Brenner des Jahres 2019: "Das ist die höchste Auszeichnung, die man als Brenner haben kann"

Tips: Wie sind Sie zum Brennen gekommen?

Martin Schosser: Über meinen Vater (Maximilian Schosser), der die Brennerei 1989 gegründet hat, um Überschüsse aus der landwirtschaftlichen Heidelbeerproduktion zu verwerten. Die Brennerei hat sich dann sehr schnell sehr gut entwickelt und es wurde rasch das Sortiment erweitert. Seit 1996 bin ich aktiv im Betrieb dabei. Meinen ersten eigenen Brand durfte ich 1993 im Alter von 16 Jahren destillieren (natürlich unter strenger Aufsicht).

Tips: Führen Sie die Tradition genauso weiter wie Ihr Vater oder haben Sie sich mit der Zeit verändert?

Schosser: Mein Vater ist ja bereits 1998 verstorben, meine Mutter und ich haben die letzten 20 Jahre den Betrieb genauso weitergeführt wie er es aufgebaut hat. Ich habe mich aber aus mehreren Gründen vor einigen Jahren dazu entschlossen die Landwirtschaft völlig aufzugeben. Seit 2017 betreibe ich die Brennerei hauptberuflich. Ich habe in Ried im Traunkreis eine neue Brennerei errichtet wo ich aktuell arbeite. Ich würde aber dennoch sagen die Tradition weiterzuführen da ich kompromisslos auf Qualität setze und ausschließlich 100% Destillate erzeuge (das ist die höchste Qualitätsstufe), auch wenn man bei Geisten oder Verschnitten deutlich mehr verkaufen könnte (wegen niedrigerer Verkaufspreise).

Tips: Was macht einen besonders qualitativen Edelbrand aus?

Schosser: Ein besonders guter Edelbrand ist extrem fruchttypisch, fehlerfrei und harmonisch. Schon bei einem kleinen Schluck hat man eine Geschmacksexplosion, als ob man in das frische Obst beißt. So eine Qualität erreicht man nur über perfektes Obst, perfekte Vergärung und optimale Destillation. Jeder kleine Fehler führt zu Geschmackseinbußen. Beim Obst ist unter anderem die jeweilige Sorte und vor allem die Reife entscheidend – gutes Brennobst ist wesentlich besser als Supermarktware.

Tips: Wie viel Obst verarbeiten Sie jährlich und wie viele Liter Edelbrand entstehen daraus?

Schosser: Das ist unterschiedlich. Letztes Jahr waren es 30 Tonnen Obst und 20 Tonnen Trester. Heuer wird es wohl etwas weniger Trester aber dafür etwas mehr Obst werden. In Summe derzeit um die 50 Tonnen. Daraus entstehen (je nachdem was man gerade brennt) mehrere Tausend Liter Edelbrand.

Tips: Was bedeutet für Sie der Titel „Brenner des Jahres 2019“?

Schosser: Sehr viel. Das ist die höchste Auszeichnung, die man als Brenner haben kann. Es reichen schließlich Betriebe aus ganz Österreich ihre besten Produkte ein.

Tips: Haben Sie einen Lieblingsedelbrand?

Schosser: Ja, aktuell ist es die Brombeere 1998 aus der „Max Reserve“ Linie. Das Brombeeraroma ist sehr schwierig „einzufangen“, aber wenn es gelingt, ist es extrem vielschichtig und komplex. Bei der 98er Brombeere ist das außergewöhnlich gut gelungen. Das wurde auch von der Jury gewürdigt – mit 98 von 100 Punkten ist das sehr nahe an der Perfektion.

Tips: Wie alt ist ihr ältester Edelbrand – und was, wenn ein lange gereifter Edelbrand ausgeht?

Schosser: Unser ältester Edelbrand ist aus dem Jahr 1995, also 24 Jahre alt und gerade mit unserer Reservelinie „Max Reserve“ in den Verkauf gegangen! Wenn er aus ist, ist er aus. Wobei ich mir schon das eine oder andere Flascherl für meinen Privatkeller auf die Seite legen werde.

Tips: Tüfteln Sie manchmal an besonders ausgefallenen Sorten?

Schosser: In den letzten Jahren eher weniger, da hat einfach die Zeit gefehlt. Ich habe aber schon die eine oder andere Idee im Hinterkopf die ich die nächsten Jahre mal ausprobieren möchte.

Tips: Welche Hobbies haben Sie außer der Brennerei?

Schosser: Ich gehe in meiner Freizeit gerne Sportklettern an die Felsen in der Umgebung und natürlich meine Familie (meine Frau und zwei Kinder)

Tips: Haben Sie Zukunftspläne?

Schosser: So einige, da ich gerade begonnen habe, die Brennerei in Vollzeit zu betreiben. Es wird sich aber auf Obstbrände beschränken. Ich werde weder mit Whisky, Rum oder Gin beginnen, da es genug gibt, die das (sehr gut) machen.