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Österreichs erste Anlage zur CO2-freien Wasserstoff-Erzeugung steht in Kremsmünster

Susanne Winter, MA, 28.09.2023 17:12

KREMSMÜNSTER. Im RAG Energy Valley in Krift (Kremsmünster) ist die österreichweit erste Methan-Elektrolyse Anlage in einem industriellen Umfeld in Betrieb gegangen. Mit der Demonstrations-Anlage werden Wasserstoff und fester Kohlenstoff mittels Sonnenstrom aus Methan (Erdgas) erzeugt, ohne dass dabei CO2-Emissionen entstehen. Internationale Gastunternehmen zeigen großes Interesse an der neuen Technologie und besichtigen die Anlage im Kremstal.

  1 / 10   V.l.: Bürgermeister Franz Karlhuber (Wartberg), Wirtschafts-Landesrat Markus Achleitner, Markus Mitteregger, CEO der RAG Austria AG, Bundesminister für Bergbau Magnus Brunner und Bürgermeister Gerhard Obernberger (Kremsmünster) (Foto: Winter)

Die RAG (renewables and gas) Austria AG geht einen neuen innovativen Weg in der Wasserstoff-Erzeugung. „Das Erdgas aus unserer eigenen heimischen Produktion wird mithilfe von Sonnenstrom, den wir auch hier vor Ort produzieren, CO2-neutral in festen Kohlenstoff und Wasserstoff zerlegt“, erklärt Markus Mitteregger, CEO der RAG Austria AG. Beispielsweise werden aus vier Kilogramm Erdgas mittels zehn Kilowattstunden Sonnenstrom im sogenannten Plasmalyzer der Anlage in 200 Millisekunden ein Kilogramm Wasserstoff und drei Kilogramm Kohlenstoff sowie fünf Kilowattstunden Wärme erzeugt.

Geringerer Energieaufwand in der Produktion von Wasserstoff

Ein Vorteil gegenüber alternativen Erzeugungswegen für erneuerbaren Wasserstoff, ist der deutlich geringere Energieaufwand. So wird bei der Aufspaltung von Methan nur knapp ein Fünftel des Energieeinsatzes im Vergleich zur Wasser-Elektrolyse benötigt. Entwickelt wurde diese innovative Klimatechnologie von der Graforce GmbH aus Berlin.

Durch die Methan-Elektrolyse, auch Plasmalyse genannt, erhält man zudem nicht nur speicherbaren und klimaneutralen Wasserstoff, sondern auch den für Landwirtschaft und Industrie wichtigen und derzeit knappen Rohstoff, festen Kohlenstoff (“Solid Carbon“).

Fester Kohlenstoff ist wichtiger Rohstoff

Hochreiner fester Kohlenstoff wird beispielsweise zur Bodenverbesserung verwendet. Durch intensive Landwirtschaft ist über Jahrzehnte nahezu 50 Prozent Kohlenstoff im Boden verloren gegangen. Durch den Klimawandel kommen weitere Herausforderungen, wie Trockenheit, hinzu. Erste Ergebnisse zur landwirtschaftlichen Anwendung von Kohlenstoff zeigen, dass dieser die pflanzliche Nährstoffverfügbarkeit und die Trockenstress-Resistenz der Pflanzen verbessert.

Weiters ist Kohlenstoff ein wertvoller Rohstoff für die Industrie und wird für die nachhaltige Produktion von Baustrukturen, Batterien, Computerchips, Kohlenstofffasern und carbonbasierter Materialien verwendet. Sie finden in zahlreichen Branchen wie der Medizintechnik, der Luft- und Raumfahrt, Sport- und Freizeitbranche oder Hightechindustrie Verwendung. Insgesamt forschen derzeit etwa 120 Wissenschaftler der Montanuniversität Leoben in diesem Gebiet.

Mit Wasserstoff betriebenes Blockheizkraftwerk

Der produzierte Wasserstoff wird in RAG-Energiespeichern wie dem „Underground Sun Storage“ in Pilsbach und Gampern (Bezirk Vöcklabruck) saisonal gespeichert oder als Industrie-Wasserstoff verwendet. Im Blockheizkraftwerk der RAG in Kremsmünster, dem ersten 100 Prozent Wasserstoffkraftwerk Österreichs, wird der Wasserstoff für die Eigenstrom- und Wärmeversorgung des Standorts genutzt. In den kommenden Wintern können die Energie-Überschüsse auch zur Versorgung von bis zu 800 Haushalten mit Fernwärme und Strom in der Region Kremsmünster genutzt werden.

Die Bevölkerung im Kremstal profitiert auch in weiteren Punkten von der neuen Technologie. „Die Arbeitsplätze am Standort sind gesichert und auch die Dienstleistungen aller Unternehmen, mit denen wir zusammenarbeiten, nutzen wir weiterhin. Wir wollen den Standort zudem weiter ausbauen“, informiert Markus Mitteregger und durch das breite Interesse an der Anlage habe man „eine Art Industrie-und Öko-Tourismus geschaffen.“

Rundweg mit Infotafeln

Um Akzeptanz für diese Technologie zu schaffen, macht die RAG diese auch der Bevölkerung zugänglich. Auf einem Rundweg um das Gelände des „Energy Valley“ mit Infotafeln ist es jederzeit möglich, sich selbst von der Innovation zu überzeugen. Bundesminister für Bergbau, Magnus Brunner und Wirtschafts-Landesrat Markus Achleitner (beide ÖVP) sind den Rundweg bereits gegangen. „Wir werden in Zukunft Technologie-Offenheit in der Politik brauchen. Die Rohstoffe, die wir in Oberösterreich zur Verfügung haben, gehören intelligent – im Sinne der Kreislaufwirtschaft – genutzt“, betonte Markus Achleitner und sicherte die Unterstützung seitens Politik zu: „Die nötige Aufrüstung der Wasserstoff-Infrastruktur wird möglich sein.“


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