Eine nicht enden wollende Diskussion: Entscheidung bezüglich Skigebietsentwicklung in der Pyhrn-Priel Region gefordert
PYHRN-PRIEL. Seit Jahren wird diskutiert, Pläne werden entwickelt und wieder verworfen – viele Menschen in der Pyhrn-Priel Region sind vom Thema Skigebietsentwicklung bereits genervt und wollen endlich eine Entscheidung.
Helmut Gössweiner aus Edlbach spricht aus, was sich viele schon lange denken: „Da muss endlich was passieren!“ Der 72-Jährige erinnert daran, dass bereits im Jahr 1978 eine Skigebietserweiterung der Wurzeralm angedacht wurde. Für die Skilifte von Roßleithen hinauf zur Wurzeralm war bereits alles auf Schiene, doch es kam anders.
Das Projekt wurde durch regionale politische Differenzen zu Fall gebracht. Es gab die Befürchtung, dass der Wurbauerkogel als Wintersportgebiet mit dem neuen Angebot in Roßleithen sterben würde.
Entwicklungskonzept für den Wintertourismus
Der heutige Direktor des Nationalparks Kalkalpen, Erich Mayerhofer, hat damals als Student für das Österreichische Institut für Raumplanung Statistiken über das „Seilbahnprojekt Dümlerhütte“ geliefert, die er in seine Dissertation integriert hat: „Das Institut hat damals ein Entwicklungskonzept für den Wintertourismus erstellt. Ein Teil davon war ein ganz konkreter Vorschlag wie man von Roßleithen mit Liften auf den Stubwiesrücken kommt. Ich habe zwar keine Skigebietsplanung gemacht, war aber bei den Begehungen des Gebietes dabei.“
„Fläche ,Hals“ nicht Nationalpark würdig“
Mayerhofer, der sich derzeit mit einer allfälligen Erweiterung des Nationalparks beschäftigt, ist der Meinung, dass „Naturschutzgebiete nicht 1:1 in den Nationalpark integriert werden müssen. Die konkrete Fläche ,Hals“ zwischen Roter Wand und Stubwieswipfel wäre beispielsweise nicht Nationalpark würdig. In diesem Bereich sehe ich keine Konfrontationen mit einer möglichen Nationalparkerweiterung.“
Vorsprache bei Landesrat Manfred Haimbuchner
Ein Schreiben aus dem Jahr 2012, bei dem sich der Mehrheitseigentümer der Hinterstoder-Wurzeralm (HIWU) Bergbahnen AG, Peter Schröcksnadel, dem Projekt gegenüber nicht abgeneigt zeigte, animierte Helmut Gössweiner, sich dafür einzusetzen. In dem E-Mail vom 12.04.2012 von Schröcksnadel an Günther Sulzbacher heißt es: „(...)eine Anbindung der Wurzeralm zu den Roßbetrieben muss meines Erachtens nach der erste Schritt sein, bevor man an eine Anbindung an Hinterstoder denkt.“ Gössweiner besuchte daraufhin mit den regionalen Bürgermeistern und dem WKO-Bezirksstellenleiter den Landesrat Manfred Haimbuchner (FPÖ), um ihm diese Variante vorzustellen. Doch die Idee wurde nicht weiter verfolgt, als das „Tunnelprojekt“ als Verbindung zwischen Hinterstoder und Wurzeralm aufkam.
Seilbahnvariante Roßleithen
„Das Ganze wird mir schon zu blöd. Es schleppt sich dahin, nichts geht weiter“, so Helmut Gössweiner, der das Seilbahnprojekt in Roßleithen nicht aufgibt: „Das Gebiet wäre durch eine neue Seilbahn mit einer zweiten Abfahrt sicher attraktiver.“ Seine Idee sind zwei Seilbahnen, wobei eine die bestehende Materialseilbahn Roßleithen-Dümlerhütte ersetzen würde. Doch dazu müsste das Naturschutzgebiet Warschenek um einen Korridor unterbrochen werden.
Acht Schutzgebiete kesseln Roßleithen und Windischgarsten ein
„Roßleithen und Windischgarsten sind von acht Schutzgebieten eingekesselt. Am meisten betroffen sind wir vom Schutzgebiet 2 Warschenek“, so Gössweiner. Dieses wurde von der oö. Landesregierung einstimmig zum Naturschutzgebiet erklärt.
