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Neubau der Höss-Talstation am Parkplatz sorgt für große Aufregung

Olivia Lentschig, 19.05.2022 08:30

HINTERSTODER. Der geplante Neubau der Höss-Talstation erhitzt die Gemüter. Nach der öffentlichen Präsentation des Vorhabens blieben einige Fragen offen. Tips hat bei HIWU-Vorstandsdirektor Helmut Holzinger nachgefragt und auch Opposition und Bürgermeister um Stellungnahme gebeten.

"Die Verlegung der Talstation an den Rand des Ortszentrums wird keine relevante Veränderung im Ablauf des Weges eines Skigastes haben", Helmut Holzinger.     Foto: V. Weihbold
photo_library "Die Verlegung der Talstation an den Rand des Ortszentrums wird keine relevante Veränderung im Ablauf des Weges eines Skigastes haben", Helmut Holzinger. Foto: V. Weihbold

Den Wünschen der Hinterstoder-Wurzeralm (HIWU) Bergbahnen AG gemäß, soll noch vor Jahresmitte der Spatenstich für die Verlegung der Höss-Talstation vom Ortszentrum hinaus zum Großparkplatz am Ortsbeginn sein. Mit rund 21,7 Millionen Euro sind die Kosten für Tal- und Bergstation, die etwa zweieinhalb Kilometer lange, neue Lifttrasse samt neuen Zehnerkabinenbahnen veranschlagt. Rund 3.200 Gäste pro Stunde – 800 mehr als aktuell – sollen künftig um zweieinhalb Minuten schneller bergwärts transportiert werden.

Kritiker äußern große Bedenken, dass Kaufkraft, Frequenz und Infrastruktur abwandern und das Ortszentrum veröden könnte.

Tips: Bei Ihrer Info-Veranstaltung haben Sie den Bedenken einiger Besucher, dem Ort mit diesem Bau jegliche Möglichkeit zu nehmen, sich zu entwickeln, entgegnet, es werde sich hier sicher eine Einigung finden lassen. Gibt es bereits Ideen oder Vorschläge für eine solche Einigung?

Helmut Holzinger: Die Verlegung der Talstation an den Rand des Ortszentrums wird keine relevante Veränderung im Ablauf des Weges eines Skigastes haben. Das Ende eines Skitages war immer schon die Talabfahrt, und die wird wie bisher zum Parkplatz führen. Es geht um die Frage: Wie bleiben die Gäste auch nach der Talabfahrt im Ort? Gibt es ein attraktives Angebot?

Tips: Existieren schon Konzepte für die Nachnutzung der aktuellen Talstation?

Helmut Holzinger: Wir leisten hier unseren Beitrag, indem wir gemeinsam mit der Gemeinde eine sinnvolle Nachnutzung der bisherigen Talstation planen. Zum einen wird das Gebäude für die Verwaltung und notwendige Personalzimmer genutzt. Zum anderen erarbeitet gerade eine Arbeitsgruppe, bestehend aus Mitgliedern des Gemeinderats und der Bergbahnen, ein Konzept einer attraktiven Nachnutzung im Innen- und Außenbereich. Angedacht sind etwa ein Indoor-Spielplatz, eine Kletterhalle, eine Anfängerpiste oder eine Bike-Strecke für Kids.

Kritikern dieses Vorhabens möchte Holzinger mit auf den Weg geben: „Uns geht es darum, gemeinsam ein für alle unsere Gäste attraktives Hinterstoder zu gestalten.“

„Der Tod für den Ort“

Karin Zörrer-Zeiner (Fraktionsobfrau Grüne Hinterstoder) kritisiert den fehlenden öffentlichen Diskurs und befürchtet den Verlust der touristischen Wertschöpfung.

Tips: Was halten Sie von dieser Idee und wird das die Wertschöpfung innerhalb der Gemeinde beeinflussen?

Karin Zörrer-Zeiner: Generell begrüße ich natürlich eine Erneuerung der Seilbahn auf die Hutterer Höss. Im Rahmen einer Studie der Gemeinde Hinterstoder (in den Gemeindenachrichten 2020/1 zu finden) zur bestmöglichen Lage einer Talstation hat Tourismusforscher Professor Peter Zellmann aber gesagt: „Die einzige Lösung ist es, die Talstation im Ort zu belassen, weil das eine Voraussetzung ist, die es woanders selten gibt. Ich bin mitten im Ort und habe alles fußläufig in unmittelbarer Umgebung. Außerdem ist alles um die Talstation herum belebt. Die Seilbahn am Parkplatz zu errichten, wäre der Tod für den Ort“.

Die Gemeinde Hinterstoder hat sich jahrzehntelang darum bemüht, den Ortskern zu stärken. Nun sehe ich die Gefahr, dass die Aktivitäten im Ort wieder zurückgehen. Die geplante neue Lage ist wohl die beste Lösung für die HIWU. Ob die Verlegung auch die beste Lösung für den Ort ist, das wurde nicht diskutiert.

