„Läuft alles sehr familiär ab“ – ein Tag beim Roten Kreuz in Kirchschlag
KIRCHSCHLAG. Wenn über das Funkgerät zu einem Notfall gerufen wird, muss alles schnell gehen. Wie sich die Sanitäter des Roten Kreuzes darauf vorbereiten und was während einer einsatzfreien Zeit gemacht wird, zeigten die Sanitäter der Dienststelle Kirchschlag.
Um sechs Uhr, wenn die Kirchenglocken läuten, brechen die Sanitäter für den Tagdienst zu den beiden Einsatzfahrzeugen auf. Nicht weil ein Einsatz ansteht, sondern um die Autos und das Equipment auf ihre Funktionstüchtigkeit und Vollständigkeit zu überprüfen. Von der kleinen Diagnostikleuchte über die Puls-Manschetten bis zum Defibrillator wird alles gründlich kontrolliert. Danach geht es zurück in den Aufenthaltsraum. Bei Kaffee und Gesprächen wird sich die Zeit bis zum ersten Einsatz vertrieben. Dann der Signalton durch das Funkgerät: Das Display zeigt die Meldung „Herzbeschwerden“. Die drei verständigten Sanitäter schnappen sich die Jacken und sind schon weg. Weitere Informationen zur Person und Ort bekommen sie über den Terminal im Einsatzwagen. Über eine Stunde sind sie unterwegs, denn der Patient musste nach Linz ins Krankenhaus gebracht werden. Nach dem Einsatz muss sofort der Einsatzbericht, mit Angaben zum Vorfall und zum Patienten, vorgenommene Erste-Hilfe-Maßnahmen und welche Sanitäter vor Ort waren, ausgefüllt werden.
Ausbildung für Zivildienst
Um Sanitäter zu werden, braucht es zunächst ein Monat Ausbildung, der ein weiteres Monat Praktikum folgt. Zivildiener können diese Ausbildung während dem Zivildienst absolvieren oder aber schon davor, um dann gleich als fertig ausgebildeter Rettungssanitäter zu starten. Einer jener Auszubildenden ist Alexander Pichler. Er ist gerade dabei, das Praktikum bei der Dienststelle Kirchschlag, seinem Heimatort, zu absolvieren und tritt dort dann im Herbst auch den Zivildienst an. Während dem Praktikum sollen die künftigen Sanitäter auch außerhalb der Einsätze Erste-Hilfe-Maßnahmen üben. Ebenfalls in Kirchschlag im Einsatz ist Tobias Schmoigl. Der freiwillige Sanitäter übt mit dem angehenden Zivildiener unter anderem das Puls- und Blutdruckmessen. Sobald alle erforderlichen Übungen selbstständig und fehlerfrei durchgeführt werden können, kann die Prüfung zum Sanitäter angetreten werden.
Gemeinschaft ist wichtig
Schmoigl macht momentan die Ausbildung zum Krankenpfleger. Dadurch bleibt für ihn während dem Semester wenig Zeit, Dienste zu übernehmen, außer gelegentliche Nachtdienste. In den Ferien jedoch ist er gerne beim Roten Kreuz in Kirchschlag. Der eigentlich gebürtige Linzer erklärt, warum Kirchschlag sowohl für den Zivildienst, als auch für den darauf folgenden Dienst als Freiwilliger seine Wunsch-Dienststelle war. „In Kirchschlag läuft alles sehr familiär ab. Es ist eine richtige Gemeinschaft, man kennt sich. Es gibt auch oft Grillereien oder Garagenfeste. Deshalb bin ich auch nach dem Zivildienst als Freiwilliger in Kirchschlag geblieben.“ Die Kirchschlager Belegschaft setzt sich momentan aus 90 Freiwilligen, drei beruflichen Sanitätern und drei Zivildienern zusammen. Ein Drittel des Kirchschlager Roten Kreuzes sind Frauen. Diese können im Sommerkurs oder berufsbegleitend die Ausbildung zum Sanitäter machen. Außerdem ist in der Nacht sowie an Wochenenden der Hausärztliche Notdienst in der Kirchschlager Dienststelle. Nachtdienste werden meist von Freiwilligen übernommen, die am Tag arbeiten oder studieren. „Nachtdienste sind wie ein Pokerspiel, manchmal kommst du ein wenig zum Schlafen, manchmal bist du aber auch die ganze Nacht unterwegs“, meint Zivildiener Marcel Gusenbauer.
Jederzeit bereit
Nach dem Einsatz am Morgen bleibt es am Vormittag seitens des Funkgeräts ruhig. „Man merkt schon, dass sich die Leute in der Urlaubszeit im Verkehr anders verhalten, wodurch weniger passiert. Auch im Morgenverkehr ist viel weniger los“, so der Berufssanitäter Markus Hehenberger. Die Sanitäter beginnen zu lesen, die Zeitung durchzublättern und Kreuzworträtsel zu machen. Mittagessen bekommen die Sanitäter im Altenheim Hellmonsödt. Jedoch gilt immer, zu jeder Zeit: Kommt währenddessen über das Funkgerät ein Einsatz, wird alles stehen und liegen gelassen. Die Rettungswägen stehen dann bereit vor der Tür, damit sofort zum Einsatzort gefahren und mit Erste-Hilfe-Maßnahmen den Patienten geholfen werden kann.
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