Kein positives Naturschutzgutachten für ein Einreichprojekt im bestehenden Naturschutzgebiet möglich
Gössweiner hat im Oktober 2015 einen Antrag bei der Naturschutzbehörde gestellt. In einer schriftlichen Antwort seitens der Landesregierung (Abteilung Naturschutz) heißt es, dass aufgrund der Alpenkonvention kein positives Naturschutzgutachten für ein Einreichprojekt im bestehenden Naturschutzgebiet erstellt werden könne. Dazu meint Gössweiner: „Das Naturschutzgebiet ist ein Landesgesetz, das man überdenken kann. Sonst könnte man nie etwas bauen und wir könnten zu diskutieren aufhören.“
Zudem sei laut der Abteilung Naturschutz ein „detailliertes Projekt mit sämtlichen geplanten Maßnahmen“ vorzulegen. „Ich bin kein Seilbahnplaner, das ist ein Thema, das die HIWU angehen könnte“, so Helmut Gössweiner.
Herzensprojekt der Region
Herbert Gösweiner, Vorsitzender des Tourismusverbandes Pyhrn-Priel, ist grundsätzlich jeder Variante gegenüber offen: „Die Wurzeralm muss größer werden und die Verbindung zur Dümlerhütte würde ich als ersten richtigen Schritt sehen.“ Das Projekt von Helmut Gössweiner sei auch ein Herzensprojekt der Region: „Diese Variante hat viele Vorteile wie Schneesicherheit, Landschaft, Attraktivität und die gute Erreichbarkeit von Windischgarsten aus.“
Die Roßleithner Bürgermeisterin, Gabriele Dittersdorfer zeigt sich skeptisch: „Diese Version müsste natürlich einer genauen Überprüfung unterzogen werden, schon alleine wegen der Parkflächen, etc. Die Verbindung zu Vorderstoder mittels Shuttle-Bussen wäre natürlich auch eine Möglichkeit, ob das jedoch der Stein der Weisen ist, sei dahingestellt.“
Projekt nicht realisierbar
Für Helmut Holzinger, Vorstand der HIWU Bergbahnen AG kommt das „Seilbahnprojekt Dümlerhütte“ nicht in Frage: „Das ist eine alte Diskussion. Wir werden das nicht mehr in Erwägung ziehen.“ Laut Holzinger müssten sehr viele Liftanlagen gebaut und eine Lawinenverbauung errichtet werden. „Es wäre technisch, wirtschaftlich, naturschutzrechtlich und verkehrstechnisch nicht realisierbar“, so der HIWU-Vorstand. „Die Abfahrt Roßleithen bringt uns nicht weiter. Wir brauchen mehr Pistenkilometer“, ist der Bürgermeister von Spital am Pyhrn, Ägidius Exenberger, überzeugt.
Mögliche Tunnellösung: Eine Variante, mit der alle leben könnten?
„Wir fordern immer noch eine naturnahe Verbindung mit kurzer U-Bahn und Teilstück durch das Loigistal in Vorderstoder. Das ist eine lawinensichere, schneesichere und vernünftige Variante, mit der alle leben könnten und die, meines Erachtens, am einfachsten realisierbar wäre“, so Helmut Holzinger. Damit würde das Gebiet Hinterstoder-Wurzeralm rund 85 zusammenhängende Pistenkilometer bieten. Diese Variante soll jetzt noch einmal naturschutzrechtlich geprüft werden. „Die Politik hat die Möglichkeit, Korridore freizugeben. Aber keiner traut sich drüber,“ meint Ägidius Exenberger.
Endgültige Entscheidung gefordert
„Der Ball ist nun in Linz. Die Politik ist gefordert, eine Lösung im Sinne der Region zu finden. Es soll am Ende nur Sieger geben“, so Holzinger. Die Roßleithner Bürgermeisterin Gabriele Dittersdorfer bringt es auf den Punkt: „Das Land – der Naturschutz – sollte endlich ja oder nein sagen und uns nicht alle jahrelang hinhalten. Es wird Zeit, dass das Thema eine endgültige Entscheidung erfährt und eine Lösung kommt, die für alle vertretbar ist und die Region weiterbringt und nicht spaltet.“
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