ein ökologisches, wirtschaftliches und kulturelles Fundament des ländlichen Raums. Doch dieses Fundament gerät zunehmend unter Druck.

Schaumbergalm in Rosenau am Hengstpass. (Foto: LKOÖ)
  1 / 5   Schaumbergalm in Rosenau am Hengstpass. (Foto: LKOÖ)

Die aktuellen Zahlen zeigen einen fortschreitenden Rückgang bei den Auftreibern: Von 606 im Jahr 2023 auf 584 im Jahr 2024. Auch die Zahl der aufgetriebenen Großvieheinheiten (GVE) ist leicht gesunken – um 37 auf nunmehr 3.688. Gleichzeitig stieg die förderfähige Almfläche um 27 Hektar leicht auf 4.530 Hektar. Die Zahl der bewirtschafteten Almen ist mit aktuell 426 Almen, die im Almkataster verzeichnet sind, stabil.

Arbeit personalintensiv

Trotz sinkender Auftriebszahlen gibt es auch erfreuliche Entwicklungen. Das Interesse, auf einer Alm zu arbeiten, ist gestiegen. Immer mehr engagieren sich als Saisonkräfte. „Wir sehen, dass die Almwirtschaft lebt – wenn die richtigen Rahmenbedingungen geschaffen werden. Da die Zahl der Bauern, die Tiere auf die Alm bringen, sinkt, steht auch für die Bewältigung der Arbeiten auf der Alm weniger Personal zur Verfügung. Für die Hüttenbewirtschaftung und die Viehbetreuung wird aber zusätzliches Personal benötigt und da sind wir froh um praktisch veranlagte Menschen, die im Sommer längerfristig auf den Almen mithelfen“, sagt Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Waldenberger.

Als Motivationsfaktor zum Almviehauftrieb sind die Ausgleichszahlungen an den Viehauftrieb gekoppelt, egal ob die Tiere aus dem Berggebiet oder dem Flachland stammen. Um Angebot und Nachfrage von Almbewirtschaftern und Bauern zusammenzubringen, gibt es unter www.almwirtschaft.com eine Onlinebörse.

Reizthema Wolf 

Ein zentrales Thema bleibt die Rückkehr des Wolfes. Die Landwirtschaftskammer OÖ begrüßt die Senkung des EU-Schutzstatus‘ des Wolfes von „streng geschützt“ auf „geschützt“ und auch die Wolfsmanagementverordnung des Landes, die klare Kriterien für die Entnahme von Schadwölfen definiert. „Das Bemühen der landwirtschaftlichen Interessenvertretung und eine länderübergreifende Diskussion mit den EU-Behörden waren maßgeblich für diese Änderungen“, erläutert Waldenberger.

Damit wird die Entnahme von Problemwölfen erleichtert und die Interessen der Landwirtschaft werden besser berücksichtigt. Denn die Praxis zeigt: Die Scheu der Tiere vor dem Menschen nimmt ab, die Zahl der Sichtungen steigt, und die Gefahr für Nutztiere und Menschen wächst.

Die Rückkehr des Wolfs ist Realität. Mit vier Rudeln, rund 30 Wölfen, die sich im Bundesland aufhalten und über 260 Sichtungsmeldungen seit 2023 ist der Beutegreifer kein seltenes Phänomen mehr.

Appell an die Politik

Die Almwirtschaft braucht ein klares Bekenntnis zur Kombinationshaltung (Stall- und Weidehaltung) und Fördermodelle, die den tatsächlichen Aufwand abbilden. Außerdem wird der Schutz vor überbordender Bürokratie gefordert.

„Wenn wir wollen, dass die Almwirtschaft auch in zehn Jahren noch existiert und dass die für den Tourismus so wichtige Almenlandschaft erhalten bleibt, müssen wir heute handeln. Nicht mit Sonntagsreden, sondern mit konkreten Maßnahmen. Dazu gehört zum Beispiel auch die verpflichtende Herkunftskennzeichnung für Lebensmittel im Handel und in der Gastronomie. Denn nur wenn die Konsumenten wissen, unter welchen Bedingungen ihre Lebensmittel hergestellt werden, sind sie eher auch bereit, dafür einen entsprechenden Preis zu bezahlen“, appelliert Waldenberger.