Wir befürchten, dass nun ein großer Teil der touristischen Wertschöpfung, welche der Seilbahnbetrieb generiert, an die HIWU wandern könnte, etwa über direktes Betreiben von Bistro, Skidepot, Apres-Ski oder Verpachtung von Räumlichkeiten für diese Zwecke. Da das Konzessionsverfahren über den Bund läuft, hat die Gemeinde hier kein Mitwirkungsrecht über Flächenwidmungen – die HIWU kann die Seilbahn-Talstation auf einer als Parkplatz gewidmeten Fläche errichten. Bei der Infoveranstaltung zum Projekt durften Interessierte lediglich in Einzelgesprächen nach der Veranstaltung Fragen stellen. Ein öffentlicher Diskurs zum Projekt, den sich viele gewünscht hätten, konnte somit kaum stattfinden.

Tips: Welche längerfristigen Auswirkungen auf Land und Leute wird dieser Neubau haben?

Karin Zörrer-Zeiner: Ich befürchte, dass sich durch die Verlegung vor den Ort die Besucherströme stark ändern werden. Sollte dies eintreffen, betrifft das unsere örtlichen Unternehmen massiv. In Gesprächen mit Gewerbetreibenden wurde mir gesagt, dass das besonders in der Sommer/Herbst Saison ein Problem sein kann. Es könnte daher sein, dass die Nahversorger ADEG und Spar sowie unsere anderen touristischen Unternehmen Einbußen hinnehmen müssen oder gar ihren Geschäftsbetrieb aufgeben. Es ist mir auch noch unklar, wie die Besucherinnen und Besucher in Zukunft zu Fuß überhaupt in den Ort kommen werden. In den präsentierten 3-D-Plänen der HIWU sind Gehwege, Tennisplatz oder Parkplätze der HIWU nicht eingezeichnet. Ich befürchte, dass in der Planung dieser Aspekt kaum eine Rolle gespielt hat. Auch unser Ortsbild wird sich durch das Projekt massiv verändern. Seilbahnstation, Seile und Gondeln werden unübersehbar den Ortseingang prägen. Unser Ort wird nicht mehr derselbe sein, der er einmal war.

„Ort lebt vom Tourismus“

Bürgermeister Klaus Aitzetmüller (ÖVP) sieht darin eine Zukunftschance für den Ort, die proaktiv und im gemeinsamen Miteinander angegangen werden sollte.

Tips: Wie stehen Sie als Ortschef zu diesem Vorhaben?

Klaus Aitzetmüller: Die Investition der HIWU AG ist für die Tourismusgemeinde Hinterstoder sehr wichtig und aufgrund der auslaufenden Konzession unbedingt notwendig. Die Seilbahn ist sicherlich einer der wesentlichen Frequenzbringer für den Ort. Es wurde eine betriebswirtschaftliche Entscheidung der Eigentümer getroffen, die entsprechend und nachvollziehbar begründet wurde. In Zusammenhang mit der versprochenen attraktiven Nachnutzung der ,alten“ Talstation, sehe ich damit auch verbunden Zukunftschancen für diesen Ortsteil. Das werden wir aber proaktiv angehen müssen.

Tips: Wo sehen Sie Vorteile beziehungsweise Nachteile?

Klaus Aitzetmüller: Es wurde lange und intensiv über Standorte diskutiert. Für jeden Standort gibt es ein Für und Wider. Ein Nachteil ist sicherlich, dass Betriebe im betroffenen Ortsteil Frequenzen verlieren werden. Darunter ein Betrieb, den die Verlagerung leider massiv betrifft. Ein Vorteil des in zirka 150 Meter Luftlinie entfernten Standortes ist, dass dieser Bereich natürlich entsprechend neu gestaltet werden kann. Die Talstation der Seilbahn bleibt trotzdem im Ort. Verkehrstechnisch wird es in diesem Ortsteil ruhiger, was durchaus im Sinne der Verweilqualität von Einwohnern und Gästen in diesem Bereich ein Vorteil sein kann. Der größte Vorteil ist natürlich, im Ort wird investiert. Gerade in diesen Zeiten auch ein positives Signal.

Tips: Welche längerfristigen Auswirkungen auf Land und Leute wird dieser Neubau haben?

Klaus Aitzetmüller: Die neue Situation ist für unseren Ort eine Herausforderung. Es bedeutet eine Veränderung und eine Verlagerung der Frequenzen. Eine neue Seilbahn schafft sicherlich zusätzliche, neue Frequenzen. Damit ist gleichzeitig eine Chance verbunden. Gemeinsam mit der attraktiven Gestaltung und einer zukunftsorientierten Nutzung der ,alten“ Talstation sowie des unmittelbar verbundenen Geländes können völlig neue Möglichkeiten entstehen, die interessante Frequenzen schaffen. Ideen dafür sind vorhanden, wir müssen jetzt möglichst zeitgleich die Realisierung schaffen. Dieses Projekt ist für Hinterstoder sehr wichtig. Unser Ort lebt vom Tourismus. Die Seilbahn braucht ein attraktives Umfeld sowie die weiteren Tourismusbetriebe. Diese wiederum brauchen die Seilbahn. Das Miteinander ist gefragt.

Bevölkerung und Betriebe sind vom Projekt unterschiedlich betroffen. Das hat auch mit der jeweiligen Nähe des Standortes zu tun. Es geht letztendlich um den größten gemeinsamen Nenner, den ein solches Projekt benötigt. Es wird immer unterschiedliche Zugänge geben, weil wir Gott sei Dank eine Bevölkerung mit unterschiedlichen Sichtweisen haben.


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