Dringender Handlungsbedarf

Johann Feßl, ÖVP-Bürgermeister in Edlbach und Obmann des OÖ Vereins für Alm und Weide, sieht dringenden Handlungsbedarf. „Die Offenhaltung der Almflächen ist für uns nicht nur eine Frage der Landwirtschaft, sondern eine Frage der Kulturpflege. Wenn die Almen verbuschen, verlieren wir nicht nur Weideflächen, sondern auch ein Stück Heimat.“

Die Wandersaison 2025 begann früh und dauert voraussichtlich bis in den Spätherbst. Herausfordernd war es heuer im Frühling, nach dem Schlechtwettereinbruch im letzten Herbst, das viele Schadholz aufzuarbeiten. Die verregneten Wochen im Juli brachten Ruhe auf den Almen, aber auch Wasser für reichlichen Futterwuchs.

 „Wir erwarten, dass der kommende Herbst wieder die Zeit zum Wandern auf Oberösterreichs Almen wird. Die Hüttenbewirtschafter freuen sich, mit einer g‘schmackigen Jause und bäuerlichen Mehlspeisen den Naturgenuss auch auf der Zunge bewusst machen zu können“, so Feßl.

Achtsamer Umgang

Mit dem steigenden Besucheraufkommen wächst die Zahl der Begegnungen zwischen Wanderern und Weidevieh. Leider kam es in Österreich bereits zu mehreren Unfällen – oft ausgelöst durch Unwissenheit oder Unachtsamkeit. 

„Rinder, Schafe und Pferde sind keine Kulisse, sondern Lebewesen mit natürlichen Reaktionen. Wer mit einem Hund unterwegs ist, muss wissen, dass Weidetiere diesen als Bedrohung wahrnehmen können“, warnt Feßl.

Besondere Vorsicht ist geboten, wenn Tiere neugierig werden oder sich Wanderern nähern. Ein Holzstock kann helfen, Distanz zu wahren. Die wichtigsten Verhaltensregeln sind unter www.sichere-almen.at abrufbar.

Gelebte Almwirtschaft

Feßl verweist auf einen weiteren Aspekt, der den Almbewirtschaftern wichtig ist: Es gibt auf dem Berg keine Müllabfuhr, entsprechend wichtig ist es, dass die Besucher ihren Müll wieder mit ins Tal nehmen. „Die Verrottungszeiten sind extrem lang. Sogar ein Papiertaschentuch braucht bis zu fünf Jahre, um zersetzt zu werden, eine Plastikflasche bis zu 5.000 Jahre und es können auch Weichmacher in die Umwelt gelangen. Die meisten Wanderer nehmen zwar ihren Müll wieder mit, aber es bleibt genug liegen, dass regelmäßige Sammelaktionen und Kampagnen notwendig sind.“

Am 27. September lädt die Weidegenossenschaft Molln ab 10 Uhr zum 12. öffentlichen Almabtrieb von der Brettmaisalm (neben der Grünburgerhütte) in Steinbach an der Steyr. Gegen 11.15 Uhr wird das Almvieh beim „Kremesbichler“ im Dorngraben beim Festzelt erwartet. Dieses Fest ist nicht nur ein kulturelles Highlight, sondern auch ein Symbol für die Bedeutung der Almwirtschaft.

„Der Almabtrieb zeigt, was unsere Almen leisten – für die Landwirtschaft, für die Natur und für die Gesellschaft. Die Alm ist kein Selbstläufer: Sie braucht Menschen, die gerne dort arbeiten und eine Gesellschaft, die ihren Wert erkennt“, sagt Feßl.

Einen Überblick über Oberösterreichs Almen verschafft die Homepage www.almanach-oberoesterreich.at. Dort werden nicht nur sämtliche Almen und Wanderrouten des Bundeslandes dargestellt, sondern man erfährt auch allerhand Wissenswertes über die Almen.

Die Homepage www.unsere-almen.at ist ein Portal für alle, die von und mit der Alm leben. Das Internet-Portal bietet spannende Einblicke in den Almalltag, die Bewirtschaftungsformen, Brauchtum, Geschichte, Tierwohl und Tiergesundheit.


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